


Katrin Plavčak
Human or Other
20.2. – 13.4.2009
Vorherrschendes Thema der Ausstellung Human or Other von Katrin Plavcak im Hauptraum der Secession ist die Eroberung neuer Räume und die sie begleitenden Vorstellungen und Fantasien vom Fremden. Die eigens geschaffenen Arbeiten umfassen neben zahlreichen gemalten Bildern eine Reihe von beweglichen Objekten, eine Außenarbeit und das in Zusammenarbeit mit Johanna Kirsch entstandene Video No New Colonies ein Musikclip zum gleichnamigen Song der beiden Künstlerinnen.
Entgegen den Präsumtionen, die der Malerei und ihrer oft für beendet erklärten Geschichte im 20. Jahrhundert anhaften, arbeitet Katrin Plavcak an einer Entgrenzung des Mediums. Zum einen hält sie die Malerei gegenüber einer medialisierten Umwelt offen, zum anderen entwickelt sie durch Nebeneinander- und Gegenüberstellungen raumgreifende Bildkonzepte und verlängert die Malerei vielfach ins Skulpturale und Installative.
In der Secession inszeniert Katrin Plavcak ihre Arbeiten zu einem Ensemble, das die Kolonialisierung fremder Länder, die futuristische Raumfahrt, Menschliches und Außerirdisches zu neuen Erzählungen zusammenfügt. So ist der zentral positionierte Heliumballon eine Referenz auf den Raumfahrtpionier Joe Kittinger, der 1960 in einem Ballon in die Höhe von 35km aufstieg und im freien Fall zur Erde zurückkehrte, während die Stahlrohrskulpturen Dreibeinige Herrscher auf die Figur von verlebendigten Maschinen in der gleichnamigen Science-Fiction-Fernsehserie der 1980er Jahre zurückgehen. Bei den gemalten Bildern verbindet sie einige realpolitische Anspielungen mit der fantastischen Metaphorik neuzeitlicher Chimären und hybrider Technik. Andere wiederum sind von abstrakten Rollos, Gittern und Netzstrukturen überzogen, welche die gewohnte, dem Blick folgende Aneignung verhindern und vom Betrachter eine Neubestimmung seiner Position fordern.
Den Auftakt für den Parcours im Innern der Secession bildet eine Außenarbeit an der Fassade: Plavcak setzt dem Gebäude einen großen Schnauzer auf. Gleichermaßen Emblem männlicher Macht wie komödiantisches Accessoire ist der Schnurrbart als einfache, schnelle Kritzelei auf Plakaten auch eine „Ur-Intervention im öffentlichen Raum“. (Katrin Plavcak)
Die Bildfindungen Katrin Plavcaks sind bestimmt durch ein Spiel mit der Unausweichlichkeit von Assoziationen. Gesammelte mediale Fundstücke und Beobachtungen werden von ihr in einem freien Verfahren verwandelt, mit Erfundenem kombiniert, entstellt und remixt. Charakteristisch für ihre Darstellungen ist dabei eine Wirkung zwischen Realismus und Abstraktion, Visionärem und Banalem, Fantastik und Karikatur.
geboren 1970 in Gütersloh, lebt und arbeitet in Berlin und Wien.