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Miklós Erhardt
Temporary Settings
5.7. – 7.9.2008

https://secession.at/items/uploads/images/1661765981_k3Vz1Ipoq2qy.jpeg
Miklós Erhardt, Temporay Settings, Ausstellungsansicht, Secession 2008, Foto: Pez Hejduk

In seinen Arbeiten untersucht Miklós Erhardt künstlerische Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf gesellschaftspolitische und ökonomische Themen. Mit interventionistischen und dokumentarischen Methoden schafft er dabei soziale Situationen, die zum Ausgangspunkt für weitere Beobachtungen werden. Oft entstehen seine Projekte in Zusammenarbeit mit anderen KünstlerInnen, allen voran mit Big Hope, einer Künstlergruppe die er 1998 mitgegründet hat (www.bighope.hu). In seinen partizipatorischen Projekten setzt er sich mit der individuellen Wahrnehmung der ökonomischen und politischen Realität spezifischer Gruppen auseinander sowie mit der fehlenden Repräsentation unterprivilegierter Menschen wie Obdachlose, MigrantInnen oder BewohnerInnen gettoisierter Stadtviertel. Die besondere Situation Ungarns als postsozialistisches Land, das sich seit 1989 in einer radikalen Umbruchphase befindet, wird dabei ebenso verhandelt, wie die Auswirkungen der Globalisierung auf den Arbeitsmarkt und auf verschiedene lokale Gemeinschaften.

 

Im Mittelpunkt der Ausstellung Temporary Settings in der Secession stehen die Videodokumentation Havanna (2006) und die Installation Fußnote zum nackten Leben – 26 Kartons, darin (vermutlich) alle Dinge, die ich derzeit besitze (2008). Die beiden Arbeiten thematisieren unterschiedliche Aspekte von Mobilität, sozialem Status und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie die staatliche Überwachung des öffentlichen Raums und privaten Voyeurismus.

 

Havanna war von Miklós Erhardt ursprünglich als ein soziales Rechercheprojekt konzipiert und hat sich im Verlauf der Arbeit zu einer Serie unmittelbarer Reflektionen über den Handlungsspielraum und die Gültigkeit künstlerischer Interventionen in schwierigen sozialen Milieus entwickelt. Havanna ist eine Wohnsiedlung aus den 1970er-Jahren am Stadtrand von Budapest, um die sich zahlreiche negative sowie rassistische Mythen ranken: sie gilt als gefährliches Getto der sozialen Unterschicht, in dem angeblich Drogenhandel und Prostitution blühen. Erhardt hat für zwei Monate eines der zahlreichen leer stehenden Geschäftslokale gemietet und renoviert. Dadurch konnte er sich in die lokale Gemeinschaft integrieren und in seiner Dokumentation den Klischees von Havanna ein differenziertes Bild entgegen setzen.

 

 

Während die BewohnerInnen von Havanna aus finanziellen Gründen von dort kaum wegziehen können, thematisiert die in der Vitrine der Secession ausgestellte Arbeit Fußnote zum nackten Leben – 26 Kartons, darin (vermutlich) alle Dinge, die ich derzeit besitze unter anderem die vom aktuellen Arbeitsmarkt geforderte Mobilität. Gleichzeitig kann sie als spielerische Manipulation einer Art „existentiellen Minimalismus“ gelesen werden. Beide Arbeiten werden in einer speziell für die Secession geschaffenen installativen Präsentation miteinander in Bezug gesetzt.

 




Künstler*innen
Miklós Erhardt

geboren 1966 in Budapest, lebt und arbeitet in Budapest.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07