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Aglaia Konrad

Autofictions in Stone

8.3. – 18.5.2025

 

Pressekonferenz: Donnerstag, 6. März 2025, 10 Uhr
Bitte um Anmeldung unter presse@secession.at

 

Eröffnung: Freitag, 7. März 2025, 19 Uhr

 

Stein ist in unser aller Leben omnipräsent, nicht zuletzt in Form der Architekturen, in denen wir wohnen und arbeiten. Mit deren Utopien und Widersprüchen beschäftigt sich Aglaia Konrad in Filmen, Fotografien und Skulpturen. Die Künstlerin ist in den Alpen aufgewachsen. Seitdem begleitet Stein als Urmaterial, das Felsformationen, Berglandschaften, aber auch Architektur bildet, ihr Schaffen.

 

Für ihre installativen Projekte geht Konrad stets von den Gegebenheiten des Ausstellungsraumes aus. So auch in ihrer Schau Autofictions in Stone: Anstatt dem üblichen Gang durch die Galerieräume zu folgen, dreht die Künstlerin den Ausstellungsparcours um und beginnt im hinteren, langgezogenen Raum, in den durch ein hochliegendes breites Fensterband Tageslicht fällt. Hinzu kommt der Rückbau der Ausstellungsräume in ihren „ursprünglichen“ Zustand: Verbaute Fenster- und Wandöffnungen wurden allesamt geöffnet, man könnte auch sagen freigelegt. Diese Intervention in verinnerlichte Abläufe und gewohnte Strukturen der Secession verbindet die Künstlerin mit einer autofiktionalen Erzählung.

 

Im ersten Raum sind unter anderem Gesteinsbrocken aus Granit aus Gastein, gelber Kalkstein aus Untersberg, roter Marmor aus Adnet und schwarzer Marmor aus Belgien zu sehen – allesamt Orte, die mit Konrads Leben verwoben sind. Die spezifische kulturelle und geografische Verortung des Materials trifft hier auf die persönliche Geschichte der Künstlerin.

 

Die Ausstellung ist geprägt vom Experimentieren mit Größenverhältnissen, Raumwahrnehmung und unterschiedlichen medialen Parametern. So nimmt zum Beispiel eine Fotografie eines Details aus dem Wittgenstein-Haus in Wien in ihrer starken Vergrößerung abstrakte Züge an. Dabei hat das Werk weniger den Charakter eines statischen Bildes als vielmehr den einer ephemeren Anwesenheit. Fotografie wird hier zu einer räumlichen Intervention, die in Relation zur eigenen körperlichen Präsenz erfahren wird.

 

Die Verzahnung von Architektur, Fotografie und Körper in Konrads Werk zeigt sich auch in der Arbeit Frauenzimmer / Antwerpen (2022). Diese besteht aus teilweise spiegelnden, teilweise durchsichtigen Glasscheiben, die wie Linsen in einer Kamera hintereinander im Raum positioniert sind. Die Scheiben stammen von dem brutalistischen CBR-Gebäude in Brüssel – ein von Constantin Brodzki and Marcel Lambrichs designter Bürokomplex und Brüssels erster Fertigbau, der zwischen 1967 und 1970 errichtet wurde. Er besteht aus vorgefertigten Modulen, die den Beton als Baumaterial nicht verstecken, sondern bewusst als ästhetisches Mittel wählen. 

 

Indem sich der umgebende Raum, aber auch die Betrachter*innen selbst in den Scheiben spiegeln und zugleich durchscheinen, kommt dem Werk in der Rezeption der performative Charakter eines Bildgenerators zu. Die eigene Situiertheit im Raum, die mannigfaltigen Beziehungen, in denen wir zur Welt stehen, unser Mittendrin-Sein, werden einmal mehr deutlich. Ähnlich verhält es sich mit einer Spiegelwand, die mit einer Fotografie einer antiken steinernen Sitzgruppe im Rheinischen Landesmuseum Trier versehen ist. Hier zeigt sich der konzeptuelle Zugang der Künstlerin zu Wahrnehmungsprozessen – Gestein ist nicht nur im Bild, sondern auch als Material sowie als Reflexion präsent.

 

Die Fotografie des vom Menschen zur Sitzgelegenheit geformten Steins steht in Dialog mit einem im nächsten Raum positionierten roten Sofa. Von den Designern ursprünglich Decision betitelt, handelt es sich um ein Büromöbel aus den 1980er-Jahren, das so wiederum mit den Scheiben des CBR-Gebäudes in Brüssel korrespondiert. Anstatt Menschen einen Sitzplatz zu bieten, ist das Sofa von elf sogenannten Rückbaukristallen belegt. Konrad hegt besondere Faszination für den Abriss von Architektur, dem ihr zufolge immer auch ein skulpturales Potential eigen ist. Bei den Rückbaukristallen (seit 2015) handelt es sich um Materialbrocken, zum Beispiel aus Beton oder Ziegel – Reste oder Abfall eines Abbruchs, die die Künstlerin wie edles Gestein schleifen und polieren ließ. Diese werden so nicht nur aufgewertet, sondern erscheinen wie ganz eigene Charaktere oder wundersame rituelle Objekte.

 

Im letzten Raum werden schließlich zwei Filme von Konrad in von Kris Kimpe entworfenen Projektionsboxen gezeigt. Während Il Cretto (2018) Alberto Burris monumentales ortsspezifisches Kunstwerk aus grau-weißem Beton in Sizilien erkundet, ist Concrete & Samples III Carrara (2010) einem der berühmten Marmorsteinbrüche nahe der italienischen Stadt Carrara gewidmet. Mit ruhigen Kamerafahrten fängt die Künstlerin die skulpturale Qualität dieser „gemeißelten“ Landschaft ein, diese temporäre Architektur mit ihren kunsthistorischen Bezügen und Umweltauswirkungen. Der Fokus liegt auf dem Erleben des Materials. Dabei verdeutlicht sein ästhetischer Reiz bei gleichzeitiger Massivität das unermessliche Gedächtnis dieser Steine, die wir als Menschen täglich bearbeiten und die unser Leben doch um Millionen von Jahren übersteigen.

 

Aglaia Konrad wurde 1960 in Salzburg geboren. Sie lebt und arbeitet in Brüssel.


Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Jeanette Pacher

Aglaia Konrad, Grödig, 2024

Aglaia Konrad, Autofictions in Stone, Ausstellungsansicht, Secession 2025, Foto: Peter Mochi

Aglaia Konrad, Autofictions in Stone, Ausstellungsansicht, Secession 2025, Foto: Peter Mochi

Aglaia Konrad, Autofictions in Stone, Ausstellungsansicht, Secession 2025, Foto: Peter Mochi

Aglaia Konrad, Autofictions in Stone, Ausstellungsansicht, Secession 2025, Foto: Peter Mochi

Aglaia Konrad, Autofictions in Stone, Ausstellungsansicht, Secession 2025, Foto: Peter Mochi

Aglaia Konrad, Autofictions in Stone, Ausstellungsansicht, Secession 2025, Foto: Peter Mochi



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