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/Beethovenfries

Der Beethovenfries zählt zu den Hauptwerken Gustav Klimts und gilt als einer der Höhepunkte des Wiener Jugendstils.
Gustav Klimt, Beethovenfries, 1902, Detail, Foto: Jorit Aust
Gustav Klimt, Beethovenfries, 1902, Detail, Foto: Jorit Aust

/Die Beethoven-Ausstellung 1902

Gustav Klimt gestaltete den berühmten Beethovenfries für die XIV. Ausstellung der Vereinigung Bildender KünstlerInnen Österreichs Secession, die vom 15. April bis 27. Juni 1902 stattfand. In dieser Ausstellung – als Hommage an den Komponisten Ludwig van Beethoven konzipiert – erfuhr die Idee des secessionistischen Gesamtkunstwerks ihre beste Ausprägung. Unter der Leitung von Josef Hoffmann wirkten insgesamt 21 Künstler an der Ausstellung mit.

 

Das Zentrum der Ausstellung bildete die im Hauptraum platzierte Beethovenstatue von Max Klinger, neben Klimts Beethovenfries waren Wandmalereien und Dekorationen von Alfred Roller, Adolf Böhm, Ferdinand Andri und zahlreichen anderen Künstlern zu sehen. Erklärtes Ziel der Ausstellung war es, die einzelnen Künste – Architektur, Malerei, Skulptur und Musik – unter einem gemeinsamen Thema erneut zusammenzuführen: das „Kunstwerk“ sollte sich aus dem Zusammenspiel von Raumgestaltung, Wandmalereien und Skulptur ergeben.

 

Klimts monumentaler Wandzyklus befand sich im linken Seitensaal, den die Besucher*innen der Ausstellung zuerst betraten. Ein Durchbruch in der Wand gab den Blick auf Max Klingers Beethovenstatue frei und verwies schon beim Eintritt auf das Zusammenwirken von Architektur, Malerei (Klimts Beethovenfries) und Skulptur (Klingers Beethoven).

 

Die XIV. Ausstellung zählte beinahe 60.000 Besucher*innen und wurde damit zu einem der größten Publikumserfolge der Secession. Darüber hinaus war sie von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung Klimts und zahlreicher anderer teilnehmender Künstler: das Ideal des Zusammenwirkens der verschiedenen Künste und die in der Beethovenausstellung erprobte Zusammenarbeit wurden u.a. von der Wiener Werkstätte erfolgreich weitergeführt.

Geschichte des Beethovenfrieses

Zwischen der aufsehenerregenden Erstpräsentation von Gustav Klimts Beethovenfries im Kontext der XIV. Ausstellung der Secession 1902 und der endgültigen Aufstellung im Untergeschoss der Secession im Jahr 1986 liegt eine bewegte Geschichte. Der Beethovenfries war ursprünglich nur als ephemeres Kunstwerk gedacht und sollte – wie die anderen Dekorationsmalereien auch – nach Ende der Ausstellung abgetragen und zerstört werden. Es ist einer glücklichen Fügung zu verdanken, dass der Fries nicht wie geplant zerstört wurde: die Secession sollte im folgende Jahr eine große Klimt-Retrospektive (XVIII. Ausstellung 1903) präsentieren und man beschloss, das Kunstwerk vorerst an Ort und Stelle zu lassen.

 

1903 erwarb der Mäzen und Kunstsammler Carl Reinighaus den Fries, der in 8 Teile zersägt von der Wand genommen und 12 Jahre in einem Möbeldepot in Wien gelagert wurde, bis Reininghaus den Fries 1915 wiederum an den Industriellen August Lederer verkaufte, der gemeinsam mit seiner Frau Serena Lederer zu den wichtigsten Förderern Klimts zählte und zu diesem Zeitpunkt die wohl umfangreichste und wichtigste Sammlung von Klimt-Bildern in Privatbesitz sein Eigen nannte.

 

1938 wurde die Familie Lederer, wie so viele Familien jüdischer Abstammung, enteignet. Der Beethovenfries wurde somit „staatlicher Verwaltung“ unterstellt und ging erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder offiziell in den Besitz des inzwischen in Genf ansässigen Erben Erich Lederer über. 1972 wurde der Beethovenfries, nachdem sich Bundeskanzler Bruno Kreisky persönlich für den Ankauf eingesetzt hatte, von der Republik Österreich erworben. 2013 regte die Erbengemeinschaft nach Erich Lederer die Rückgabe an. Nach eingehender Prüfung auf der Grundlage des 2009 in Kraft getretenen Kunstrückgabegesetzes wurde 2015 vom Kunstrückgabebeirat empfohlen, den Beethovenfries nicht zu restituieren.

 

Der Beethovenfries, der durch die mehrfachen Transporte und langjährige Einlagerungen in einem schlechten Erhaltungszustand war, wurde nach dem Ankauf durch die Republik binnen 10 Jahren unter der Leitung von Manfred Koller vom Bundesdenkmalamt Wien restauriert.

 

Im Zuge der Generalsanierung der Secession 1985 wurde schließlich im Untergeschoss ein Raum für den Beethovenfries geschaffen, dessen Maße der aus konservatorischen Gründen für den Fries notwendigen Klimakammer genau entsprechen und in dem der Fries unabhängig vom laufenden Ausstellungsbetrieb gezeigt werden kann.

Seit 1986 konnte der Wandzyklus in der Secession als Leihgabe der Österreichischen Galerie Belvedere wieder permanent der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Gustav Klimt, Beethovenfries, Raumansicht Secession

Gustav Klimt, Beethovenfries, 1902, Raumansicht Secession, Foto: Jorit Aust

Erdaushub für den Klimt-Raum im Untergeschoss der Secession

Erdaushub für den Klimt-Raum im Untergeschoss der Secession | Foto: Margherita Spiluttini

/Bildprogramm und Symbolik

"Der Beethovenfries wird zusammenfassend von drei wesentlichen Neuerungen geprägt: von der monumentalen, flächenhaften Isolierung der menschlichen Gestalt, von der inhaltsbetonenden Funktion der Linie sowie von der dominierenden Rolle der Ornamentik. Die Teilnahme am „Experiment Beethoven“ bildete für Klimt den Auftakt zu den Hauptwerken seiner „Goldenen Periode“. Heute gilt die monumentale Allegorie als Schlüsselwerk in der Entwicklung des Künstlers."

(Marian Bisanz-Prakken, Der Beethovenfries von Gustav Klimt und die Wiener Secession.)

In: Gustav Klimt – Beethovenfries, Secession 2002

 

Das Thema des Frieses bezieht sich auf Richard Wagners Interpretation der IX. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Die drei bemalten Wände bilden – beginnend an der linken Seitenwand – eine zusammenhängende Erzählung, die die Sehnsucht der Menschen nach dem Glück darstellt.

Zeitgenössische Kritik

Während viele Künstlerkollegen Klimts Beethovenfries enthusiastisches Lob zollten, reagierten die breite Öffentlichkeit und zeitgenössische Presse häufig mit Kopfschütteln und Empörung auf die Präsentation des Frieses. Das Werk Klimts, das sich heute so großer Beliebtheit erfreut, wurde von vielen seiner Zeitgenossen als unverständlich, skandalös und „obszön“ empfunden.

 

Im Falle des Beethovenfrieses war es vor allem die Stirnwand mit den „Feindlichen Gewalten“, die Empörung auslöste: Die Darstellungen von Krankheit, Wahnsinn, Tod und die eckig-expressive Figur des Nagenden Kummers wurden als „Wahngebilde“, „pathologische Szenen“ und „schamlose Karikaturen der edlen Menschengestalt“ angeprangert, die laszive Erotik der Gorgonen und die Darstellungen der Wollust und Unkeuschheit von vielen schlicht als „gemalte Pornographie“ verworfen.

Kunstrückgabebeirat
/Emmelyn Butterfield-Rosen. A New Look at the Beethoven Frieze

Emmelyn Butterfield-Rosen

A New Look at the Beethoven Frieze

Donnerstag, 16.11.2023, 18.30 Uhr

Vortrag in englischer Sprache anlässlich des 125jährigen Jubiläums der Secession

Eine Kooperation mit den Freunden der Secession 

 

In ihrem Buch Modern Art & the Remaking of Human Disposition (University of Chicago Press, 2021) stellt Emmelyn Butterfield-Rosen Gustav Klimts Beethovenfries als bahnbrechendes Kunstwerk an den Anfang der Moderne. Sie überrascht mit einer neuen Lesart der Ikonografie dieses Wandgemäldes, welches 1902 für eine temporäre Ausstellung zu Ehren von Beethoven in der Secession geschaffen wurde.

 

Mit besonderem Schwerpunkt auf grundlegenden Dimensionen der Darstellung von Körpern in Klimts Werk – körperliche Schwerelosigkeit, Auftrieb und das charakteristische Motiv des „schwebenden Kopfes" – wird der Vortrag zeigen, dass der Beethovenfries ein privilegiertes Artefakt ist, um ein viel breiteres Phänomen in der europäischen Kunst und Kultur um 1900 zu verstehen. Dieses basiert auch auf den neuen Erkenntnissen über das menschliche Bewusstsein und das Verhältnis von Geist und Körper in der Kunst. 

 

Emmelyn Butterfield-Rosen ist Professorin am Institute of Fine Arts der New York University. Sie promovierte an der Princeton University in Kunstgeschichte. 

/Raum- und Klangerlebnis Beethoven

Anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven bietet die Secession in Kooperation mit den Wiener Symphonikern im Jahr 2020 ein besonderes Raum- und Klangerlebnis. Für die Besucher*innen der Secession ist es nun erstmals möglich, den Beethovenfries von Gustav Klimt musikalisch untermalt zu erleben: Über Kopfhörer können sie den 4. Satz aus der Symphonie Nr. 9 d-moll op. 125 (Finale Presto – Allegro assai, Dauer ca. 20 Min.) in einer preisgekrönten Einspielung durch die Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan anhören. Somit wird auch die musikalische Inspiration Klimts für den Beethovenfries für die Besucher*innen erfahrbar: Der Beethovenfries, der in der Secession zu sehen ist, wurde als bildliche Darstellung der 9. Symphonie Beethovens geschaffen.

 

Die Wiener Symphoniker haben im Rahmen ihres Projekts Road to Beethoven erstmals alle Beethoven-Symphonien auf CD eingespielt. Aufgenommen wurden sie unter Leitung von Chefdirigent Philippe Jordan im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Im Finalsatz der 9. Symphonie sind zudem der Singverein unter Leitung von Johannes Prinz sowie die Solist*innen Anja Kampe, Daniel Sindram, Burkhard Fritz und René Pape zu hören.

 

Gustav Klimt hat den Beethovenfries für die XIV. Ausstellung der Secession 1902 gestaltet. Diese Ausstellung wurde als Hommage an den Komponisten Ludwig van Beethoven zu seinem 75. Todestag konzipiert, um die Idee des secessionistischen Gesamtkunstwerks umzusetzen und Architektur, Malerei und Skulptur unter einem gemeinsamen Thema zusammenzuführen.

 

Um die Jahrhundertwende wurde Ludwig van Beethoven als genialer, leidender Künstler geradezu kultisch verehrt. 21 Mitglieder der Künstlervereinigung inszenierten ihre Arbeiten rund um die Beethoven-Statue von Max Klinger im Zentrum der Ausstellung. Gustav Klimts monumentaler Wandzyklus befand sich ursprünglich im linken Seitensaal des Hauptraumes der Secession mit Blick auf die Statue.

Beethovenfries. Raum- und Klangerlebnis Beethovenfries. Raum- und Klangerlebnis | Foto: Zsolt Marton

Der Beethovenfries, ein Schlüsselwerk des künstlerischen Aufbruchs ins 20. Jahrhundert, verbildlicht eine Erzählung, die sich über drei Wände erstreckt: die Sehnsucht der Menschen nach dem Glück. In der Schlussszene leiten weibliche Gestalten als Sinnbilder der Künste in die ideale Sphäre der Kunst. Klimts Apotheose der Kunst zeigt ein sich küssendes Paar vor dem Chor der Paradiesengel und nimmt direkt Bezug auf Beethoven. „Freude, schöner Götterfunken! – Diesen Kuss der ganzen Welt“ heißt es in einer Passage aus dem Schlusschor von Beethovens 9. Symphonie, der auf Friedrich Schillers Ode an die Freude basiert.

 

Ludwig van Beethoven, 4. Satz aus der Symphonie Nr. 9 d-moll op. 125 / Finale Presto (23:19 min.)

Wiener Symphoniker, Dirigent: Philippe Jordan

SolistInnen: Anja Kampe, Daniela Sindram, Burkhard Fritz, René Pape

Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde, Chorleitung: Johannes Prinz

 

 

Partner:

https://www.secession.at/raum-und-klangerlebnis-beethoven/

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