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Gruppenausstellung
Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts
11.5. – 16.6.2013

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Unruhe der Form, Ausstellungsansicht, Secession 2013, Foto: Oliver Ottenschläger

Es ist ein fixer Bestandteil des Programms der Secession, einmal jährlich eine Gruppenausstellung auszurichten. Die dazu eingeladenen Kuratorinnen oder Kuratoren werden – ebenso wie die Künstlerinnen und Künstler – aufgefordert, unter der Prämisse der größtmöglichen inhaltlichen Freiheit ein neues Projekt für das Haus zu entwickeln. Zu den international angesehenen Persönlichkeiten, die in den vergangenen Jahren Gruppenausstellungen kuratierten, zählen etwa Pierre Bal Blanc, Moritz Küng und Catherine David.

 

In diesem Jahr setzt die Secession die Reihe mit einem besonderen Projekt fort, dem von Karl Baratta, Stefanie Carp, Matthias Pees, Hedwig Saxenhuber und Georg Schöllhammer kuratierten Ausstellungsparcours Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts mit dem überzeugenden Konzept, an den Schnittstellen von Bühne, Performance und bildender Kunst nach dem politischen Subjekt und möglichen Formen von ästhetischem Handeln zu fragen.

 

Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts

Auf welche Weise kann die aktuelle Kunst den Widerstand gegen ökonomische Strukturen befördern, an denen sie nolens volens selbst teilhat? Sind hinter den Fassaden ihrer als frei gedachten Räume die Potenziale des „Schwierigen“ und Nonkonformen nicht längst liquidiert worden? Muss das Projekt einer politischen Ästhetik jenseits eines medial verwertbaren Aktivismus nicht als abgebrochen oder verdrängt gelten? Und schließlich: Lässt sich diese „historische Aporie“ (wie man berechtigterweise sagen könnte) dergestalt zuspitzen, dass sich darin auch künstlerische Entwürfe von politischer Subjektivität neu entfalten können?

 

Fragen wie diese bilden den Ausgangspunkt des Projekts Unruhe der Form. Eingebunden in dieses genreübergreifende Ausstellungsprojekt sind die Räume der Secession sowie die benachbarten Ausstellungsflächen der Akademie der bildende Künste und des MuseumsQuartiers. Zusammen bilden diese Orte einen Parcours, der durch künstlerische Arbeiten, Lectures, Konzerte und Performances temporär belebt wird und – zwischen bildender und darstellender Kunst changierend – eine mögliche Agora der Zukunft ermisst und diese Fragestellungen auch in exemplarische Momente der Kunst der Moderne und der Avantgarden des letzten Jahrhunderts zurückblendet. Zudem setzt sich eine Reihe von AutorInnen in Form von Reden mit blinden Flecken der gegenwärtigen politischen Lage auseinander und versucht anzusprechen, was im öffentlichen Diskurs fehlt oder schlichtweg stört. Der Raum, den dieser Parcours öffnen will, ist als einer des ästhetischen Handelns gedacht, das sich in Akten der Subjektivierung und der Wortergreifung zeigt und vorgegebene Identitäten, Platzierungen und Sichtbarkeiten stört. Er plädiert gegen eine vorschnelle Auflösung der Potenziale der Kunst im Raum politischer Agitation und für die Aufrechterhaltung der Spannung zwischen interessiertem Gemeinsamen (also auch Geschichte) und interesselosem Singulären in einem formalistischen Akt. Dass die Kunst diese Spannung pflegt und nicht in Politik übergeht, darin, scheint uns, besteht ihr Widerstand auch. Denn es ist oft gerade der Moment der Unschärfe, der Verflüssigung von kondensierten formalisierten Bedeutungen und Strukturen, in dem die Beziehung von ästhetischer Arbeit, von Kunst und Politik offen werden.

 

Zum Beispiel im komplexen Beziehungsgeflecht zwischen bildender Kunst, Performance und Theater, zwischen Bild und Rede also, dem Unruhe der Form auch nachgeht. Figuren der Stimme als Medium der politischen Artikulation – die Ansprache, die Verteidigung und Anklage vor Gericht, die stilisierte Bühnenrede, das Gespräch oder die Deklaration eines zweifelhaften Rechtsakts, die Parole, die Debatte und die mediale Kontroverse stehen neben sich verschlüsselnden skulpturalen Positionen.

 

Uns jedoch erscheint, als berge diese scheinbar ausweglose historische Situation ein utopisches Potential, das heute umgesetzt werden kann, nämlich als künstlerisch formulierte Ideen zu einem politischen Subjekt, das auf Formen und Formate zurückgreift, die über die kurzlebige künstlerische Agitation und deren Zurschaustellung im Kunstbetrieb hinausgehen.

 

 

Ein Projekt von Wiener Festwochen, Akademie der bildenden Künste Wien und Secession in Kooperation mit Museumsquartier Wien




Künstler*innen
Thomas Arzt
Volkan Aslan
EBB & Neïl Beloufa

geboren 1985 in Paris, lebt und arbeitet in Montreuil.

Luo Bing
Brad Butler
Banu Cennetoğlu

geboren 1968 in Ankara, lebt in Istanbul.

Antonio Cosentino
Cordula Daus
Carola Dertnig

lebt und arbeitet in Wien.

Jimmie Durham

geboren 1940, lebt in Neapel und Berlin.

Mustafa Erdem Özler
Gustav Ernst
Tim Etchells
Antonio Fian
Heinz Frank
Franzobel
Dora García

geboren 1965 in Valladolid, lebt in Brüssel.

Thomas Glavinic
Ontroerend Goed
Dmitri Gutov

geboren 1960 Moskau, wo er auch lebt.

Wang Haian
Hannah Hurtzig
Elfriede Jelinek
Anna Jermolaewa
Schorsch Kamerun
Hassan Khan

geboren 1975 London, lebt in Kairo.

Július Koller
Chris Kondek

geboren 1962 in Boston, lebt in Berlin.

Zhang Mengqi
Karen Mirza
Rabih Mroué
Jia Nannan
Marina Naprushkina
Yasemin Özcan

geboren 1974 in Istanbul, wo sie auch lebt.

Iz Öztat
Henrik Olesen

geboren 1967 in Esbjerg, lebt in Berlin.

Boris Ondreička

geboren 1969 in Zlaté Moravce, lebt in Bratislava.

Ewald Palmetshofer
Judith Nika Pfeifer
Shu Qiao
Nuno Ramos
Milo Rau
Ad Reinhardt
David Riff
Kathrin Röggla
Ferdinand Schmatz
Tino Sehgal

geboren 1976 in London, lebt in Berlin.

János Sugár
Akira Takayama
Vladimir Tatlin
Mapa Teatro
Miguel Ventura
Tris Vonna-Michell

geboren 1982 in Rochford, lebt in Stockholm.

Jeronimo Voss

geboren 1981 in Hamm, lebt in Frankfurt am Main.

Wu Wenguang
Tanja Widmann

geboren 1966 in Villach, lebt in Wien.

Dilek Winchester
Li Xinmin
Zou Xueping
Shiri Zinn
Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Karl Baratta
Stefanie Carp
Matthias Pees
Dr. Hedwig Saxenhuber
Dr. Georg Schöllhammer

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07