Vivian Suter
A Stone in the Lake
28.4. – 18.6.2023
Der lichtdurchflutete ikonische Ausstellungsraum der Secession, der in einen hinter dem Gebäude gelegenen kleinen Park führt, scheint ideal für die Präsentation des Werks der Malerin Vivian Suter zu sein.
Seit den frühen 1980er-Jahren lebt die argentinisch-schweizer Künstlerin Vivian Suter in Panajachel, Guatemala, am Ufer des von Vulkanen umgebenen Atitlán-Sees auf einer ehemaligen Kaffeeplantage fernab der Kunstwelt und viele Jahre von dieser auch weitgehend unbeachtet. Seit ihrer Teilnahme an der documenta 14 in Athen und Kassel (2017) findet ihre Arbeit jedoch große Beachtung und wird international ausgestellt.
Ihr malerisches Oeuvre spiegelt vor allem seit zwei verheerenden Naturkatastrophen in den Jahren 2005 und 2010 – gewaltige Erdrutsche, die ihre in einer Scheune gelagerten Arbeiten mit Schlamm überzogen und vermeintlich zerstörten – ein enges Zusammenspiel von Kunst und Natur wider. Diese Ereignisse stellen quasi einen Wendepunkt im künstlerischen Schaffensprozess dar, haben sie doch das Verständnis der Künstlerin von Autorschaft und kreativem Prozess grundlegend und nachhaltig verändert. Betrachtete sie die Spuren der Naturereignisse zunächst noch als Zerstörung ihrer Leinwände, änderte sie ihre Perspektive darauf radikal und begriff fortan das Wechselspiel mit der Natur als produktiven kreativen Prozess. Seitdem arbeitet sie an ihrem beeindruckenden malerischen Werk im Atelier und unter freiem Himmel und setzt die meist großformatigen, farbkräftigen Malereien bewusst auch der Witterung aus. Der tropische Garten ist ihre Spielfläche, die Leinwände liegen auf dem sandigen Boden oder hängen an Bäumen; Staub, Matsch, Blätter, Mangos und Insekten hinterlassen ihre Spuren, ebenso wie ihre Hunde, die über die Leinwände spazieren oder darauf liegen – ihre Malerei ist sowohl von organischen Prozessen, dem Prinzip der Metamorphose, als auch dem Zufall beeinflusst.
In der für sie charakteristischen Weise hängen in der ersten umfassenden institutionellen Ausstellung in Österreich rund 400 lose Leinwände aus unterschiedlichen Schaffensperioden dicht an dicht von der Decke und an den Wänden und schaffen eine Situation nicht unähnlich der, in der sie entstanden sind – dem dichtbewachsenen dschungelartigen Grundstück der Künstlerin.
Eine zum Park hin offene Türe lässt Luftzüge, die die hängenden Leinwände in Bewegung versetzen, ebenso hereinströmen wie die Geräuschkulisse der unmittelbaren Umgebung – eine Mischung aus Verkehrslärm und Vogelgezwitscher. Eine weitere akustische Komponente geht auf eine Zusammenarbeit von Vivian Suter mit ihrem Sohn Frank Wild zurück, die anlässlich dieser Ausstellung in seinem Tonstudio einen Song neu aufgenommen haben, den sie in den 1980er-Jahren geschrieben hat.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, herausgegeben von der Secession und GAMeC, mit einer künstlerischen Intervention von Vivian Suter, Essays von Lorenzo Giusti und Dieter Roelstraete zur Verbindung von Suters Schaffen zu ihrem Wohnort und der Landschaft und einem Gespräch der Künstlerin mit Jeanette Pacher über ihre familiäre Verbindung nach Wien. Das reich bebilderte Buch enthält hunderte Fotos von Suters Arbeitsprozess und Alltag in Panajachel, dokumentiert von der Künstlerin mit ihrem Handy.
Mit Vivian Suter. Home ist bei GAMeC – Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea in Bergamo von 23. Juni bis 24. September 2023 eine von Lorenzo Giusti kuratierte, korrespondierende Einzelausstellung zu sehen.
Parallel zu Suters Ausstellung in der Secession wird von 5. Mai 2023 bis 7. Jänner 2024 das Werk ihrer Mutter Elisabeth Wild in der von Marianne Dobner kuratierte Personale Fantasiefabrik im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien zu sehen sein.
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geboren 1949 in Buenos Aires (Argentinien), lebt und arbeitet in Panajachel (Guatemala).