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Toni Schmale
HOT HOT HOT
14.9. – 5.11.2017

https://secession.at/items/uploads/images/1661782193_CvTbFW17kLCx.jpg

Toni Schmale, HOT HOT HOT, Ausstellungsansicht, Secession 2017, Foto: Sophie Thun

In ihrem künstlerischen Werk, das neben Skulpturen performative Interventionen, Videoarbeiten und zeichnerische Arbeiten umfasst, hinterfragt Toni Schmale soziale Machtverhältnisse und die in einer hegemonialen Gesellschaft bestehenden stereotypen Geschlechterzuschreibungen. Diesen setzt sie, auf die ihr eigene, hintergründige und stets radikal unerschrockene Art und Weise, geschlechterpolitische Utopien entgegen. Ihre Skulpturen aus Metall, Beton und Gummi wirken wie dysfunktionale Maschinen eines Fuhrparks; zugleich erwecken sie Assoziationen zu Fitness- und Foltergeräten, und öffnen ein weites Spielfeld des Begehrens – sei dies jenes der körperlichen Optimierung oder zu Praktiken sexueller Lustbefriedigung.

In ihrer Ausstellung HOT HOT HOT zeigt Toni Schmale eine Gruppe neuer skulpturaler Arbeiten, die sie als „Übergangsobjekte“ begreift. Diese Vorstellung geht aus den Theorien des Psychoanalytikers Donald Winnicott hervor, mit dem sich die Künstlerin seit geraumer Zeit beschäftigt. Sie interessiert dabei das Etwas, das weder dem Selbst noch dem Anderen zugehörig ist, sondern das vielmehr eine Verbindung zwischen innerer Wirklichkeit und äußerer Realität markiert. Mittels eines architektonischen Eingriffs wird die Idee des Übergangs betont: Ein leerer, in diffuses Licht getauchter Gang öffnet sich erst am Ende nach links in den Galerieraum hinein, wo sich das Skulpturenensemble befindet, und fungiert wie eine als langgezogenes Intro inszenierte Hinführung zum Werk.

Visuelle Ähnlichkeiten, wenn auch in ihrer formalen Sprache vereinfacht und abstrahiert, mit Laufbändern oder Kraftstationen und die Positionierung der Objekte im Galerieraum lassen an Stationen in einem Fitnessstudio denken. Die Titel der Arbeiten wie dipstation, ach ach ach, hot hot hot oder das management unterstützen das lose Narrativ eines Work-outs.

Charakteristisch ist die spürbare Verbindung der Objekte, die miteinander zu kommunizieren scheinen. Dies verdankt sich Verwandtschaften und Variationen von Material und Form, vermeintlichen Wiederholungen ¬und subtilen Abweichungen. Durch Oberflächenbehandlungen wie Sandstrahlen oder Brünieren werden unterschiedliche Materialqualitäten gewissermaßen verschleiert und die Objekte gleichen sich äußerlich zusätzlich an, tunen sich aufeinander ein, bis hin zum Motiv des Doppelgängers. Mit dem Wissen um die Macht der Repetition spielt die ehemalige Spitzensportlerin hier gekonnt mit der Monotonie. Bei allen Ähnlichkeiten besitzt jedes Objekt dennoch eine eigene Identität, einen eigenen Charakter und im Verbund erzeugen sie eine eigene Spannung.

Der gewählte Ausstellungstitel birgt Anspielungen auf den Herstellungsprozess der Arbeiten: ganz allgemein auf die für die Metallbearbeitung erforderliche große Hitze, oder etwas heiß machen. Spezifischer, an das sogenannte „Anlassen“ von Metall, einem Verfahren zur Härtung des Materials durch Hitze. Je nach Dauer und Temperatur der Erhitzung erhält das Metall eine andere Farbe, von gelb über rot bis blau-violett. Diese oberflächliche Veränderung resultiert aus einer strukturellen Veränderung der Beschaffenheit des Materials und verrät, welchen Strapazen dieses ausgesetzt war. Was im industriellen Produktionsprozess vermieden wird – nicht zuletzt weil die Verfärbung das Metall korrosionsanfälliger und damit für handelsübliche Zwecke unbrauchbar macht – ist für Toni Schmale jedoch von künstlerischem Interesse.

In ihrer künstlerischen Interpretation der Idee des Übergangsobjekts legt Schmale konsequenterweise großen Wert auf eine sehr ausgefeilte Konstruktion ihrer Skulpturen: Sie bestehen allesamt aus mehreren kleineren Teilen, die durch nicht sichtbare, weil im Innenleben befindliche Steckverbindungen zusammengehalten werden. Diese Konstruktionsweise erlaubt der Künstlerin, die schweren Objekte aus Edelstahl und anderen Metallen und Beton auch alleine zu manipulieren – sie passen sich den Möglichkeiten der sie schaffenden Person an.




Künstler*innen
Toni Schmale

geboren 1980 in Hamburg, lebt und arbeitet in Wien.

Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Jeanette Pacher

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07