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Klaus Mosettig
Pradolux
20.2. – 13.4.2009

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Klaus Mosettig, Pradolux, Ausstellungsansicht, Secession 2009, Foto: Franz Schachinger

Der in Wien lebende Künstler Klaus Mosettig präsentiert in der Galerie der Secession eine Auswahl jüngst entstandener Zeichnungen. Mosettig konzipiert seine Arbeiten in Gruppen, die sich in Gegenstand und Erscheinungsbild unterscheiden, aber von einer konsistenten Grundhaltung getragen sind. Die Serie Apollo 11 geht auf eine Folge von Diapositiven zurück, welche Mosettig auf dem Flohmarkt gefunden hat. Es handelt sich um Nahaufnahmen der Mondoberfläche, die im Zuge der ersten Mondlandung 1969 angefertigt wurden. Klaus Mosettig interessiert nicht die historische Dimension, sondern der abstrakte Charakter dokumentarisch angelegter Bilder, deren Deutung ohne Kontext zweifelhaft wird. Das Motiv ist nicht der Mond, sondern konkrete Dias bzw. deren Projektion, minutiös auf den Papiergrund übertragen. Die Projektion als gängiges Hilfsmittel heutiger Bildproduktion wird ebenso Thema wie der Gestus künstlerischen Abbildens generell, im traditionellen Medium der Zeichnung. Diese setzt sich bei Mosettig durchgängig aus Schraffuren stets gleicher Ausrichtung und Dichte zusammen. Was aus der Distanz immateriell anmutet, erweist sich aus der Nähe als ein Feld aufwändiger manueller Bearbeitung, das sich vom Dargestellten emanzipiert.

 

Ähnlich greift Mosettig Bilder von Jackson Pollock auf. Seine Version des Großformats Number 32 von 1950 (Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf) hat dieselben Maße wie das Original und ist ebenfalls nach einer Diaprojektion gearbeitet. Die medialen Transformationen lassen Pollocks dynamisch gegossene Farbschlieren zu einem nervösen, zittrigen Gespinst werden. Pollocks Bilder stehen gleichrangig neben anderem visuellem Ausgangsmaterial, liefern in ihrem Kunstcharakter jedoch die zusätzliche Möglichkeit, angestaubte, aber langlebige Kategorien der Kunstbetrachtung (Authentizität der malerischen Geste, Autorität des visionären Künstlersubjekts) durch groteske Verkehrung zu ironisieren. Diesbezüglich bedeutsam ist auch die horizontale Präsentation von Mosettigs Arbeit, welche das Konzept der Drip-paintings auf den Kopf stellt, die, obwohl auf dem Boden liegend produziert, traditionell an die Wand gehängt werden. Schließlich versetzt Mosettigs 15-malige zeichnerische Wiederholung einer Tuschearbeit von Pollock die Idee vom einmaligen Original und die Praxis kunstmarktbedingter Vervielfältigung in eine unauflösbare Spannung, indem beides zu einer paradoxen Einheit verschmilzt.

 

Der Titel der Ausstellung Pradolux leitet sich schließlich von einem dritten Werkkomplex ab. Die feinsten Markierungen, welche die Blätter wie Negative eines Sternenhimmels erscheinen lassen, sind nichts anderes als Verunreinigungen der Linse eines Diaprojektors, welche Mosettig im wahrsten Sinn des Wortes in den Fokus genommen hat. Nochmals zeigt sich ein durchgehender Aspekt von Mosettigs Kunst: Die akribische „Gegenständlichkeit“ von Zufallsstrukturen erzeugt gerade keinen Erkenntnisgewinn über den Gegenstand, setzt aber Grenzziehungen unter Druck und lässt Orientierungen labil werden.

 

 




Künstler*innen
Klaus Mosettig

geboren 1975 in Graz, lebt und arbeitet in Wien.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07