Piotr Uklański
A Retrospective
20.9. – 18.11.2007
Der polnische Künstler Piotr Uklański bedient sich in seinen Fotoarbeiten, Collagen, Skulpturen und Installationen stereotyper Motive und Strategien aus Popkultur, Kunst und Kino, um Fragen nach kultureller Identität und Authentizität aufzuwerfen.
Uklański sagt man eine gewisse Unverfrorenheit nach, in der Hinsicht, wie er mit den Erwartungen des Publikums spielt, wie er die Strategien der Selbstinszenierung und -vermarktung nicht nur nutzt, sondern aus diesen Mitteln grundlegende Aspekte seiner konzeptuellen Arbeit gewinnt und darin, wie er Referenzen vereinnahmt. Er geht von Bildern aus, die an sich schon verbraucht, bankrott und hohl sind. Er recycelt Visuals, Konzepte und Klischees – von Landschaften, Sonnenuntergängen, Hollywood, großen Künstlern, Sammlern, Kuratoren – und verleiht ihnen eine neue, ebenso krasse wie verführerische Präsenz, gerade indem er die Politiken unterschiedlicher Bildwelten hinterfragt. Es ginge jedoch in die falsche Richtung, seine Vorgehensweise entweder als kritisch oder affirmativ zu bezeichnen. Diese Kategorien gleiten an den perfekten Oberflächen ähnlich ab wie an den Arbeiten von Jeff Koons.
Uklański inszeniert sich als Star und Bad Boy der Kunstwelt. Sein Film Summer Love, 2006, ein tragikomischer Western, dessen prominentestem Darsteller, Val Kilmer, in der Rolle einer Leiche nicht ein einziges Wort zugestanden wird, wurde selbstredend als der „erste“ polnische Western lanciert; seine Freundin Alison Gingeras, deren entblößten Hintern er in einer doppelseitigen Anzeige in Artforum als Untitled (Ginger Ass), 2003, publizierte, ist Kuratorin für den Sammler François Pinault. Die Röntgenaufnahme eines Schädels in psychedelisch flirrenden Farben zeigt nicht irgendeinen Schädel, sondern eben jenen dieses bedeutenden Sammlers. Elizabeth Peyton, die für ihre Porträts von Celebrities bekannt ist, hat auch Piotr Uklański gezeichnet. Rollenspiel und Ruhm interessieren ihn, denn breite Resonanz ist eine Folie, auf der er sein Künstlerimage gezielt platzieren kann.
Doch vielmehr als an dem eigenen Mythos zu stricken, geht es ihm darum, dessen Mechanismen zu analysieren. In seinen Inszenierungen übernimmt er gerne multiple Rollen, u. a. „Modernist, Post-Minimalist, Pop-Konzeptualist, Fotograf, Dilettant, Muse eines Malers, politischer Künstler wie Boltanski und Filmemacher wie Polanski.“ (Flash Art, Nr. 236, May 2004)
In der Secession zeigt er ältere sowie neue ortsbezogene Arbeiten und unterzieht damit seine eigene Produktion einer Neubefragung, die ein Selbstporträt des Künstlers als Montage, als nichtauthentisches, künstliches Konstrukt zeichnet. In einem Interview sagt er: „Wenn wir annehmen, dass Kunst oder eine andere kreativeAktivität in der Lage ist, die Wahrheit über die menschliche Existenz zu reflektieren, […] sollte sie diese Existenz nicht nachahmen, sondern eine künstliche Realität/Form schaffen […].“ (Spike, Nr. 11, 2007) Ist er am Ende doch ein Romantiker?
geboren 1968 in Warschau, lebt und arbeitet in New York und Warschau.