Stephen Prina
As He Remembered It
27.5. – 21.8.2011
Kennzeichnend für die Arbeit des amerikanischen Künstlers, Musikers und Komponisten Stephen Prina ist, dass er sich Werke von anderen KünstlerInnen aneignet und diese in neue Kontexte setzt. Dies tut er auch im Rahmen seines neuen Projekts As He Remembered It, das er eigens für den Hauptraum der Secession entwickelt hat, sowie in den vier neue Arbeiten seiner Serie Exquisite Corpse: The Complete Paintings of Manet.
Ausgangspunkt für As He Remembered It ist eine gemeinsamen Erinnerung aus den 1980er-Jahren mit dem Künstler Christopher Williams an ein Einbaumöbel des Architekten R. M. Schindler, das aus seinem räumlichen Zusammenhang gerissen, bemalt und als Einzelstück rekontextualisiert wurde. Für die Umsetzung dieser persönlichen Anekdote im Hauptraum der Secession wählte Prina zwei nicht mehr existierende Häuser von R. M. Schindler, die Anfang der 1940er-Jahre für Hilaire Hiler und Mrs. George (Rose) Harris in Los Angeles gebaut wurden. Anhand der erhaltenen Pläne und Fotos ließ er die Einbaumöbel nachbauen, um die insgesamt 28 Objekte sodann als Grund für monochrome Malerei zu verwenden – Prina hat sie mit der pinken Farbe “PANTONE Honeysuckle 2011 COLOR OF THE YEAR” bemalt – und sie nach einem eigens hierfür entwickelten Raster im Hauptraum der Secession zu reinszenieren.
Wenn man ein Möbelstück, das für einen spezifischen Zusammenhang konzipiert wurde, aus diesem löst und an einen anderen Ort transferiert, wie viel trägt es dann von seinem ursprünglichen Kontext noch in sich? “Es war nahezu grausam damals das Möbel zu sehen, so als wäre es ein abgetrennter Körperteil. Ich habe es neulich einem Freund beschrieben und dieser verglich es mit dem Phantomschmerzen bei einem abgetrennten Körperglied, von denen in den Schriften Freuds und Merleau-Pontys zu lesen ist. Später wurde mir aber bewusst, dass es nicht wirklich so ist. Es ist vielmehr der Phantom-Körper, denn er ist es, der fehlt, der Körperteil ist da.” (Stephen Prina)
Indem Prina sein Ausgangsmaterial derart in andere Medien überführt, variiert und rekontextualisiert, erzeugt er vielschichtige Bezugssysteme, in denen sich persönliche, kunstwissenschaftliche und mediale Narrative gegenseitig befruchten. Über das Zitat und die Referenz hinausgehend reflektiert er auf diese Weise immer auch das Potenzial der künstlerischen Methode der Bezugnahme im Allgemeinen.
“Ein wichtiger Teil des Projektes sind die ‘Prinzipien der Übersetzung’. Da wir die Häuser nicht besichtigen und ausmessen konnten, mussten wir von den Originalplänen Schindlers ausgehen. Die Pläne seiner frühen Werke sind sehr detailliert, wohingegen sie im Laufe der Jahre immer ungenauer wurden. Anstatt eine Vorstellung von einem Gebäude zu haben, die er dann umsetzte, eine Vorstufe also, wo alles festgelegt ist und dann realisiert wird, ging es ihm vielmehr um die Idee, dass Architekturpläne ein Vorschlag in eine bestimmte Richtung darstellen. Erst im Prozess des Bauens traf er dann endgültige Entscheidungen und nahm Änderungen vor. Könnte das, so wie ich es eben beschrieben habe, als eine Kritik der Konzeptkunst oder bestimmter Formen von Konzeptkunst funktionieren? Vielleicht.” (Stephen Prina)
Parallel zu den Objekten zeigt Stephen Prina vier neue Arbeiten aus seiner 1988 begonnenen Serie Exquisite Corpse: The Complete Paintings of Manet (223-226 von 556). Sie basieren auf den Gemälden des impressionistischen Malers Édouard Manet, die Prina teilweise reproduziert: Seine Zeichnungen greifen die entsprechenden Formate auf, ersetzen die Bildinhalte aber durch monochrome Oberflächen aus Sepia-Wasserfarben. Die jeweils als Dyptichon konzipierten Arbeiten kombinieren eine originale Zeichnung mit einem Multiple, das als Index des Gesamtprojektes fungiert.
geboren 1954 in Galesburg (USA), lebt und arbeitet in Los Angeles und Cambridge (USA).