Mark Leckey, Alessandro Raho
We Transfer
11.9. – 1.11.2015
We Transfer, Mark Leckeys erste Einzelausstellung in Österreich, kreist um die Idee von Verwandlung, Konversion, Transzendenz. Die für die vernetzte, digitale Welt charakteristische Gleichzeitigkeit verschiedener Formen von Existenz (virtuell vs. faktisch-real) und Bewusstseinszuständen ist Ausgangspunkt vieler Arbeiten des britischen Künstlers, den der Guardian kürzlich zum ‚Künstler der YouTube-Generation‘ kürte. Der Annahme, dass wir durch smarte Technologien und ein stets dichter werdendes Raster von Algorithmen als UserInnen zunehmend rationalisiert und in inhumane Cyborgs verwandelt werden, stellt Leckey eine andere Vorstellung entgegen: Für ihn bringen dieses Raster und seine Koordinaten vielmehr etwas chaotisch Irrationales, etwas Unbewusstes hervor. Jedem Menschen sei ein individuelles Rasternetz eigen (ein „autistic grid“, wie der Künstler es nennt), in dem Bilder, Informationen und Erinnerungen abgelegt sind.
In der Ausstellung im Hauptraum der Secession sind einige dieser Bilder aus Mark Leckeys persönlichem Raster zu sehen. Auf zehn LED-Screens flimmern kurze Animationen im Dauerloop als fluide Bilder: eine Szene aus Disneys Pinocchio, eine Dragqueen, der Vollmond, ein ekstatisch tanzender Jugendlicher, eine Lichtkarte Großbritanniens, ein aufgeblasenes RGB-Raster, eine Figur, die sich in einen amorphen Körper zu verwandeln scheint… Ein wiederkehrendes Motiv ist der Punkt, sei es als roter, grüner oder blauer Lichtpunkt der LED-Screens, als Markierung auf der Karte der Lichtverschmutzung Großbritanniens, als kreisrunde Mondscheibe, Rasterpunkt in der Drucktechnik oder Stoffmuster.
Schlüsselfigur der Ausstellung ist ein Mann in Tupfenkleid und -hut, der am Boden kniet und um Erlösung zu flehen scheint – eine Geste, die an Heiligen- oder Märtyrerikonen denken lässt. Leckey erkennt in dieser Szene aus Billy Wilders Screwball-Komödie Eins, zwei, drei (1961) die perfekte Verkörperung des ekstatischen Augenblicks der Wandlung. Losgelöst aus dem Kontext des Films entwickelt dieser Polka Dot Manein Eigenleben in der Ausstellung. Das Sujet wird mehrfach variiert: in großformatigen Prints, als psychedelische GIF-Animation auf einem der LED-Screens, als bewegtes Standbild in einem neuen Video und in Öl auf Leinwand in einer Serie von Alessandro Raho. Von Mark Leckey eingeladen hat Raho in seinem Arrangement im Grafischen Kabinett diese Figur mit fünf weiteren Bildern in eine Art Familienporträt integriert.
Auffallend an diesen Gemälden ist die Aufmerksamkeit, die der Künstler der Kleidung der Porträtierten schenkt: Mit Comicfiguren bedruckte T-Shirts fungieren ebenso wie ein extravagant gemusterter Hosenanzug als Bild im Bild.
Schlüsselfigur der Ausstellung ist ein Mann in Tupfenkleid und -hut, der am Boden kniet und um Erlösung zu flehen scheint – eine Geste, die an Heiligen- oder Märtyrerikonen denken lässt. Leckey erkennt in dieser Szene aus Billy Wilders Screwball-Komödie Eins, zwei, drei (1961) die perfekte Verkörperung des ekstatischen Augenblicks der Wandlung. Losgelöst aus dem Kontext des Films entwickelt dieser Polka Dot Manein Eigenleben in der Ausstellung. Das Sujet wird mehrfach variiert: in großformatigen Prints, als psychedelische GIF-Animation auf einem der LED-Screens, als bewegtes Standbild in einem neuen Video und in Öl auf Leinwand in einer Serie von Alessandro Raho. Von Mark Leckey eingeladen hat Raho in seinem Arrangement im Grafischen Kabinett diese Figur mit fünf weiteren Bildern in eine Art Familienporträt integriert.
Auffallend an diesen Gemälden ist die Aufmerksamkeit, die der Künstler der Kleidung der Porträtierten schenkt: Mit Comicfiguren bedruckte T-Shirts fungieren ebenso wie ein extravagant gemusterter Hosenanzug als Bild im Bild.
In einem Filmraum im rechten Seitenschiff wird in einem neuen Video Louise Bourgeois’ Nature Study (1984) einem unheimlichen Experiment unterzogen. In Degradations (2015) wird die fleischfarbene Figur mittels 3D-Animation in Bewegung versetzt und die seltsame Trägheit ihrer gummiartigen Materialität vorgeführt. Zweimal täglich ist hier zusätzlich ein Programm mit ausgewählten Videos, darunter Fiorucci Made Me Hardcore(1999), March of the Big White Barbarians(2005) und Three Minute Wonders – Turner Prize (2008), zu sehen.
Mark Leckeys höchst eigenwilliges Werk verbindet Installations- und Objektkunst, Video und Klangskulptur mit Popkultur und insbesondere britischer Subkultur. Für das Kultvideo Fiorucci Made Me Hardcore(1999) schnitt er gefundenes Filmmaterial vom Northern Soul der 1970er- bis zum Rave der späten 1990er-Jahre zu einem visuellen Essay über gut zwei Jahrzehnte Tanzkultur in England zusammen. Seine Kunst erkundet die kulturelle Identität unserer durch Kommerz und Konsumfetischismus geprägten Gesellschaft; zuletzt widmete er sich in Ausstellungsprojekten wie The Universal Addressability of Dumb Things (Hayward Touring, UK, 2013) oder Lending Enchantment to Vulgar Materials (WIELS, Brüssel, 2014) digitalen Technologien und ihren Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Menschen, Dingen und ihrem Umfeld.
geboren 1964 in Birkenhead (UK), lebt und arbeitet in London.
geboren 1971 in Nassau (Bahamas), lebt und arbeitet in London.