menü
de / en

Sharon Lockhart
Lunch Break
21.11.2008 – 18.1.2009

https://secession.at/items/uploads/images/1661767152_ePoU7MtTfcX.jpeg
Sharon Lockhart, Lunch Break, Ausstellungsansicht, Secession 2008, Foto: Pez Hejduk

Im Laufe der vergangenen 15 Jahre hat die US-amerikanische Künstlerin Sharon Lockhart eine Reihe von Filmen und Fotografien geschaffen, die Momente des alltäglichen Lebens abbilden und gleichzeitig das subtile Verhältnis zwischen den beiden Medien analysieren. Die Secession zeigt zum ersten Mal Lockharts neueste Filme und die dazugehörigen Fotoserien, die einen ganz speziellen Ort und Zeitpunkt beschreiben: die im US-amerikanischen Bundesstaat Maine beheimateten Bath Iron Works zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Sharon Lockhart hat das letzte Jahr damit verbracht, das Leben der Arbeiter in der historischen Schiffswerft zu beobachten, wobei sich jedes der fünf Projekte, die in der Ausstellung gezeigt werden, mit einem anderen Aspekt des Arbeitsalltags beschäftigt.

 

Im Hauptraum präsentiert Lockhart den Film Lunch Break. Dieser zeigt 42 Arbeiter während ihrer Mittagspause in einem Korridor, der sich nahezu über die ganze Schiffswerft erstreckt. Anders als in ihren früheren Filmen ist die Kamera hier frei beweglich und während sie langsam den Gang entlangfährt, erleben wir, wie eine kurze Unterbrechung des vorgegebenen Arbeitsablaufs zu einem ausgedehnten Blick wird. Der mit Spinden gesäumte Korridor scheint nicht nur ein Knotenpunkt für betriebliche Aktivitäten zu sein, sondern auch als sozialer Nexus zu dienen. Seine Oberflächen spiegeln eine Geschichte der Selbstdarstellungen und Adaptationen wider. Im Laufe der Mittagspause beobachten wir Arbeiter, die sich verschiedensten Beschäftigungen hingeben, die nicht nur ihr Mittagessen einnehmen, sondern auch lesen, schlafen und sich miteinander unterhalten. Die Musik zum Film ist in Zusammenarbeit mit der Komponistin Becky Allen und dem Filmemacher James Benning entstanden und lässt Industriegeräusche, Musik und Stimmen langsam ineinander fließen und verschmelzen. Die Kombination von Bild und Ton erzeugt die ausgedehnte Reflexion einer kurzen Atempause im betrieblichen Arbeitsprozess.

 

Außer der Projektion zeigt Lockhart drei verschiedene Fotoserien: eine Reihe von Bildern, auf denen Arbeiter rund um behelfsmäßige oder firmeneigene Esstische interagieren, eine Sammlung diverser Einrichtungen, geschaffen von den Arbeitern selbst, um sich mit Kaffee, Hotdogs, Schokoriegeln und Snacks zu versorgen, sowie eine Serie mit stärker formalisierten Porträts, die die Lunchboxen der Arbeiter darstellen. Alle Fotos zeigen Arbeiter, die ihren Arbeitsplatz prägen und selbst von ihm geprägt werden.

 

Der letzte Teil der Ausstellung präsentiert einen Film mit dem passenden Titel Exit, der im Laufe einer fünftägigen Arbeitswoche entstanden ist. Die fünf Einstellungen des Films zeigen alle eine lange Reihe von Arbeitern, die die Schiffswerft nach Schichtende verlassen. Am Beginn jeder Einstellung ist ein Zwischentitel mit dem jeweiligen Wochentag zu sehen, ehe eine von Mal zu Mal stark variierende Alltagsroutine ihren Lauf nimmt. Exiterinnert an den Film Arbeiter verlassen die Lumière-Werke von Louis Lumière und betont den Fluss der Zeit ebenso wie die verschiedenen Nuancen der Alltagserfahrung.

 

Ausstellungsarchitektur: Escher Gune Wardena, Los Angeles

 




Künstler*innen
Sharon Lockhart

geboren 1964 in Norwood, Massachusetts, lebt und arbeitet in Los Angeles.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07