Kresiah Mukwazhi
Kirawa
17.2. – 16.4.2023
In Kirawa, ihrer ersten Einzelausstellung in einer österreichischen Institution, präsentiert Kresiah Mukwazhi eine Serie neuer Arbeiten, die Textilcollagen und -malerei sowie Videoarbeiten umfasst. Ihre Collagen, Skulpturen, Videos und Performances sind von ihren persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen von geschlechtsspezifischer Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch in ihrer Heimat Simbabwe geprägt. In farblich lebhaften Textilarbeiten nehmen Frauenfiguren scheinbar vulgäre und obszöne Posen ein, die auf die Untersuchungen der Künstlerin über die beschwerlichen Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen in der patriarchalen Gesellschaft dort hinweisen. Vor diesem Hintergrund von Prekarisierung und Marginalisierung nutzt Mukwazhi ihr kraftvolles Werk als eine Art von visuellem Aktivismus, um Formen des Widerstands und der Selbstermächtigung herauszuarbeiten. Gegenseitige Unterstützung und die Selbstermächtigung von Frauen sowie Humor als Waffe und Mittel des Widerstands sind wiederkehrende Themen in den Arbeiten der Künstlerin.
Kirawa beschreibt die Künstlerin folglich als Ort spirituellen Widerstands: „Mit den Werken dieser Ausstellung möchte ich Momentaufnahmen eines imaginären sicheren Ortes schaffen, an dem wir Heilung suchen, Kämpfe austragen und Antworten finden. Ich zeige eine Gesellschaft, die in Disharmonie lebt und krank ist, weil jene, die das Leben dieser Welt in sich tragen und am Laufen halten, tagtäglich vergewaltigt und missbraucht werden. Ich frage, wer dafür verantwortlich ist. Wann wird das enden? Ich setzte meinen Körper ein, um die absonderliche Natur der Täter und Missbraucher so zum Ausdruck zu bringen, wie ich sie mir vorstelle. Es ist eine etwas schwierige Rolle für mich, bin ich doch eine Frau, die sich repressiven Systemen widersetzen will. Ich versuche also, gegen patriarchale Verhaltensweisen anzukämpfen, indem ich sie imitiere. Es wird zu einer direkten Konfrontation mit dem Unterdrücker, dem ich sozusagen Auge in Auge gegenüberstehe. Meine Absicht ist, das System lächerlich zu machen und gleichzeitig das durch dieses System verursachte Trauma und Unbehagen spüren zu lassen. Meine Verkleidung als Räuber steht für Diebstahl und Korruption, die das ganze Land in Armut stürzen; ich bin mit einem Quirl zu sehen, den ich hin und her schwenke, um alles, was Frauen in der Gesellschaft unterdrückt, mit Medizin zu besprenkeln und um die Täter zu züchtigen. Im Textilgemälde mit dem Titel Zvamanjemanje ndirikupisa (As for now, I am hot) zeige ich auch Momente von Stolz und Empowerment, indem ich eine Szene aus dem Leben von Sexarbeiterinnen, die ungezwungen ihre Dessous zur Schau stellen, abbilde; auch wenn die Würde dieser Frauen oft missachtet oder verletzt wird, so erleben sie dennoch Momente der Ermächtigung. Möglicherweise fragt man, welche Konsequenzen es hat, wenn man gegen Missbrauchssysteme aufbegehrt. Ich antworte darauf mit dem Gemälde the unrest of Ali, in dem ich die Geschichte des grausamen und mysteriösen Todes einer politischen Aktivistin ans Licht bringe, die 18 Tage vermisst worden war und schließlich enthauptet in einem Brunnen aufgefunden wurde. In der Arbeit mit dem Titel in search of stolen glory sehe ich die kahlköpfige Frau als eine Frau, die entthront worden ist und ihre Krone verloren hat, sich dann aber auf den Weg macht, um Heilung zu suchen und ihre Macht von den heiligen Gewässern zurückzufordern. Vor der Ablösung der matriarchalen Gesellschaften in Afrika haben Frauen und Männer in Harmonie miteinander gelebt und zusammengearbeitet. Die Indoktrination des Christentums war jedoch mit der Anbetung eines weißen Gottes verbunden, den sich die Afrikaner*innen als einen Mann vorzustellen hatten, womit auch eine patriarchale Gesellschaftsordnung festgeschrieben wurde. Kirawa ist ein Ort des spirituellen Widerstands, an dem ich diese Kolonisation sowie gesellschaftspolitische Strukturen, die Frauen zu prekärer Arbeit zwingen, offenlege und entschieden zurückweise, damit Frauen die Macht wiedererlangen, die ihnen zusteht. Der weibliche Körper wird somit zu einem Ort des Widerstands, um Machtverhältnisse zu hinterfragen. In meinem Kirawa werden Sie nicht nur das weiße Tuch der Reinheit und Heiligung, sondern auch das Leben finden ‒ wahre Geschichten, die reale Menschen betreffen. Indem ich den Unterdrückten eine Stimme gebe, wird die Ungerechtigkeit in der Welt thematisiert.“ (Kresiah Mukwazhi)
Die Ausstellung von Kresiah Mukwazhi ist eine Zusammenarbeit von der Secession und Nottingham Contemporary, wo diese von 27. Mai bis 3. September 2023 zu sehen sein wird.
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wurde 1992 in Harare, Simbabwe, geboren und lebt und arbeitet in Harare, Simbabwe, und Köln, Deutschland.