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Mimi Ọnụọha
Soft Zeros
29.11.2025 – 22.2.2026

Mimi Ọnụọha, The Library of Missing Datasets, 2016, Mixed-Media-Installation, Aktenschränke aus Stahl mit Ordnern und Registerkarten, 41 x 57 x 50 cm

Mimi Ọnụọha, The Library of Missing Datasets, 2016, Mixed-Media-Installation, Aktenschränke aus Stahl mit Ordnern und Registerkarten, 41 x 57 x 50 cm

Was wissen wir über uns selbst und unsere Geschichte?
Manche Dinge werden gezeigt.
Andere Dinge bleiben unsichtbar.
Künstlerin Mimi Ọnụọha fragt:
Was passiert mit dem, was niemand sehen will?

 

Fehlende Daten

In ihrer Ausstellung zeigt Ọnụọha:
Viele Informationen fehlen.
Manches wird vergessen.
Manches wird absichtlich weggelassen.
So entsteht Leere.
Und auch Leere kann etwas bedeuten.

 

Soft Zeros
Ihre Ausstellung heißt Soft Zeros.
Das ist Englisch und heißt:
Weiche Null.
Das Wort kommt aus der Statistik.
Statistik heißt: Zahlen, die etwas über Menschen zeigen.
Zum Beispiel: Wie viele Menschen leben in einer Stadt?

„Soft Zero“ bedeutet:
Etwas sieht aus wie „Nichts“.
Aber man weiß nicht, ob es wirklich nichts ist.

Wenn eine Statistik keine Daten zu einer Gruppe zeigt,
heißt das nicht, dass diese Gruppe nicht existiert.
Es zeigt nur, dass sie nicht gezählt wurde.

Ọnụọha sagt:
Auch Leere ist ein Zeichen von Macht.
Wer entscheidet, was gesammelt wird,
entscheidet auch, was unsichtbar bleibt.

 

Der Film Ground Truths

Ọnụọha hat einen Film gemacht.
Er heißt Ground Truths (2025).
Das ist Englisch und bedeutet:
Vergrabene Wahrheiten.
Darin benutzt sie ein Computerprogramm.
Das Programm sucht Massengräber in Texas.
Ein Massengrab ist ein Ort,
wo viele Menschen gemeinsam begraben sind.

Was als Technik-Projekt beginnt,
wird eine Geschichte über Erinnerung.
Ọnụọha fragt:
Was vergessen wir?
Und was wollen wir nicht wissen?

 

Die „Sugar Land 95“

In der Ausstellung geht es auch um die „Sugar Land 95“.
Das sind 95 Schwarze Menschen.
Ihre Knochen wurden 2018 in Texas gefunden.
Sie mussten im 19. Jahrhundert auf Zuckerfarmen arbeiten.
Das war nach dem Ende der Sklaverei.

Damals wurden Gefangene an Firmen „verliehen“.
Sie mussten dort arbeiten.
Oft waren sie unschuldig.
Vor allem Schwarze Menschen waren betroffen.

Ihre Namen standen in keinem Archiv.
Ein Archiv ist ein Ort,
wo Dokumente und Informationen aufbewahrt werden.
Ihre Geschichte wurde vergessen.

 

Vergraben und Finden

Ein Werk heißt:
everything you bury will come back up again.
Das ist Englisch und heißt: 
Alles, was du vergräbst, kommt wieder hoch.

Man sieht zwei große Fotos.
Ein Foto ist an der Wand.
Das andere Foto ist auf dem Boden.
Darauf sind Hände in der Erde.
Vielleicht graben sie etwas ein.
Vielleicht graben sie etwas aus.

Zu sehen sind ein alter Zuckersack
und zwei kleine Holzwürfel.
Das waren persönliche Dinge der „Sugar Land 95“.
Sie zeigen: Diese Menschen waren mehr als Gefangene.
Sie waren Personen mit Geschichte.

 

In einem anderen Werk sehen wir Absperrbänder.
Ein Absperrband zeigt:
Hier darf man nicht hin.
Man sieht es oft bei Baustellen oder Polizei-Einsätzen.
Auf einem Band steht:
no one told me“.
Das ist Englisch und heißt:
„Niemand hat es mir gesagt“.
Damit zeigt Ọnụọha:
Menschen übernehmen oft keine Verantwortung.

 

Ein weiteres Werk heißt we don’t talk about that.
Das ist Englisch und heißt:
Darüber reden wir nicht.
Wir sehen einen kleinen Hügel mit Kunstrasen.
Er sieht sauber und ordentlich aus.
Doch unter der Oberfläche liegt Gewalt.

 

Lesen, was fehlt

Ọnụọha fragt:
Was dürfen wir wissen – und was nicht?
Wer entscheidet, was erzählt wird?
Wie können wir lernen,
auch das zu lesen, was fehlt?

Sie schreibt:

 

„Die Gegenwart aufzuarbeiten bedeutet, lesen zu lernen, was scheinbar nicht da ist.“

 

Das heißt:
Wir müssen auch auf das schauen,
was unsichtbar ist.
Erst dann können wir die Gegenwart verstehen.

 

Dieser Text wurde geprüft von der Gruppe ExAkt, Lebenshilfe Wien.




Künstler*innen
Mimi Ọnụọha

geboren 1989 in Italien, lebt in New York.

Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Jeanette Pacher

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07