


Yuki Okumura
Yuki Okumura
8.3. – 18.5.2025
Pressekonferenz: Donnerstag, 6. März 2025, 10 Uhr
Bitte um Anmeldung unter presse@secession.at
Eröffnung: Freitag, 7. März 2025, 19 Uhr
Ausstellungsgespräch:
Yuki Okumura im Gespräch mit Pierre Bal-Blanc
Freitag, 7. März 2025, 18 Uhr
(in englischer Sprache)
Eine Veranstaltung der Secession Friends
Der sogenannte White Cube ist ein scheinbar „neutraler“ und „reiner“ Raum mit schlichten weißen Wänden, der die ungestörte Autonomie der Kunst sicherstellen soll. Der Hauptraum, der größte Galerieraum der Secession, ist ein sehr frühes und besonders repräsentatives Beispiel.
Wie viele Künstler*innen, die hier ausgestellt haben, hat Yuki Okumura den leeren Zustand des Hauptraums als Ausgangspunkt seines Prozesses gewählt. Statt aber bestehende Arbeiten vor diesem idealen Hintergrund zu zeigen und dabei die Kunst von der Welt abzuschirmen, hat der Künstler drei ortsspezifische Projekte entworfen, um den Raum als gelebten, mit der Welt verknüpften und durch seine eigenen Bedingungen und Kontexte geprägten Ort neu zu entdecken. Für jedes Projekt hat Okumura ein spielerisches Verfahren entwickelt und Menschen, die mit dem Raum in Verbindung stehen, gebeten, dieses ins Werk zusetzen.
Wilhelm as Hauptraum (2025) dokumentiert Okumuras Interview mit Wilhelm „Willi“ Montibeller, dem ehemaligen Leiter des Aufbauteams der Secession, der hier mehr als 20 Jahre lang arbeitete. Gemäß den Regieanweisungen des Künstlers verkörpert Willi den Raum – „mein Name ist Hauptraum“, „ich bin der Raum“, usw. Gleichzeitig lässt er seine eigenen subjektiven Erinnerungen an einige der Ausstellungen, die er in eben diesem Raum eingerichtet hat, vor einem Miniaturmodell aufleben. Die Kamera konzentriert sich auf seine Hände, die die Formen der Werke, die nicht mehr vor Ort sind, aber in seiner Erinnerung weiter existieren, in der Luft nachzeichnen.
Für Secession’s Hive Mind(s) (2025) bat Okumura den mit Künstler*innen und Architekt*innen besetzten Vorstand der Secession, über eine mögliche Umbenennung des Hauptraums zu debattieren. Schließlich impliziert der Name seinem Wortsinn nach eine unerwünschte Hierarchie. Dann wandte er sich an unsere Pressemitarbeiterin Ramona „Mona“ Heinlein (das bin ich selbst, die ich für diesen gemeinsam mit dem Künstler formulierten Text verantwortlich bin) und ließ sie allein eine deutsche Mitschrift der Vorstandssitzung mündlich ins Englische übersetzen. So scheint die Sprecherin im Video über mehrere Persönlichkeiten zu verfügen, ganz wie der Vorstand intern vielstimmig ist, aber nach außen, vermittelt durch die Pressestelle, mit einer Stimme spricht. In Anspielung auf die „Schwarmintelligenz“, ein Science-Fiction-Begriff für kollektives Bewusstsein, begleiten Aufnahmen von Bienenstöcken auf dem Dach der Secession den Monolog. Dort leben mehrere Bienenvölker, umsorgt von einem unserer technischen Leiter*innen Hans Weinberger.
Beim Betreten der Ausstellung sieht man zunächst keines der beiden Videos, sondern hört nur Willis oder Monas Stimme, als spreche der Raum selbst oder als befinde man sich gewissermaßen im Inneren seines Denkens.
Erzählen diese zwei Projekte die Biografie des Raums, indem sie seine historischen bzw. institutionellen Kontexte untersuchen, so zielt Big White Empty Playground (2025) auf eine Auseinandersetzung mit seiner Persönlichkeit ab, indem es seine physischen Bedingungen auf die Probe stellt. Zur Teilnahme an diesem Projekt lud Okumura diejenigen ein, die regelmäßig oder intensiv im Hauptraum arbeiten. Die interessierten Mitarbeiter*innen der Reinigungs-, Kunstvermittlungs-, Sicherheits- und Ausstellungsaufbauteams nahmen an einer Reihe Workshops teil. Hier führte Okumura sie in eine zufallsorientierte, von Neugier getriebene, spielähnliche Methode ein, Kunst zu machen. Diese wurde von ihm mit Bezügen auf konzeptuelle Kunst, experimentelle Musik und postmodernen Tanz entwickelt. Jede Teilnehmer*in wurde ermuntert, sich drei einfache Anweisungen auszudenken, nach denen „autoaktive“, „kontraaktive“ und „interaktive“ Handlungen im leeren Hauptraum auszuführen waren. Dazu sollte nur der eigene Körper und Dinge, die ohne Weiteres im Gebäude verfügbar sind, verwendet werden. Jedes Verfahren bezieht Inspiration aus und interveniert in bestimmte materielle Aspekte des Raums auf Grundlage des Verhältnisses, das die Einzelne über die Jahre zu ihm entwickelt hat.Unmittelbare Ergebnisse sind erhalten geblieben undbilden Big White Playground, eine Gruppenausstellung,die beinahe den gesamten Raum einnimmt.
Indem sie die Institutionenkritik mit Blick auf den Menschen erneuern, erkunden diese Projekte, welche persönlichen, zwischenmenschlichen und überpersönlichen Kräfte die Bedingungen und Kontexte des Hauptraums geprägt haben und prägen werden. Oder es ist gerade umgekehrt: Vielleicht bedient sich der Raum selbst unserer, um seine Persönlichkeit und seinen Lebensweg zu offenbaren und zu erneuern, wobei jede*r von uns, mit Körper und Leben mitsamt deren Bedingungen und Kontexten, als einzigartige Akteur*in oder Übersetzer*in zum Einsatz kommt.
Teilnehmende Künstler*innen von Big White Playground: Miriam Bachmann; Mario Batram; Paul Buschnegg; Said Gärtner; golden salamturtle; Grzegorz Kielawski; Emine Koza; Niklas Hofstetter; Yuki Okumura; Flavio Palasciano; Alexa Pasch; Cristina Rüesch; Sebastian Scholz; Paul Spendier; Johanna Steiner; Lorenz Sutter; Kai Philip Trausenegger; Hans Weinberger; Marit Wolters; Márton Zalka
Yuki Okumura wurde 1978 in Aomori geboren. Er lebt und arbeitet hauptsächlich in der mitteleuropäischen Zeitzone.
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Bettina Spörr

Yuki Okumura / Big White Playground, Ausstellungsansicht (mit Werken von Márton Zalka, Said Gärtner, Flavio Palasciano, Yuki Okumura, golden salamturtle, Paul Buschnegg, Alex Pasch, Grzegorz Kielawski, Paul Spendier, Flavio Palasciano, Lorenz Sutter, Hans Weinberger, Kai Philip Trausenegger), Secession 2025, Foto: Iris Ranzinger