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Beatriz Santiago Muñoz

Elogio al disparate

6.12.2024 – 23.2.2025

 

Pressekonferenz: Donnerstag, 05. Dezember 2024, 10 Uhr
Bitte um Anmeldung unter presse@secession.at

 

Eröffnung: Donnerstag, 05. Dezember 2024, 19 Uhr

 

 

Beatriz Santiago Muñoz ist zutiefst überzeugt vom transformativen Potenzial der Kamera, die Welt anders zu denken und vermeintlich fixe Bedeutungen neu zu verhandeln. Im Mittelpunkt ihrer drei in der Secession gezeigten Filme steht dabei ausgerechnet der Unsinn. Die neu entstandenen Werke wurden auf 16-mm-Film gedreht und dann auf Video transferiert. Sie nutzen freies Assoziieren und einen spielerischen Umgang mit Form, um Beziehungen zwischen Ton und Bild herzustellen, die sich einer rationalen Sinnsuche bewusst entziehen.

 

Die drei Filme wurden von jitanjáforas inspiriert – erfundenen sinnlosen Wörtern, die in der Dichtung und Musik der Karibik im 20. Jahrhundert in überbordender Vielfalt zum Einsatz kamen. Ihre poetischen Dimensionen entfalten diese spekulativen Wörter vor allem in ihren phonetischen Eigenschaften. Dabei erheben sie Chaos, Dissonanz und revolutionären Geist über reaktionäre Konzepte fester Wahrheiten, die den politischen und gesellschaftlichen Status quo sichern.

 

Auch Muñoz’ Filme erfinden „neue Wörter“. Mit ihrem Fokus auf Rhythmus, Form, Klang und Bewegung durchbrechen sie lineares Geschichtenerzählen und die traditionelle Produktion von Bedeutung. Der Titel Elogio al disparate (Lob des Unsinns) bezieht sich auf einen kurzen Essay des peruanischen Marxisten José Carlos Mariátegui (1894–1930) über die Gedichte des peruanischen Autors Martín Adán (1908–1985). Mariátegui hebt das Potenzial des Unsinns hervor, Heuchelei und die Philosophie der alten Ordnung zu entlarven; die von ihm ausgehende Störung könne deren Auflösung beschleunigen.

 

Muñoz’ Praxis dreht sich vor allem um ihre Heimat Puerto Rico, mit Verweisen auf haitianische Poetik und feministische spekulative Fiktionen. Die Insel gilt als älteste Kolonie der Welt; nach mehr als vier Jahrhunderten spanischer Herrschaft wurde sie 1898 im Zuge des Spanisch-Amerikanischen Krieges durch die USA besetzt. Puerto Rico ist in erster Linie durch exotisierende Darstellungen bekannt, Muñoz hingegen setzt sich mit ihren politischen und ökologischen Krisen, mit Gentrifizierung und Vertreibung sowie mit ehemals militärisch genutzten Räumen auseinander. Um alternative Erzählungen zu formulieren, arbeitet die Künstlerin oft mit Laiendarsteller*innen vor Ort zusammen. Darunter sind Aktivist*innen oder Heiler*innen, die sie einlädt, Ereignisse aus ihrer eigenen Populärkultur, aus Geschichte und Indigener Mythologie nachzustellen.

 

Muñoz’ Arbeiten wurzeln in Langzeitbeobachtungen, einer in der Ethnologie und im Dokumentarfilm verbreiteten Herangehensweise. Gleichzeitig setzt die Künstlerin Film nicht im Sinne eines klassischen Realismus ein, sondern als Form der Poesie. Dazu macht sie sich die Sprache von Theater und Expanded Cinema zu eigen und verwischt bewusst die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion. Indem sie Improvisation und Zufall Raum gibt, erkundet sie Potenziale für das Neuschreiben von Geschichte.

 

Beatriz Santiago Muñoz wurde 1972 in San Juan, Puerto Rico, geboren, studierte in Chicago und lebt und arbeitet heute in San Juan. Ihr Werk wird von der von ihr mibegründeten Künstler*innenkooperative Sociedad del Tiempo Libre in San Juan vertreten, die kollektive Projekte jenseits bestehender Kunststrukturen organisiert.

 

Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Bettina Spörr

Beatriz Santiago Muñoz, Elogio al disparate, Ausstellungansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

 

Beatriz Santiago Muñoz, Elogio al disparate (Still), 2024, 16 mm auf digitales Video übertragen, Courtesy die Künstlerin

Beatriz Santiago Muñoz, Elogio al disparate, Ausstellungansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Beatriz Santiago Muñoz, Elogio al disparate, Ausstellungansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Beatriz Santiago Muñoz, Elogio al disparate, Ausstellungansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Beatriz Santiago Muñoz, Elogio al disparate, Ausstellungansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl



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