Pawel Althamer
25.4. – 21.6.2009
Für seine das ganze Haus und den Garten bespielende Ausstellung in der Secession schafft der polnische Künstler Pawel Althamer einen rund um die Uhr zugänglichen, tunnelähnlichen Gang, der durch das Gebäude direkt zum dahinter liegenden Garten führt. Dort initiiert er mit einfachen Mitteln einen öffentlichen Ort der Kommunikation. Als Mittelpunkt formloser Zusammenkünfte und Begegnungen fungiert ein abendliches Lagerfeuer – für Althamer Sinnbild und Urform des „Round table“. Während der Künstler im Vorfeld verschiedene Personen wie beispielsweise Donat Grzechowiak, Studierende der Akademie der bildenen Künste / Dozentur für performative Kunst, Südtirolerplatz-Günther und Freunde und die BewohnerInnen des Flüchtlingshauses Neu Albern gezielt zur Partizipation aufgefordert hat, sind prinzipiell alle eingeladen, den temporären Freiraum zu nutzen.
Charakteristisch für die poetischen Interventionen, Inszenierungen und Skulpturen von Pawel Althamer ist, dass sie auf der präzisen Beobachtung und Analyse alltäglicher Situationen und gesellschaftlicher Konventionen basieren. Wiederholt hat er andere zur Teilnahme an seinen Projekten eingeladen, oder sie gebeten andere Rollen einzunehmen, um Alltag und sozio-ökonomische Bedingungen bestimmter Gruppen zu untersuchen. Im Sinne einer Neubewertung des „unsichtbaren Theaters“ begreift er hierbei vielfach den öffentlichen Raum als Bühne und konzentriert sich auf das scheinbar Unspektakuläre, um mittels minimaler Eingriffe in bestehende Strukturen die Erfahrung einer bestimmten Wirklichkeit zu pointieren oder zu verschieben.
Althamers Intervention in der Secession transformiert zugleich die tradierte Nutzung und Perzeption des Hauses: Statt sich der Kunst über ein vom Alltag und Leben der Strasse distanzierendes Foyer zu nähern, werden die BesucherInnen durch das Gebäude hindurch geschleust. Der Ausstellungsraum wird ausgeblendet und der Ort des Verweilens vom hermetisch abgeschirmten Innenraum in eine natürliche Umgebung und offene, nicht zu regulierende Situation verlagert. Die kontinuierliche Veränderung, das Unvorhersehbare und der Kontrollverlust sind immanenter Bestandteil der Arbeiten Pawel Althamers. Dazu gehört auch die Aufgabe bzw. Übertragung der Autorschaft an andere. Sie beruht auf einem künstlerischen Selbst- und Werkverständnis, das Kunst und Leben nicht als getrennt betrachtet.
geboren 1967 in Warschau, lebt und arbeitet in Warschau.