menü
de / en

Tilo Schulz
Stage Diver
19.9. – 9.11.2008

https://secession.at/items/uploads/images/1661766279_1zSWT4LmaiSc.jpeg
Tilo Schulz, Stage Diver, Ausstellungsansicht, Secession 2008, Foto: Pez Hejduk

In der Ausstellung Stage Diver präsentiert Tilo Schulz eine speziell für die Secession konzipierte Rauminstallation. Drei zusammenhängende, aus edlen Mahagoniplatten gebaute Räume ziehen sich durch die Ausstellungsarchitektur der Galerie und eröffnen einen subtilen Erlebnis- und Erfahrungsraum für die BesucherInnen. Zunächst beginnt der Raum als Bühne, wandelt sich zu einem geschlossenen Kabinett, in dem Zeichnungen des Künstlers zu sehen sind, und endet in einem langen Laufsteg, der sich bis ans Ende des Ausstellungsraumes zieht. Dort vermittelt ein Stapel beiläufig abgestellter Thonet-Stühle den Eindruck eines seit längerem verlassenen Ortes.

 

Die Ausstellung wird erfahrbar, indem die BesucherInnen die Installation durchschreiten und aktiv nutzen. Auf diese Weise wird der sich selbst wandelnde “Raum im Raum” zum “transition space” und Handlungsraum, der Erinnerungen und Assoziationen wecken und Selbstreflexion auslösen soll. Die Installation schmiegt sich an die bestehende Architektur des Ausstellungsraumes an, greift diese auf, indem sie ihren Formen folgt, diese nachbildet und imitiert, und bleibt dabei trotzdem eigenständig und autonom. Die von außen teilweise sichtbare Konstruktion aus Balken weckt Assoziationen an temporäre Architekturen wie etwa Theaterkulissen. Die perfekte Ästhetik im Inneren und die edle Oberfläche aus Mahagoni stehen im krassen Gegensatz zum provisorischen Charakter, den die Außenseite vermittelt.

 

Das Werk von Tilo Schulz ist an den Schnittstellen von Kunst und Kunsthandwerk, Architektur und Design sowie Hoch- und Populärkultur angesiedelt. Fragen von Präsentation und Repräsentation, von individueller Wahrnehmung und gesellschaftlicher oder politischer Instrumentalisierung von Kunst sind zentrale und in den Werken und Ausstellungen von Schulz immer wiederkehrende Themen.

 

Der Inszenierung des Ausstellungsparcours, von Blickachsen und Raumfolgen widmet der Künstler, der selbst häufig als Kurator tätig ist, ebenso viel Aufmerksamkeit wie den BesucherInnen, die er von vornherein mitdenkt. Schulz lädt sie mitunter ein, Akteurinnen und Akteure in seinen Ausstellungen zu werden. Der Künstler bezeichnet diesen Prozess als “Aktivierung”. Charakteristisch für das Werk von Tilo Schulz ist die intensive Auseinandersetzung mit der Formensprache der Moderne. Sein Interesse und die in den Arbeiten zum Ausdruck gebrachte Kritik an der (historischen) Debatte zwischen politisch instrumentalisierter Kunst in den ehemaligen totalitären Systemen des Ostens und der vermeintlich freien Kunst des Westens sind eng mit der Biografie des Künstlers verknüpft, der 1972 in der DDR geboren wurde.

 

In seinen Arbeiten verbindet er diese vermeintlich konträren und rivalisierenden Formensprachen und wendet sich gegen die eindeutige Lesbarkeit und Unveränderlichkeit visueller Zeichen und ästhetischer Formen.

Eingeladen von Sabine Bitter und Christian Teckert.

 




Künstler*innen
Tilo Schulz

geboren 1972 in Leipzig, lebt und arbeitet in Berlin.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07