Michael Ashkin
20.11.2009 – 24.1.2010
Der amerikanische Künstler Michael Ashkin zeigt in der Galerie der Secession neben einer Videoarbeit eine Reihe von Skulpturen aus Recyclingkarton, die wuchernde Ansiedlungen sowie Platzgestaltungen und Gefängnisarchitekturen darstellen. Charakteristisch für seine modellhaften Topografien ist, dass sie auf vielfache Weise den Realismus dokumentarischer Bestandsaufnahmen mit einer Formensprache der Subjektivität und Verinnerlichung verbinden. Sie führen einen Ansatz fort, der bereits seine früheren fotografischen Aufnahmen postindustrieller Landschaften, die unter anderem auf der Documenta 11 (Kassel, 2002) zu sehen waren, auszeichnet.
In der Secession lotet Ashkin in der auf den Grundriss der Galerie zugeschnittenen, raumfüllenden ArbeitUntitled (where each new sunrise promises only the continuation of yesterday),…(2009) die Logik urbaner räumlicher Organisation zwischen gesellschaftlichen Idealen, strukturellen Notwendigkeiten und unkontrollierbaren Zufälligkeiten aus. Die installative Skulptur besteht aus einer ausufernden, scheinbar willkürlichen Akkumulation einfachster Wohnhäuser, Baracken und Scheunen. Die Anordnung der detailgetreuen architektonischen Miniaturen lässt keinerlei städtebauliche Planung erkennen, sondern wirkt vielmehr unbeabsichtigt, temporär und charakterisiert durch die Abwesenheit von Gemeinwesen. Als solche verweist sie auf die explosive Expansion urbaner Räume sowie auf die damit verbundenen Dynamiken räumlicher Aneignung und partizipativer Architektur.
Wie auch die anderen Skulpturen Ashkins basiert Untitled (where each new sunrise promises only the continuation of yesterday),… auf Abstraktionen von Luftaufnahmen und Gebautem und besitzt keine spezifische raumzeitliche Identität. Das jedem Modell innewohnende Moment der Distanz gegenüber der Realität wird durch das monochrome Material und die vorgegebenen Perspektiven der An- und Übersicht noch verstärkt. Der Blick verliert sich in der Ferne des Horizonts.
Diese Inszenierung der Skulptur als Ort des Nachdenkens über Raum findet ein Pendant in der Videoarbeit Here (2009). Sie verhandelt ebenso konkret wie metaphorisch die Wüste als Lebensraum, Bedrohung, aber auch als spirituelle Erfahrung. Indem sie ein Wechselspiel zwischen dem poetischen, rhythmisch gesprochenen Off-Text und der bildlichen Darstellung eines leeren Innenraums schafft, wird sie im doppelten Sinne zu einem Projektionsraum.
geboren 1955 in Morristown, New Jersey, lebt und arbeitet in Ithaca, New York.