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Tue Greenfort
Medusa
20.9. – 18.11.2007

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Tue Greenfort, Medusa, Ausstellungsansicht, Secession 2007, Foto: Pez Hejduk

Wie definieren wir unsere Rolle in der Welt? Diese Frage stellt sich der dänische Künstler Tue Greenfort, der die Menschheit als marginalen Teil eines viel größeren Ganzen begreift und der die Frage des Fortschritts – sei dieser technischer, kultureller oder zwischenmenschlicher Natur – eng mit der Fähigkeit verknüpft, wie wir unsere Position in der Welt um- und neu zu denken vermögen. Greenforts Arbeiten spiegeln sein Interesse an ökologischen wie ökonomischen Fragen wider: Vor dem Hintergrund globaler Zusammenhänge fragt er nach unserem Umgang mit Umwelt- und Artenschutz sowie mit Ressourcen und Nachhaltigkeit in Hinblick auf die Verknappung bestimmter Rohstoffe und stellt diese Themen zum System der Kunst in Bezug.

 

Seine Projekte zeichnen sich durch eine interdisziplinäre Offenheit und eine „wissenschaftliche“ Arbeitsweise mit umfassenden Recherchen aus. Für die Ausstellung Medusa in der Secession, der ersten umfassenden Werkschau des Künstlers in Österreich, fokussiert Tue Greenfort auf die komplexen Zusammenhänge von Monokulturalisierung und deren Folgen wie der Verlust von Vielfalt und Lebensräumen – in der Natur ebenso wie im urbanen, öffentlichen Raum. Er nutzt dafür Räume im gesamten Haus, auch solche, die üblicherweise nicht für Ausstellungszwecke vorgesehen sind.

 

Mit der Inszenierung einer Kaviarbar im ehemaligen Café der Secession thematisiert Greenfort die Zusammenhänge zwischen Kaviarhandel – ein äußerst lukratives Geschäft, kostet ein Kilogramm Beluga Kaviar doch bis zu 7.000 Euro – und der existentiellen Gefährdung des Belugastörs. Einer UN-Konvention zum Artenschutz des Belugastörs (Huso Huso) zum Trotz scheint der Wildfang sich jeder Kontrolle zu entziehen – zum Preis des drohenden Verlusts einer der ältesten Arten überhaupt. Diese Entwicklung stellt Greenfort zu einer Vorstellung von Luxus und Wohlstand in Beziehung wie zur Kulturproduktion, nämlich der Idee von Kunst als Luxusgut und Marktwert gegenüber autonomer künstlerischer Arbeit. In Zusammenarbeit mit dem WWF Österreich und dem Bundesministerium für Finanzen konnte der Künstler vom Zoll beschlagnahmten Kaviar bekommen, der als Readymade präsentiert wird. Eingebettet in eine Narration zur Geschichte des vorindustriellen Störfangs anhand historischer Fotografien wird diese (im doppelten Sinn) schützenswerte Ware zur Schau gestellt.

 

In einem anderen Projekt, das Tue Greenfort speziell für die Secession in Kooperation mit dem Schmetterlingshaus Wien entwickelt hat, rückt der Künstler die Bedrohung von Artenvielfalt als Folge einer strukturellen Veränderung von Lebensräumen durch zunehmende Monokulturen in den Mittelpunkt.

 

 

Die Performerin Mia Parmas wird in flüchtigen Interventionen den anwesenden BesucherInnen jeweils eine exotische Schmetterlingsart, die vom Aussterben bedroht ist und deshalb im Schmetterlingshaus gezüchtet wird, anhand eines lebenden Exemplars vorstellen. Die Exklusivität der exotischen Arten wird – auch durch seine unauffällige Erscheinung – durch den weit verbreiteten heimischen Kohlweißling konterkariert, der sich perfekt an Monokulturen und somit an zeitgenössische Lebensbedingungen anpassen kann. Präsentiert wird diese Art durch ein in der Tradition naturhistorischer Sammlungen vom Künstler präpariertes Exemplar. Es findet somit eine Umkehrung der üblichen Wertschätzung statt, die über das „Flüchtige“ ebenso künstlerische Repräsentationsformen wie Sammlerwerte hinterfragt.




Künstler*innen
Tue Greenfort

geboren 1973 in Holbæk (Dänemark), lebt und arbeitet in Berlin.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07