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Regina Möller
embodiment – dress plot
17.9. – 11.11.2004

https://secession.at/items/uploads/images/1661938618_n3NiQdQ2cGJ9.jpeg
Regina Möller, embodiment – dress plot, Ausstellungsansicht, Secession 2004, Foto: Hannes Böck

Regina Möller siedelt ihre Arbeiten im Grenzbereich von Kunst, Mode und Comic an. Sie greift verschiedene Formate gegenwärtiger kultureller Kommunikation auf und reflektiert deren identitätsstiftende, ökonomische und funktionale Konnotationen. So adaptiert sie zum Beispiel in ihrer Zeitschrift regina, mit der sie seit den späten 1990er Jahren eine breite Öffentlichkeit erreichte, die Sprache von Frauenzeitschriften und unterläuft durch leichte Verschiebungen die gewöhnlichen Konstruktionen weiblicher Identität. Parallel dazu hat Regina Möller seit 1993 unter ihrem Label embodiment Kleidung, Tapeten, Möbel und Innenausstattungen entworfen, bei denen sie die Materialien mit neuen Bedeutungen auflädt und die soziokulturellen Parameter der Produkte jenseits von aktuellen und somit vergänglichen Moden untersucht.

 

Für ihre Ausstellung embodiment – dress plot in der Secession hat Regina Möller eine neue Kollektion entworfen und installativ inszeniert. In der medialen Verschränkung von Kleidung, Bühnenbild und Hörspiel entwickelt sie eine komplexe Erzählung.
Thematischer Ausgangspunkt ist die Comicfigur Poison Ivy. Ursprünglich als Randfigur bei Batman konzipiert, hat sie sich inzwischen mit einem eigenen Comic als Superheldin emanzipiert. Charakteristisch ist ihre Doppelidentität als Pflanzen und Umwelt schützendes Wesen einerseits und als zerstörende Verbrecherin andererseits. Dank eines hyperaktiven Immunsystems reagiert ihr Körper nicht auf das tödliche Gift jener Pflanzen, die sie in ihrem grünen Paradies liebevoll umhegt, deren Killer-Reben und giftige Pollen sie aber zugleich als biologische Waffe gegen ihre Feinde einsetzt.

 

Diese Wandelbarkeit Poison Ivys und das damit verbundene doppelte Bild des Weiblichen als Heimchen und “Femme Fatale” spiegelt sich in der Inszenierung Regina Möllers auf vielfache Weise wieder. Sie hat zwei fiktive Frauencharaktere entwickelt, die letztlich für eine Person stehen. Definiert werden sie über das Environment, ihre Stimmen und ihre Kleidung. Die Kostüme leben durch ihre Details und sind prinzipiell tragbar. Die identitätsstiftende Funktion, die dem Kostüm im Comic zukommt, begründet sich durch seine Vorstellung als zweite Haut. Eine solche Verkörperung der Hülle – wörtlich für embodiment – wird durch den im Hörspiel aufgeführten Kampf mit dem Kostüm zu einem dramatischen und amüsanten Ereignis der Selbstfindung verdichtet.

 

 

Regina Möller konterkariert den Entwurf idealer Weiblichkeit, indem sie ihn durch den Bezug zu ihrer eigenen Person erdet. Der Standardisierung und Normierung des Körpers, allegorisch durch die Schneiderpuppen als Träger der Kostüme verkörpert, stellt Möller den eigenen Körper, an dem sie für die Kostüme maßgenommen hat, gegenüber. Ihr Portrait, comicartic stilisiert, findet sich als Druck auf Modell-Entwürfen der Kostüme ebenso wie als überlebensgroße Wandzeichnung.

 

 

Die Installation von Regina Möller zitiert die Präsentationsformen der Modewelt, das Schaufenster oder den Laufsteg, aber auch der Sprache musealer Ausstellungsdisplays und die Theaterbühne. Zwischen diesen Referenzräumen oszillierend, an der Nahtstelle von Kunst und Mode, Körper und Kostümbild präsentiert sie ein Szenario, das Individualität und Typik, Fiktion und Tatsächlichkeit gegeneinander ausspielt.

 

 




Künstler*innen
Regina Möller

lebt und arbeitet in Berlin und Stockholm.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07