Florin Tudor, Mona Vătămanu
All Power to the Imagination
20.11.2009 – 24.1.2010
All Power to the Imagination! ist eine neue, speziell für das Grafische Kabinett und die Fassade der Secession entwickelte Installation der rumänischen Künstlerin Mona Vătămanu und des rumänischen Künstlers Florin Tudor.
Das seit 2000 zusammenarbeitende Künstlerpaar erforscht damit Potenziale von Widerstand, wobei sie Widerstand weniger als dogmatische, didaktische Idee denn als poetische, subtile Handlung verstehen. Das Interesse an einer solchen Betrachtungsweise deckt sich mit einer Skepsis der Künstlerin und des Künstlers gegenüber politischen Symbolen oder Slogans, die einen Wahrheitsanspruch stellen.
Die Installation besteht aus mehreren, in unterschiedlichen Techniken ausgeführten Arbeiten, die inhaltlich wie formal zueinander in Bezug stehen. Im Mittelpunkt der räumlichen Inszenierung im Grafischen Kabinett steht eine schwebende Bühne mit einer fragmentarischen Darstellung der rot-schwarzen Fahne des Anarchosyndikalismus – heute globales Symbol für die Auflehnung gegen hegemoniale Gesellschaftsverhältnisse. Beim Betreten dieses doppelten Bodens ist ein Gefühl der Instabilität zu spüren. Die damit einhergehende Verunsicherung symbolisiert jene gesellschaftliche Conditio, die sich als Folge des grundlegenden Wertewandels in den letzten beiden Dekaden entwickelt hat.
Die in der räumlichen Komposition evidente materielle Verdichtung wird mit der Leere des projizierten Films Poem (2009) konterkariert. Der Film zeigt die handwerkliche Herstellung jenes Transparents mit der Aufschrift Trăiască şi înflorească Capitalismul! (Lang lebe und gedeihe der Kapitalismus!), das an der Fassade der Secession montiert ist. Der Text ist eine Abwandlung des sozialistischen Slogans „Lang lebe und gedeihe der Sozialismus!“, der im kommunistischen Rumänien omnipräsent war; er spiegelt den nahtlosen Übergang von einem System in ein anderes wider. Die Serie kleinformatiger Gemälde, Riots(2009), greift das Symbol des anarchistischen Widerstands in Form der schwarz-roten Fahnen wieder auf.
Den Arbeiten von Mona Vătămanu und Florin Tudor liegt eine Politik des Erinnerns zugrunde, die dem kollektiven Trauma, das im Vergessen und Verdrängen der Ereignisse der jüngsten Geschichte Rumäniens liegt, diametral entgegensteht. In durchaus symbolischen Akten der Sichtbarmachung und Wiedergutmachung setzen sie sich aktiv für die Thematisierung und Aufarbeitung von Geschichte ein. Diese ist für die Künstlerin und den Künstler Voraussetzung, die gegenwärtige postkommunistische Gesellschaft verstehen zu können.
geboren 1974 in Genf, lebt und arbeitet in Bukarest.
geboren 1968 in Constanţa, Rumänien, lebt und arbeitet in Bukarest.