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Yael Bartana
Wenn Ihr wollt, ist es kein Traum. Fragen an Herzl und Freud
7.12.2012 – 10.2.2013

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Yael Bartana, Wenn Ihr wollt, ist es kein Traum, Ausstellungsansicht, Secession 2012, Foto: Oliver Ottenschläger

Werden wir ewig in der Schwebe der endlosen Fragen unserer Identität hängen bleiben müssen?“, lautet eine der Fragen an Theodor Herzl und Sigmund Freud, die in der Performance zur Eröffnung von Yael Bartanas Ausstellung Wenn Ihr wollt, ist es kein Traum gestellt werden.

 

Hier richtet sich die Künstlerin an die Geister zweier Pioniere, Sigmund Freud und Theodor Herzl, die auf unterschiedliche Weise danach strebten, individuelle wie kollektive Erlösung / Wiedergutmachung herbeizuführen – und die Bartana als die spirituellen Götter der Jewish Renaissance Movement in Poland (JRMiP) bezeichnet, die sie 2007 gegründet hatte. Der Begründer der Psychoanalyse und der Visionär eines jüdischen Staates lebten nur wenige Häuser voneinander entfernt in der Berggasse in Wien, ohne sich je persönlich zu begegnen. In ihrer Installation Wenn Ihr wollt, ist es kein Traum – ein Tempel der Utopie – bringt Yael Bartana sie zusammen, um damit einen Moment kollektiven Bewußtseins zu schaffen und den Geist der Geschichte zu wecken, um hoffentlich ein paar Antworten zu bekommen.

 

Als fiktionale Bewegung, die mittels politischer Imagination gesellschaftlichen Wandel vorantreiben möchte, bezeichnet Bartana die Jewish Renaissance Movement in Poland. Mit ihrer Filmtrilogie …and Europe will be stunned – Mary Koszmary (Nightmares, 2007), Mur I Wieza (Wall and Tower, 2009), Zamach (Assassination, 2011) – war die Künstlerin eingeladen, Polen 2011 bei der Biennale in Venedig zu repräsentieren und fand international Beachtung. „3.3 million Jews can change the life of 40 million Poles. The founding wish of the JRMiP is to write new pages into a history that never quite took the course we wanted. We call for the return of 3.300.000 Jews to Poland to symbolize the possibility of our collective imagination – to right the wrongs history has imposed and to reclaim the promise of a utopian future that all citizens deserve.“ Yael Bartana hat in ihrer künstlerischen Arbeit von Anfang an die Geschichte und das Selbstbild ihrer Heimat Israel kritisch befragt. Durch den Einsatz von bewussten Widersprüchlichkeiten und ihre aufgeladene, an politische Propaganda aller Richtungen angelehnte Bildsprache fordert sie die BetrachterInnen auf, diese Sprache und deren noch immer währende Verführungskraft in einem neuen Kontext zu hinterfragen. Mit Wenn Ihr wollt, ist es kein Traum stellt die Künstlerin einen Bezug zu Österreich her und fragt, ob eine Rückkehr an den Ort des Verbrechens die erhoffte Wiedergutmachung bringen wird.

 

Im Mai 2012 fand der erste Internationale Kongress der Jewish Renaissance Movement in Poland statt. Im Rahmen der Berlin Biennale wurden am Hebbel-am-Ufer Theater (HAU1) drei Tage lang folgende Fragen vor Publikum diskutiert: How should the EU change in order to welcome the Other? How should Poland change within a re-imagined EU? How should Israel change to become part of the Middle East? Ein offener Aufruf, der auf der Webseite der JRMiP geposted war, lud jederman und –frau ein, Lösungsvorschläge hierfür zu formulieren. KünstlerInnen, SoziologInnen, HistorikerInnen, KritikerInnen, Kulturschaffende, SchriftstellerInnen, poltische AktivistInnen trugen mit möglichen Antworten als Delegierte zum Kongreß bei und stimmten mit den aktiven TeilnehmerInnen über die Vorschäge ab, die das Programm – zukünftige Ziele und Richtung – der JRMiP bestimmen sollten.

 

Die filmische Dokumentation des Kongresses (110 min) wird in der Secession erstmals präsentiert, in einer Installation, die gleichermaßen das Setting in Berlin und die Architektur des Secessionsgebäudes, das 1898 als „Tempel der Kunst“ errichtet wurde, spiegelt. Mit der Installation Wenn Ihr wollt, ist es kein Traum – u.a. ein Diagramm mit biografischen Verweisen und assoziativen Verknüpfungen, in dem die JRMiP zwischen Freud und Herzl positioniert wird, der Titel der Ausstellung als ein kühl leuchtender Neonschriftzug und in Vitrinen arrangierte Memorabilia und Sammelstücke – errichtet Yael Bartana letzlich ein Museum für die JRMiP.

 

Können wir den Traum weiterhin leben? Hat sich unser Traum bereits in eine tödliche Illusion verwandelt? Ist es immer noch möglich, wieder Geschichte zu schreiben, die noch nicht geschrieben wurde? Antworten Sie sofort, oder verschwinden Sie für immer aus unserem Gedächtnis!“, so lauten die letzten Fragen an Herzl und Freud im Rahmen der eingangs erwähnten Performance.




Künstler*innen
Yael Bartana

 geboren 1970 in Kfar-Yehezkel (Israel) lebt und arbeitet in Tel Aviv und Amsterdam.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
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1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07