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Valerio Adami
1.7. – 28.8.2016

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Valerio Adami, Ausstellungsansicht, Secession 2016, Foto: Hannes Böck

Der Zeichner und Maler Valerio Adami gilt als herausragender Vertreter der italienischen Pop-Art. Seine Ausstellung im Grafischen Kabinett der Secession – die erste Einzelausstellung des Künstlers in Österreich – umfasst eine Reihe von Gemälden aus seiner bislang weniger beachteten frühen Werkphase vor 1964, die sich durch ein besonders spannungsreiches Zusammenspiel von expressiver Abstraktion und stilisierter Figuration auszeichnet.

 

Das vorherrschende Motiv der ausgewählten zeichenhaften Darstellungen Adamis sind energiegeladene Explosionen. Die Bildräume sind erfüllt von miteinander ringenden Körpern, von Objekten, die in tausend Stücke zerbersten, von Energiefeldern, kosmischer Strahlung, Feuer und dichten Rauchwolken. Wie Zitate aus einem Comic-Strip tauchen dazwischen Sprechblasen und lautmalerische, den Knalleffekt betonende Wörter auf. Charakteristisch für Adamis Bilder aus dieser frühen Werkphase ist, dass er seine Form vielfach aus der zeichnerischen Geste erarbeitet und die verschiedenen Oberflächen malerisch strukturiert. Mit großer Leichtigkeit lotet er dadurch den scheinbaren Gegensatz zwischen individuellem emotionalen Ausdruck und subjektunabhängiger Sachlichkeit aus.

 

Adamis Intention war es, den (Bild-) Raum strukturell neu zu erschließen. Ergebnisse dieses Suchmoments sind Bilder, die zwischen dem Medium der Malerei und dem der Zeichnung oszillieren. Adami synthetisiert die „kritische Intelligenz der Zeichnung“, die für ihn immer den Zugang zur Realität darstellt, mit einem malerischen Gestus und befreit das Bild vom Zwang des linearen Narrativs und der darauf aufbauenden Raumaufteilung. Dies gelingt ihm durch die Art der Darstellung wie durch die Wahl des Abzubildenden selbst. So zeigen seine Bilder zwar explosionsartige Momente, aber nie deren Ursache. Wie in einem Zeitraffer visualisiert Adami den Fortlauf der Explosion. Undefinierbare Bruchstücke fliegen durch die Luft, Sterne leuchten auf, der Bildraum wird von Rauch und Wolken geflutet – entweder konturenhaft zeichnerisch oder malerisch flächig. Besonders betont werden Fluglinien oder Bewegungsrichtungen der einzelnen Objektfragmente, sie sind es schließlich, die den Eindruck des Sequenzhaften bei den BetrachterInnen erwecken. Ähnlich wie die Kubisten durch die Multiplikation der Perspektive den Raum zu vervielfachen wussten, gelingt Adami durch die momenthafte Darstellung von Vielzeitigkeit eine verschachtelte Bildrealität, die logische Abläufe und deren Perspektive außer Acht lässt.

 

Ab 1964 entwickelte Valerio Adami seine Bildsprache grundlegend weiter. Die Brechungen durch seinen temperamentvollen zeichnerischen Duktus treten zurück zugunsten eines Stils aus elementaren, klar konturierten Formen und flächenhaftem Farbauftrag. Die Bilder der späteren Werkgruppe zeigen isolierte Fragmente der modernen Welt in verschobener Perspektive – eingebettet in neue, oft politisierte Zusammenhänge. Neben der Pop-Art wurde Adami deshalb auch der von Frankreich ausgehenden Bewegung der Narrativen Figuration zugeordnet.




Künstler*innen
Valerio Adami

geboren 1935 in Bologna, lebt und arbeitet in Meina (Italien) und Monte Carlo.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07