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Vincent Fecteau
1.7. – 28.8.2016

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Vincent Fecteau, Ausstellungsansicht, Secession 2016, Foto: Hannes Böck

Die abstrakten Skulpturen des amerikanischen Künstlers Vincent Fecteau widersetzen sich einer einfachen Beschreibung. Aus alltäglichen Materialien wie Papiermaché, Karton, Magazinbildern und Farbe schafft er komplexe Objekte, in denen Räume zusammen- und zugleich auseinanderfallen. Obwohl sie vielfach an die elementare Formensprache des beginnenden 20. Jahrhunderts erinnern und so unterschiedliche Assoziationen wie utopische Architektur, avantgardistische Bühnenbilder, Masken oder industrielle Fertigungsteile auslösen, bieten sie keine spezifischen Referenzen an, sondern bleiben rätselhaft. Hinter diesem konsequenten Entzug erkennbarer Bedeutung steht der Verweis des Künstlers auf die Skulptur als Skulptur und ihre Wirkkraft als reales Ding in der Welt.

 

In seiner ersten Ausstellung in Österreich zeigt Vincent Fecteau im Hauptraum der Secession eine neue Werkserie aus zehn bemalten Skulpturen. Die relativ großen, rechteckigen Formen erinnern nur noch vage an die als Ausgangsmaterial verwendeten Schachteln für Schnittblumen. Auf die für ihn charakteristische Weise hat Fecteau daraus in einem spielerischen Prozess des wechselhaften Zufügens und Entfernens einzelner Elemente verschlungene Volumen geformt.

 

Sein künstlerischer Prozess der Vergegenständlichung ist durch die Wahl des Materials Papiermaché entscheidend geprägt. Er macht sich zu Nutze, dass Papiermaché an sich keine produktive Funktionalität und kaum Bezüge zur uns umgebenden Welt beinhaltet, gleichzeitig aber eine große Formbarkeit besitzt und sich in Schichten flexibel auf- und abtragen läst. Die Skulpturen zeigen deutliche Spuren ihrer Herstellung und verweisen so stets auf ihre handwerkliche Produktion. Die Unmittelbarkeit der Bearbeitung des Materials durch die Hand des Künstlers, sein Kneten, Modellieren und Darüberstreichen ist ihnen deutlich eingeschrieben. Diese taktile Materialität verleiht den Objekten gemeinsam mit den monochrom strukturierten Oberflächen eine seltsame körperliche Präsenz. In ihrer eigenwilligen Ästhetik wirken sie ebenso barock-ornamental wie futuristisch-erotisch.

 

Vincent Fecteau bezieht die BetrachterInnen aktiv in den Deutungsprozess ein, denn abhängig vom jeweiligen Standpunkt eröffnen sich ihnen sehr unterschiedliche Ansichten. So zeigen sich die Skulpturen beispielsweise an den Seiten eher als schmale, geschlossene Form, während ihre Vorder- und Rückansichten ähnlich einem Diorama oder Guckkasten vielschichtig gestaffelte und durchbrochene Räume offenbaren. Fortwährend überführt Fecteau eine formale Logik in eine andere und lotet so gezielt das Potenzial der Ambivalenz aus, um nach Widerständigkeiten gegenüber der Behauptung des Normalen und Normativen zu suchen. Die Ambivalenz erscheint somit nicht nur als ein formales Attribut, sondern wird zum eigentlichen Thema der Arbeiten, das auch ihre gesellschaftspolitische Dimension markiert.

 

Als ein weiteres Objekt seiner Ausstellung betrachtet Vincent Fecteau das aus diesem Anlass entwickelte Künstlerbuch. Es lässt nicht nur seine große Faszination für Architektur, Inneneinrichtung und Dekoration erkennen, sondern weist auf vielen Ebenen ähnliche Überlegungen auf wie die parallel entstandenen Skulpturen. Die spezielle leporelloartige Bindung etwa etabliert eine Spannung zwischen sich zusammenfaltenden und in den Raum greifenden Bewegungen. Die abgebildeten Collagen, denen unterschwellig etwas Unheimliches anhaftet, beinhalten durch ihre spiegelbildliche Wiederholung auf der versteckten Innenseite ein zusätzliches Moment der Überraschung.


Veranstaltungen
30.06.2016 | 18:00
Vincent Fecteau im Gespräch mit Bruce Hainley
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Künstler*innen
Vincent Fecteau

geboren 1969 in Islip (New York, USA), lebt und arbeitet in San Francisco.

Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Annette Südbeck (Secession)

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07