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Tom Burr
Moods
28.4. – 24.6.2007

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Tom Burr, Moods, Ausstellungsansicht, Secession 2007, Foto: Pez Hejduk

„Moods“ – Stimmungen, eindeutige oder vage, sind von verschiedenen Faktoren abhängig, die ebenso individuell sein können, wie sie eine bestimmte Zeit oder Generation widerspiegeln. Amanda Lear beschreibt in einer Zeile ihres Songs Alphabet „this is my alphabet for the children of my generation, … each generation may find a different mood to their world…” Tom Burrs elegante Arrangements von Skulpturen und Objekten zielen auf ein romantisches Begehren und sind zugleich zerebrale Ereignisse. In der Secession zeigt Burr neue und jüngere Arbeiten, welche, nur lose aufeinander bezogen, den Raum in verschiedene Bereiche gliedern.

 

Das Zentrum bildet eine Gruppe bühnen- oder käfigartiger Objekte, die sich zwischen Skulptur, Laufsteg, Innenausstattung von Boutiquen und Set-Design bewegen. Sie erinnern an skulpturale Räume von Alberto Giacometti, Cady Noland oder auch die Barres Paralleles von Pierre Klossowski. Die Sockel sind integraler Bestandteil dieser Skulpturen, die sich nicht auf den Ort beziehen, sondern überall aufgestellt werden könnten. Burr spielt mit der Idee eines Künstlers, der im Atelier ein autonomes Kunstwerk produziert. Auch andere Skulpturen, Paravents oder ebenso faltbare, die menschliche Figur aufgreifende, liegende Objekte erscheinen transportabel und der jeweiligen Situation anpassbar. Sie sind Konstruktionen aus Subjektivität, Display und Instabilität (von Identität, Objekten und Räumen). Die Installationen sind mit einer Reihe von Objekten ausgestattet: Kleidungsstücke, Spiegel, Stühle, Bücher u.a., ästhetischer Surrogate, um sich vergangener Stimmungen und Gefühle zu vergewissern oder das Erinnern als solches auszustellen.

 

Tom Burrs Arbeiten spielen vorangegangene Diskurse über Skulptur – von Ortsspezifität, Kontextualität bis zu Theatralität – in verschiedenen Varianten durch. So kann die Frage nach dem Autor wieder gestellt werden, ohne den Künstler als genialen Regisseur zurückgewinnen zu wollen. Sie behandelt vielmehr den unsicheren Untergrund von Identität und flüchtiger Subjektivität. Eine Reihe ausgewählter Personen werden aufgerufen, von dem Maler James Abbott McNeill Whistler, auf den die Titel Arrangement in Black and Blue und Arrangement in Black and Red hinweisen (in seinem Gefolge auch John Singer Sargent und Oskar Wilde) über Jean Cocteau, Truman Capote bis hin zu Jack Kerouac, dem eine Serie von Collagen gewidmet ist.

 

Des weiteren ist Cocteaus Buch Thomas the Impostor (der Lügner) in einen von Tom Burr Mitte der 90er Jahre getragenen Anzug des österreichischen Designers Helmut Lang genestelt, um den Effekt oder die Suggestion einer autobiografischen Referenz zu erzeugen und gleichzeitig dieser Möglichkeit wieder auszuweichen. Mit Jack Pierson entwirft Burr ein Alter Ego, indem er auf die gemeinsame Ausstellung beider Künstler in der Berliner Galerie Neu 2006 hinweist, und verkompliziert diese Referenz durch die Einführung eines weiteren „Jacks“, nämlich Jack Kerouacs. Das Territorium literarischer und popkultureller Bezüge wird aufgezeichnet, jedoch auch der Zusammenbruch der so geschaffenen Figur „Jack“ unter dem Gewicht der Referenzen, die der Prüfung nicht standhalten. Die Darstellung von Jack Kerouac wird bereits in den Collagen zur Farce, zur Selbstverspottung.

 

Die Fiktionalität des Autors scheint auch in den Vanities auf: ein Objet Trouvé, ein Schminktisch, mit verblassten Spiegeln und zwei Plexiglaskonstruktionen, die zwischen wörtlicher Interpretation dieses Möbels und völliger Abstraktion liegen. „Vanity“ – Schminktisch, heißt auch Eitelkeit und Einbildung. Die Plexi-Vanities sind eine Erinnerung an einen echten Schminktisch in einem Wiener Hotelzimmer, ein nostalgisches Zimmer, das geeignet ist, Briefe zu schreiben, vielleicht an diesem Tisch, an dem sich der einsame Schreiber im Spiegel als Fremder begegnet. Die Proustsche Atmosphäre des Zimmers, das vorher und nachher von einem Anderen benutzt wird, erinnert den Gast daran, dass seine Identität an diesem Ort eine geliehene ist, die wieder abgelegt werden kann, wie ein Anzug.

 

 




Künstler*innen
Tom Burr

geboren 1963, lebt und arbeitet in New York.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07