Manfred Pernice
sculpturama
26.11.2010 – 13.2.2011
Der in Berlin lebende und arbeitende deutsche Künstler hat die Ausstellung sculpturamaeigens für den Hauptraum der Secession konzipiert. Seine skulpturalen Arbeiten sind aus einfachen, teilweise bemalten oder besprühten Materialien wie Pappe, Spanplatten, Beton, Metall gebaut bzw. zusammengesetzt und durch Texte, Landkarten oder Fotokopien ergänzt. Ausgehend von Beobachtungen der urbanen Umwelt pointiert er deren Unzulänglichkeiten und unterzieht die Ordnungssysteme der Moderne einer fundamentalen Kritik. Seine Arbeiten etablieren dabei ein Wechselspiel zwischen autonomer Form und einem installativen, narrativen und ortsbezogenen Charakter. Sie verhandeln die gute und schlechte Form, Perfektion und Ungenauigkeit, Realismus und Abstraktion.
Der Ausstellungstitel, sculpturama, ist einerseits eine Anspielung auf die panoramaartige, nahezu symmetrische Anordnung der Arbeiten, die den Raum durch Blickachsen und Beziehungsverhältnissen erschließt. Unmittelbar vor den Eingang positioniert Pernice eine architektonische Skulptur, deren Form an den Rohbau einer Autobrücke erinnert. Sie bietet den BetrachterInnen gleich auf zweifache Weise einen Aus- und Überblick: Am Ende der Unterführung, durch die die BesucherInnen geleitet werden, und oben auf der Plattform, zu der sie über einen versteckten seitlichen Treppenaufgang gelangen.
Andererseits verweist Manfred Pernice mit dem Titel sculpturama direkt auf das Thema: Möglichkeiten (und auch die Geschichte) der Skulptur. Ihre grundlegenden Merkmale – Proportionen, Oberflächenstrukturen, Materialeigenschaften, das Verhältnis der Volumen zueinander, aber insbesondere auch das Verhältnis zwischen Skulptur und BetrachterInnen und die damit verbundenen Rezeptionsgewohnheiten – werden wie in einem „Themenpark“ behandelt und gezeigt. Die Frage der Körperlichkeit und ihrer Wahrnehmung etwa, lässt sich beispielhaft an den zwei Skulpturen in der Raummitte, Kaffee u. Kuchen und o. T., verdeutlichen. Dadurch, dass sie sich langsam drehen, müssten die BetrachterInnen nicht mehr um das Objekt herum gehen, um es von allen Seiten sehen zu können. Dass sie dies trotz der zunehmenden Bildmacht flacher Medien wahrscheinlich dennoch tun, ist einer alten Gewohnheit geschuldet. Sich dieser scheinbar paradoxen Situation bewusst zu werden, führt zu der Überraschung über das eigentlich Bekannte: Skulptur ist dreidimensional!
geboren 1963 in Hildesheim, lebt und arbeitet in Berlin.