Onyeka Igwe
12.6. – 30.8.2026
Onyeka Igwes Praxis gräbt sich durch die Sedimente kolonialer Archive und implementiert dabei eine Form der Forschung, die verkörpert und rebellisch zugleich ist. Ihre Filme und Installationen entnehmen dem Archiv nicht Material, sie sind im Gespräch mit ihm, rühren an seine Abwesenheiten und machen sein Schweigen hörbar. Mittels Performance, Stimme und mehrschichtigen Klanglandschaften erweckt Igwe die politische Aufladung von Material zu neuem Leben, das oft als leblos gilt: Zelluloidrollen, bürokratisches Filmmaterial, Feldaufnahmen. Ihr Arbeit lebt von der Spannung zwischen dem, was aufgezeichnet, und dem, was verworfen wird, und lässt das Archiv unter der Last dessen erbeben, was es zu sprengen droht. So fasst sie Geschichtsschreibung neu: statt als lineare Nacherzählung als ein sinnliches und umkämpftes Terrain, auf dem koloniale Gewalt nie vergangen ist, sondern nur den Ort wechselt.
Igwes Kunst verweigert sich jeder Auflösung. Sie inszeniert die Begegnung mit dem Archiv als einen Raum des Unbehagens, in dem Wissen körperlich als instabil und relational fühlbar wird. Ihre so visuell zurückhaltenden wie klanglich reichhaltigen Installationen machen die affektiven und räumlichen Architekturen imperialer Macht sichtbar, während sie zugleich auf deren Niedergang verweisen. Entscheidend ist dabei Bewegung, der Kamera, des Atems, der Stimme; sie bringt die vermeintliche Solidität historischer Wahrheit ins Wanken und eröffnet einen Raum für etwas anderes: Undurchsichtigkeit, Spekulation, Zeug*innenschaft, die nicht in Besitz nimmt. Bei Igwe wird Forschung eine ethisch-poetische Praxis, eine, die nicht nach der Beherrschung der Vergangenheit strebt, sondern eine behutsame Annäherung an deren Überreste sucht.
wurde 1986 in London, UK, geboren und lebt in London.
