Klaus Weber
19.9. – 9.11.2008
In seiner ersten großen Einzelausstellung in Österreich stellt der in Berlin lebende Künstler Klaus Weber Arbeiten aus den letzten Jahren, darunter speziell für die Ausstellung konzipierte Werke, vor. Dabei verleiht er dem Hauptraum der Secession den Charakter eines lebendigen Organismus. Licht, Klang und Geruch spielen eine tragende Rolle und verweben die verschiedenen Objekte auf sensuelle Weise mit dem Raum. Beispielhaft dafür steht die neue, als “Zentralorgan” fungierende Arbeit Sonnenorgel. Klaus Weber ließ hierfür auf dem Dach der Secession einen Heliostaten installieren und einige Glasscheiben austauschen, um das Sonnenlicht ungefiltert in den Raum zu schicken und, durch einen Spiegelhaufen gesteuert, die anderen künstlerischen Arbeiten spotlichtartig zu beleuchten. Auf diese Weise holt er nicht nur unsichtbar das Außen in den Innenraum, sondern dekonstruiert damit den white cube der Secession und legt die architektonische Struktur offen.
Die medien- und raumübergreifend konzipierten Arbeiten Klaus Webers basieren häufig auf komplexen technologischen Zusammenhängen und aufwendig organisierten Herstellungsprozessen. Durch die pointierte Manipulation alltäglicher Strukturen, das Aufspüren von Abweichungen und das Ausloten von Unmöglichkeiten unterlaufen sie jedoch die metaphorische wie tatsächliche Macht einer funktionalistischen Rationalität.
Klaus Weber greift dabei wiederholt auf Bilder der Natur zurück und untersucht auf durchaus humorvolle, anarchistische Weise das nachhaltige Potenzial des Nicht-zu-Bändigenden. Dies kennzeichnet jene Pilze, die Trottoirchampignons, die eine Asphaltdecke zu durchbrechen vermögen (Unfolding Cul-de-Sac) ebenso wie den mit homöopathischem LSD gefüllten Brunnen (Public Fountain LSD Hall). Durch die Kombination von kultivierten, politischen und öffentlichen Kräften mit unkontrollierbaren, rhizomartig vor sich hin wuchernden Phänomenen spricht Klaus Weber unsere soziale Vorstellungskraft an. Was gemeinhin als widerständig oder anrüchig konnotiert ist, nämlich eine Autonomie, die sich der permanenten Kontrolle durch Staat und Gesellschaft entzieht, erscheint konstruktiv. Hierbei deutet er den in der westlichaufgeklärten Welt mit ihrem ausgeprägten Hang zur Unterwerfung durchaus als negativ empfundenen Kontrollverlust subversiv um.
Vor diesem Hintergrund offenbart sich auch das strategische Moment, das den Arbeiten Klaus Webers durch die Integration des Sinnlichen, Atmosphärischen, Absurden und Organischen einge schrieben ist. Sie zielen darauf ab, das Bewußtsein zu erweitern und als Fluchtapparate, Katalysatoren und Filter ihre Umwelt zu dynamisieren, um so die herrschenden kulturellen und sozialen Übereinstimmungen zeitweilig aufzuheben.
geboren 1967 in Sigmaringen, lebt und arbeitet in Berlin.