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Peter Bartoš
Situations 1945-2014
21.11.2014 – 25.1.2015

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Peter Bartoš, Situations 1945–2014, Ausstellungsansicht, Secession 2014, Foto: Oliver Ottenschläger

Peter Bartoš zählt zu den frühen Vertretern der Konzept- und Aktionskunst in der Slowakei. In seiner für die Secession konzipierten Ausstellung Situations 1945–2014 präsentiert er erstmals sein vielschichtiges Lebenswerk, das er in Form von Fotokopien chronologisch aufgearbeitet hat. Im Sinne von Anti-Kunst versteht Bartoš die Fotokopie dabei gleichermaßen als Werk und als Mittel für die Aufzeichnung und Distribution seiner Konzepte.

 

Dieser Zugang ist bereits in seinen frühen Werken zu beobachten, etwa in der von 1967 bis 1968 entstandenen reproduzierbaren Fotoserienmalerei, deren spezifisches Rastermotiv in verschiedenen Medien gleichwertig funktioniert. Als Bartoš diese Arbeiten 1968 das erste Mal ausstellte, forderte er die Betrachter explizit auf: “Fotografiert – jedes Foto ist ein Original!”
Ausgehend von der Erforschung der Malerei als Prozess realisierte Bartoš in den späten 1960er-Jahren Aktionen, in denen Farben auf verschiedene Bildträger gegossen oder Raster aus Materialien wie Asche, Staub, Kreidepulver oder Torf auf die Straßen und Plätze Bratislavas gestreut wurden. Im Zentrum seines Interesses standen die physikalischen Eigenschaften der Materialien, das Temporäre und Prozesshafte und die Möglichkeiten der Transformation der Materie durch Akkumulation oder Dispersion.

 

Eine wichtige Inspirationsquelle für Bartoš war und ist die Natur. Mehrfach arbeitete er mit lebenden Tieren, beispielsweise 1971 in der Aktion Vypúšt’anie holubov na slobodu [Freilassen der Tauben], die im Kontext der damaligen Isolation des Landes zu lesen ist. Darüber hinaus war er jahrelang erfolgreich als Taubenzüchter tätig und von 1979 bis 1990 als Konzeptkünstler im Tiergarten von Bratislava beschäftigt, wo er Konzepte für die räumliche Struktur des Areals entwickelte und verschiedene Lebensräume für die Tiere gestaltete. Er selbst schrieb über diese Arbeit: “...mich interessierte auch das direkte ‚Zoomedium’ oder ‚Animal Art’ als eine biologische und psychologische Vorform der Beziehung zwischen den lebendigen Formen auf der Erde sowie die Gestaltung und das Schaffen einer ökologischen Kultur.”

 

In zahlreichen seiner Arbeiten, die er oft über Jahrzehnte hinweg fortschreibt und weiterentwickelt, verknüpft Bartoš Fragen der ökologischen Planung und Landschaftsgestaltung mit solchen nach Freiheit und Privatheit im Zusammenhang mit (staatspolitischen) Grenzen. Seit 1993 realisiert er sein Projekt Nomadart, bei dem er seine Heimat erwandert sowie zeichnend und fotografierend erforscht. Als festgelegte Route wählte er einen Kreis, der sich über die fünf mitteleuropäischen Länder Slowakei, Tschechien, Polen, Ungarn und Österreich erstreckt. Den Mittelpunkt bildet das Dorf Uhrovec – der Geburtsort von Ľudovít Štúr (eine Persönlichkeit der slowakischen Nationalbewegung im 19. Jahrhundert) und Alexander Dubček (die Leitfigur des Prager Frühlings 1968). Bartoš’ Heimatbegriff funktioniert unabhängig von Staatsgrenzen: Auf seinen Wanderungen überquerte der Künstler, der sich nach der Teilung der Tschechoslowakei lange für keine der beiden neuen Staatsbürgerschaften entscheiden konnte, mehrfach die grüne Grenze.

 

 




Künstler*innen
Peter Bartoš

geboren 1938 in Prag, lebt und arbeitet in Bratislava.

Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Annette Südbeck (Secession)

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07