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Gruppenausstellung
Kontext, Form, Troja
18.9. – 16.11.2003

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Kontext, Form, Troja, Ausstellungsansicht, Secession 2003, Foto: Matthias Herrmann

Die Gruppenausstellung Kontext, Form, Troja wird von Daniel Baumann kuratiert. Sie ist die diesjährige Ausgabe der 1983 initiierten Ausstellungsreihe Junge Szene, die alle zwei Jahre in der Secession stattfindet. Ursprünglich der Wiener Kunstszene vorbehalten, ist sie heute eine internationale Plattform für junge KünstlerInnen. Daniel Baumann hat 21 KünstlerInnen eingeladen, vor Ort ihre Projekte zu entwickeln.

 

Im Zentrum der Ausstellung stehen keine neuen Trends, sondern individuelle Positionen, die sich aus sehr unterschiedlichen formalen und inhaltlichen Überlegungen entwickeln. Kontext, Form, Troja präsentiert sich in einem offenen Modus – auf Stellwände wird verzichtet – so dass die unterschiedlichen Positionen in Dialog oder Widerspruch zueinander treten können. Der Titel der Ausstellung verweist auf Prinzipien, die den Arbeiten zugrunde liegen: Verankerung im gesellschaftlichen als auch im Kunstkontext, formale Präzision, und, mit der Referenz auf das Trojanische Pferd, das Inszenieren von Fremdkörpern in einem bestehenden System.

 

Im Außenraum ersetzt Kalin Lindena die offiziellen Fahnen der Secession durch neue, selbstgenähte. Roland Kollnitz installiert mit Bezug auf das Gründungsjahr der KünstlerInnenvereinigung hinter dem Gebäude der Secession eine 1897 cm hohe Kletterstange – als sportliche Option, darüber hinaus zu klettern. Ebenso ortsspezifisch sind die X-Skulpturen, die Wade Guyton an die Fassade lehnt. Mit seiner Intervention reaktiviert er die Aggressivität der Moderne und reagiert auf die filigrane Ornamentik des Gebäudes.

 

Im Hauptraum ist die Oskar-von-Millerstrasse 16 nachgebaut, ein Ausstellungsort in Frankfurt, in welchem Michael S. Riedel und Dennis Loesch Ausstellungen und Veranstaltungen reproduziert haben. Für Kontext, Form, Troja werden von den Künstlern vier Veranstaltungen – eine Ausstellung, eine Filmvorführung, eine DJ-Session und eine Theateraufführung – vorproduziert. Die Ankündigungen der Ereignisse in der Stadt verweisen auf die Veranstaltungen als Kopie des Originals. Im Gegensatz dazu findet das Ereignis auf der von Mai-Thu Perret entworfenen Bühne nie statt. Das Theaterstück bleibt somit imaginär und die von der Künstlerin arrangierten Requisiten werden nicht verwendet. Das Bühnenbild wird in diesem Kontext zur Skulptur.

 

Auch die Diavorführung (Slideshow) von Pierre Leguillon ist während der Dauer der Ausstellung nur als Ankündigung präsent. Am Anfang und Ende der Ausstellung zeigt der Künstler ein Diaporama, eine visuelle Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte, die den Ereignischarakter eines Varieté aufgreift.

 

Robert Kusmirowski kopiert fotorealistisch historische Dokumente . Für diese Serie überträgt er die Rückseiten von Fotografien in Aquarell. Isabella Schmidlehner entnimmt die Motive für ihre Malerei unterschiedlichen Quellen; sie versetzt die Motive in eine andere Sphäre und bricht deren Harmonie gleichzeitig über Farbe und Malduktus. Lucy McKenzie untersucht wiederholt in ihrer Malerei jene (sozialistischen) Wandbilder in der Stadtlandschaft, wie sie z.B. in Wien an Gemeindebauten zu finden sind. Die Künstlerin thematisiert damit eine Richtung der Malerei, die von der europäischen Kunstwissenschaft vernachlässigt wurde. McKenzies vierteiliger Bilderzyklus If It Moves, Kiss It zitiert eine verunstaltete monumentale Wandmalerei aus Stanley Kubricks Film A Clockwork Orange. Die Werkgruppe wird durch drei Briefe ergänzt, die ein Freund der Künstlerin aus dem Gefängnis an sie richtet.

 

Aus dem Film Der große Diktator von Charlie Chaplin hat Valentin Carron seine Serie von Flaggen isoliert, die in diesem Kontext einen zweideutigen Charakter erhalten. Die Frage des Monumentalen ist auch Ausgangspunkt für die Installation von Misha Stroj. Er formuliert die jahrhundertealte und stark besetzte Symbolsprache der Ikone neu. Constantin Lusers interaktive Skulptur, bestehend aus einem Synthesizer und offenen Kabeln, korrespondiert mit der von ihm als narrativer Schaltplan realisierten Wandzeichnung. Die Zeichnung breitet sich wie ein wild wucherndes Geflecht an der Wand aus und verleiht der Arbeit einen raumfüllenden Charakter. Die diskreten Interventionen (Learn the Language, The End of Summer, Ice-cream Paperweight) von Scott Myles sind vom Künstler im Raum so platziert, dass sie als Kommentar zur Ausstellung gelesen werden können. Zu ihren zwei Videoprojektionen Canadian Rain und El Cid plant Trisha Donnelly für die Finissage eine Performance. Der im ehemaligen Café der Secession gezeigte Film Time and Place (2003) von Mathilde Rosier verdichtet das Gefühl des Fremdseins an sich.




Künstler*innen
Valentin Carron
Trisha Donnelly
Christian Egger
Manuel Gorkiewicz
Wade Guyton

geboren 1972 in Hammond (USA), lebt und arbeitet in New York.

Roland Kollnitz
Robert Kusmirowski
Pierre Leguillon
Kalin Lindena
Constantin Luser
Christian Kosmas Mayer
Lucy McKenzie
Scott Myles
Mai-Thu Perret
Michael S. Riedel / Dennis Loesch
Mathilde Rosier
Isabella Schmidlehner
Misha Stroj
Ruth Weismann
Alexander Wolff
Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07