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Ali Cherri

How I Am Monument

6.12.2024 – 23.2.2025

 

Pressekonferenz: Donnerstag, 05. Dezember 2024, 10 Uhr
Bitte um Anmeldung unter presse@secession.at

 

Eröffnung: Donnerstag, 05. Dezember 2024, 19 Uhr

 

 

In den Filmen, Skulpturen, Installationen und Zeichnungen von Ali Cherri zeigt sich, dass Geschichte und kultureller Wert weder neutral noch universell sind, sondern konstruierte Erzählungen, die zutiefst durch Kolonialismus, Nationalismus und Geopolitik geprägt sind. Cherri wurde 1976 in Beirut geboren – ein Jahr nach Ausbruch des Libanesischen Bürgerkriegs (1975–1990), der noch 14 weitere Jahre andauern würde. 120.000 Menschen starben und beinahe eine Million musste fliehen. Andererseits erlebte Cherri, der zunächst eine Ausbildung zum Grafikdesigner absolvierte, die vitale Kunstszene, die in den 1990er-Jahren in Beirut aufblühte. So ist nicht nur die konzeptuelle und materielle Auseinandersetzung mit Gewalt, sondern auch der Glaube an die Vorstellungskraft als Quelle politischer Veränderung zentral für sein Werk. 

 

Mythologie und Frühgeschichte sowie das Nachleben kultureller Artefakte spielen eine Schlüsselrolle in der Praxis des Künstlers, der in Auktionshäusern und auf Antiquitätenmärkten nach archäologischen Fundstücken sucht. „Viele dieser Objekte“, erklärt Cherri, „sind buchstäblich zerbrochen, und ich sehe darin eine Möglichkeit, auf poetische Art und Weise Solidarität mit anderen gebrochenen Körpern herzustellen. Wir leben heute alle mit inneren Brüchen und suchen deshalb den Kontakt zu anderen Menschen und Gemeinschaften, die Ähnliches erlebt haben, um von ihnen zu lernen und uns in sie einzufühlen.“ Durch die Einbettung dieser Fragmente in hybride kreatürliche Skulpturen, die eine surreale Energie ausstrahlen, konfrontiert Cherri westliche Sammlungen mit dem Vergessenen, Ausgeschlossenen oder Verdrängten. Indem seine Arbeiten hinterfragen, was sichtbar ist und was im Verborgenen bleibt, rühren sie an den Grundfesten westlicher Museumspraktiken und ihrer Macht, den offiziellen Kanon und Diskurs durch koloniale Politiken des Sammelns und Kontextualisierens zu formen.

 

Politische Implikationen zeigen sich in Cherris Werk nicht nur auf symbolischer Ebene, sondern auch in der Wahl der künstlerischen Materialien selbst. Sein besonderes Interesse gilt dem Lehm, der als Urmaterial der Zivilisation seit jeher zur Produktion von Waren sowie von Kunst- und Kultgegenständen verwendet wird. Erst in jüngster Zeit arbeitet er außerdem in Bronze. Diese wird in erster Linie von herrschenden Klassen für „Heldendenkmäler“ verwendet, die die Stärke und Überlegenheit der Machthabenden verkörpern sollen. Indem er diese gegensätzlichen Materialien in einer neuen Werkserie verbindet, stellt der Künstler die traditionelle Machtdynamik auf den Kopf: Die vom fragilen, „niederen“ Lehm abgesonderte Feuchtigkeit greift die „hegemoniale“, beständige Bronze an und schwächt sie – eine Form der Rückforderung von Macht.

 

Neben einer neuen Installation und einer Diaprojektion, die sich mit Monumenten und deren Demontage beschäftigen, präsentiert die Secession Cherris gefeierte Dreikanal-Videoinstallation Of Men and Gods and Mud (2022), für die er bei der 59. Biennale von Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde. Gedreht wurde der Film am Merowe-Damm, der den Nil im Nordsudan aufstaut. Durch die Errichtung des größten Wasserkraftwerks Afrikas wurden Anfang der 2000er-Jahre 50.000 Menschen vertrieben; es kam zu sozialen Unruhen, Ökosysteme wurden zerstört und Kulturstätten und Artefakte versanken in den Fluten. Der Film folgt einer Gruppe von Ziegelmachern, die dieses elementare Baumaterial in manueller Arbeit aus Lehm herstellen. Auch hier gehen Zerstörung und Schöpfung Hand in Hand und werfen die Frage auf, wie aus dem Schlamm der Vergangenheit eine neue Welt entstehen kann.

 

Ali Cherri wurde 1976 in Beirut geboren und lebt und arbeitet in Paris. 


Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Jeanette Pacher

 

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Baltic Centre for Contemporary Art, Gateshead, entwickelt, wo ein zweites, erweitertes Kapitel vom 12. April bis 21. September 2025 präsentiert wird. Im Rahmen dieser Kooperation haben die Partner*innen neue Werke des Künstlers in Auftrag gegeben.

Ali Cherri, How I Am Monument, Ausstellungsansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Ali Cherri, How I Am Monument, Ausstellungsansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Ali Cherri, How I Am Monument, Ausstellungsansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Ali Cherri, How I Am Monument, Ausstellungsansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Ali Cherri, How I Am Monument, Ausstellungsansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Ali Cherri, How I Am Monument, Ausstellungsansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl

Ali Cherri, How I Am Monument, Ausstellungsansicht, Secession 2024, Foto: Sophie Pölzl



Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07