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Miriam Bajtala
in meinem Namen
27.2. – 21.4.2013

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Miriam Bajtala, in meinem Namen, Ausstellungsansicht, Secession 2013, Foto: Oliver Ottenschläger

Miriam Bajtala beschäftigt sich mit Wahrnehmung und den Parametern, welche diese definieren und verändern, wie Raum, Zeit und Kontext. Videos, Zeichnungen und Skulpturen gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie Textarbeiten und performative Installationen. In jüngeren Arbeiten, wie dem Video 3 Stimmen (2011) oder den Performances 2 Monologe für einen Chor (2011) und die Rede (2012) thematisiert Bajtala Fragen der sprachlichen Artikulation von (Selbst-) Ermächtigung, Repräsentation und Vermittlung. Rede, geschriebener Text, Stimmvariationen, Sprachverlust und -aneignung sind zugleich Gegenstand und Mittel der künstlerischen Analyse.

 

Die feierliche Rede unterliegt gewissen Konventionen und formalen Regeln, die beitragen, dem Gegenstand der Rede – ein künstlerisches Werk und dessen UrheberIn – Bedeutung zu verleihen und diese entsprechend zu adressieren bzw. zu repräsentieren. Bajtala setzt hier an, um das Sprechen über die künstlerische Arbeit, das in der Regel ExpertInnen wie KuratorInnen, KritikerInnen, TheoretikerInnen überlassen wird, zu verhandeln und sich das Vermitteln des Werks selbstreflexiv wieder anzueignen. So schrieb Miriam Bajtala beispielsweise für ihren Beitrag zur Ausstellung Kabinenschau eine Rede und engagierte eine Performerin, die diese bei der Eröffnung an Stelle der Künstlerin halten sollte.

 

Mit ihrer für die Ausstellung in der Secession konzipierten und realisierten Arbeit in meinem Namen (2013) knüpft Miriam Bajtala an das Thema der Rede und den damit verbundenen Repräsentationsfragen an. Sie befragt darin ihre Rolle als Künstlerin, indem sie ihre Selbstwahrnehmung den Sichtweisen von vier Kulturschaffenden gegenüberstellt. Hierfür beauftragte sie eine Künstlerin, eine Kuratorin, einen Kurator und eine Autorin, jeweils eine Rede in ihrem Namen zu verfassen, also stellvertretend für sie über ihre Arbeit zu sprechen. In dem Video vier Reden stellt die Künstlerin sich selbst dar und repräsentiert zugleich die vier, von ihr autorisierten StellvertreterInnen in ihren unterschiedlichen Rollen. Vor neutralem schwarzem Hintergrund ist die Künstlerin vier Mal nebeneinander im Close-up zu sehen, sie spricht mal direkt in die Kamera, mal aus dem Off oder im Flüsterton.

 

Die eigene, als Reaktion auf die vier in Auftrag gegebene Reden verfasste (Gegen-) Rede inszenierte Miriam Bajtala bereits im Vorjahr auf völlig andere Weise: Sie ließ sich vertreten. Diesmal durch einen „Chor“, eine Gruppe an Menschen, die ihrem offenen Aufruf gefolgt waren, an einer Kunstaktion teilzunehmen und gemeinsam einen Text vorzutragen. Im Video Chor sieht man, wie die Gruppe den Hauptraum der Secession betritt – allein die Größe der Gruppe schrieb einen großen Raum vor –, sich aufstellt und anschließend im Chor die Rede Miriam Bajtalas spricht. Konsequent eröffnet der Satz „Ich möchte laut sein“ die Rede. Übertitel erleichtern es, dem Text zu folgen – ähnlich wie in einer (fremdsprachigen) Oper.

 

In der Installation werden die Videoarbeiten Chor und vier Reden auf einander gegenüberliegende Wände projiziert, die ProtagonistInnen treten abwechselnd in Aktion. Der Perspektivenwechsel – vom Close-up im Video vier Reden zur Totalen in Chor – ist auch auf räumlicher Ebene zu verstehen. Der um ein Vielfaches größere Hauptraum wird in das zu einer Black Box verwandelte Grafische Kabinett buchstäblich projiziert. Mit der räumlichen Zusammenführung wirft Miriam Bajtala die Frage nach der jeweiligen Charakteristik sowie dem Repräsentationscharakter des Raumes auf: Das Erhabene des White Cubes konfrontiert sie mit der Intimität des Grafischen Kabinetts.




Künstler*innen
Miriam Bajtala

geboren 1970 in Bratislava, lebt und arbeitet in Wien.

Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Jeanette Pacher

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07