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Brief von Gustav Klimt an Franz Hancke
Information über eine verspätete Anlieferung der [vermutlich] „Philosophie", vermutlich März 1900
Information über eine verspätete Anlieferung der [vermutlich] „Philosophie", vermutlich März 1900
Transkription
[Seite 1]
Lieber Herr
Hanke! [Franz Hancke]
Es ist mir gänzlich unmöglich
das Bild heute fertig
zu bringen. Ich habe
mir zum Überfluße eine
heftige Erkältung zugezogen
sollte nach Rechtem das
Zimmer hüten, trotzdem bin
ich mit dem dümmsten Schädel
(Schnupfen, Husten, Stockheiserkeit]
[Seite 2]
zehn Stunden täglich [oh]ne
Mittagspause an der Arbeit
und trotz alledem bin ich nicht
im Stande das Bild für heute [Unterstreichung in rotem Buntstift]
Abend zu zwingen.
Auf dem Bild ist unter ander[e]m
ein sehr wichtiger Kopf „das
Wissen“ darstellend, ich hatte
nun nicht die geringste Zeit und
Ruhe mich für diesen Kopf zu
interessieren – es ist das hohlste
geistloseste Zeug geworden,
ich muß etwas Liebe daran
verwenden, ich muß das
Bild zusammenstimmen,
kann es also mit besserem
[Seite 3]
Gewissen und bestem Willen
erst Montag früh zur
Verfügung stellen.
Die Sache geht also dahin:
Legt der löbl[iche] Ausschuß
großen Wert auf das Bild,
dann muß die Ausstellung
Eröffnung der Ausstellung des Bildes [eingefügt: des Bildes] wegen,
verschoben werden, oder
aber es lohnt sich nicht, dann
bleibt das Bild fern von der Ausstellung [eingefügt: Ausstellung]
und geht eventuell nur nach Paris.
Mir ist unendlich leid, daß
ich solche Verlegenheit bereiten
muß – aber ein Schelm, der
mehr thut als er kann. /
[Seite 4]
Ich bitte Sie lieber Herr
Han[c]ke die Sache dem
löbl[ichen] Ausschuß zur Berathung
vorzulegen und den Beschluß mir
ehebaldigst mittheilen zu
wollen.
Mit herzlichem Gruß
Gustav Klimt
Lieber Herr
Hanke! [Franz Hancke]
Es ist mir gänzlich unmöglich
das Bild heute fertig
zu bringen. Ich habe
mir zum Überfluße eine
heftige Erkältung zugezogen
sollte nach Rechtem das
Zimmer hüten, trotzdem bin
ich mit dem dümmsten Schädel
(Schnupfen, Husten, Stockheiserkeit]
[Seite 2]
zehn Stunden täglich [oh]ne
Mittagspause an der Arbeit
und trotz alledem bin ich nicht
im Stande das Bild für heute [Unterstreichung in rotem Buntstift]
Abend zu zwingen.
Auf dem Bild ist unter ander[e]m
ein sehr wichtiger Kopf „das
Wissen“ darstellend, ich hatte
nun nicht die geringste Zeit und
Ruhe mich für diesen Kopf zu
interessieren – es ist das hohlste
geistloseste Zeug geworden,
ich muß etwas Liebe daran
verwenden, ich muß das
Bild zusammenstimmen,
kann es also mit besserem
[Seite 3]
Gewissen und bestem Willen
erst Montag früh zur
Verfügung stellen.
Die Sache geht also dahin:
Legt der löbl[iche] Ausschuß
großen Wert auf das Bild,
dann muß die Ausstellung
Eröffnung der Ausstellung des Bildes [eingefügt: des Bildes] wegen,
verschoben werden, oder
aber es lohnt sich nicht, dann
bleibt das Bild fern von der Ausstellung [eingefügt: Ausstellung]
und geht eventuell nur nach Paris.
Mir ist unendlich leid, daß
ich solche Verlegenheit bereiten
muß – aber ein Schelm, der
mehr thut als er kann. /
[Seite 4]
Ich bitte Sie lieber Herr
Han[c]ke die Sache dem
löbl[ichen] Ausschuß zur Berathung
vorzulegen und den Beschluß mir
ehebaldigst mittheilen zu
wollen.
Mit herzlichem Gruß
Gustav Klimt
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Kurzbeschreibung
Wahrscheinlich bezieht sich Gustav Klimt in diesem Schreiben auf das erste seiner Fakultätsbilder, „Die Philosophie", die er für einige Zeit im zentralen Raum der VII. Ausstellung präsentierte, bevor sie am 3. April per Eilgut nach Paris verschickt worden war, wo er mit einer Goldmedaille dafür ausgezeichnet werden sollte. An ihrer Stelle der wurde für die restliche Ausstellungsdauer die Kolossalgruppe „Die Unbesiegbaren" von Teresa Feodorowna Ries platziert. In den wenigen Wochen der Präsentation der "Philosophie" hielt das („skandalöse") Gemälde das kulturelle Wien in Atem und führte zu wahren Besucheranstürmen in die VII. Ausstellung.
Verfasser*in
Gustav Klimt
Adressat*in
Franz Hancke
Empfänger
Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession [2023: Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession]
Ort (Adressat*in)
Wien
Land (Adressat*in)
Österreich-Ungarn
Datierung
undatiert
Personen (erwähnt)
Teresa Feodorowna Ries
Korrespondenztypus
Brief
Maße (in cm)
17,4 x 22,1 (offen); 8,7 x 11 (geschlossen)
Original / Kopie
Original
Print
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