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Nicole Wermers
Chemie
26.11.2004 – 30.1.2005

https://secession.at/items/uploads/images/1661939406_g83gabmamJP.jpeg
Nicole Wermers, Chemie, Ausstellungsansicht, Secession 2004, Foto: Matthias Herrmann

In ihren Collagen und Skulpturen abstrahiert Nicole Wermers Attraktionen und Oberflächen einer zeitgenössischen Konsumkultur zu architektonischen Strukturen, die ein Wechselspiel von Verführung und Kontrolle anklingen lassen. Im Grafischen Kabinett der Secession zeigt Nicole Wermers eine Reihe abstrakter Skulpturen, die meist paarweise im Raum angeordnet sind. Als architektonische Leitsysteme bilden sie Schleusen und Durchgänge, ihre formale Struktur erinnert aber auch an Warensicherungssysteme, wie sie an den Ein- und Ausgängen von Kaufhäusern platziert sind. Nicole Wermers greift diese Artefakte, deren Design normalerweise gen Null strebt, auf und aktualisiert deren bildhauerisches Potenzial. Die Wahl der Materialien (u. a. Holz, Stahl, Noppen-PVC) knüpft dabei an eine Geschichte der minimalistischen Skulptur und modernistischen Oberflächengestaltung an.

 

Die Arbeiten wirken in ihrer profillosen, reduzierten Form nahezu zweidimensional, entwerfen allerdings atmosphärisch eine Dreidimensionalität, die über das Materielle hinausgeht und auf ein Spektrum unsichtbarer Strahlungen und Wirkungen anspielt – seien es spirituelle, repräsentationssymbolische oder elektromagnetische. Gleichzeitig erinnern die Zwillingsskulpturen auch an jene herrschaftlichen “Wächter” links und rechts von Portalen, die den Übergang zwischen zwei Räumen regulieren und als eine Zone der Be- und Überwachung, aber auch der neugierigen Verführung und lautlosen Bedrohung dramatisieren.

 

Als weiteres Element der Ausstellung setzt Nicole Wermers eine neue Serie von Collagen in Dialog zu den Skulpturen: die Collagen Katzensilber V–VII (2004) aus Abbildungen von Kristallen, rohen Edelsteinen und Mineralien sind in boxenartige Rahmenobjekte eingepasst. Ausschließlich an einer Seite angebracht verleihen sie den ansonsten eher neutralen Boxen eine Richtung und “strahlen” in den Raum. Die Platzierung unterstützt diesen Eindruck, so dass die Rahmenobjekte auch als materielle und immaterielle Resonanzkörper zu den Skulpturen gelesen werden können.

 

Nicole Wermers dehnt diese ambivalent aufgeladene Spannung bis in den Aufgang zum Grafischen Kabinett aus, wo eine Skulptur aus Stahl platziert ist. Ähnlich wie in der früheren Serie French Junkies (2002), nimmt diese die Form eines Standaschenbechers auf: ein Accessoire, das ebenso wie die Warensicherungssysteme das Konsumverhalten reglementiert, aber auch an das auratische Moment der Verführung erinnert.

 

 




Künstler*innen
Nicole Wermers

geboren 1971 in Emsdetten (Nordrhein Westfalen), lebt und arbeitet in Hamburg und London.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07