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Burial of This Order beginnt mit Bildern einer Beerdigung. Eine Prozession von nonkonformen Menschen – darunter Musiker*innen, Künstler*innen, Dichter*innen, antimilitärische Aktivist*innen, Umweltschützer*innen sowie diasporische, queere und Transmenschen – versammelt sich, um eine Weltordnung, die auf Hierarchie und Spaltung basiert, durch eine symbolische Beerdigung zu überwinden. Gemeinsam tragen sie einen Sarg durch die Ruinen eines verlassenen Resorts auf Jeju Island in Südkorea. Bald wird klar, dass es sich hierbei nicht um eine traditionelle Beerdigung handelt. Alters- und Geschlechterrollen werden in Frage gestellt, der Sarg ist in dunklen Tarnfarben gehüllt, und das traditionelle Porträt des Verstorbenen wird durch einen schwarzen Spiegel ersetzt.

 

Im Spannungsfeld zwischen Begräbnisritual, politischem Protest und Karnevalsaufführung marschiert die Prozession durch die Ruinen der kapitalistischen Moderne. Zeit und Ort beginnen ihre Stabilität zu verlieren, während mythische Dokkaebi-Götter durch das Gebäude ziehen und starker Regen und Wind durch die Ritzen blasen. Besessen von revolutionärem Enthusiasmus stürzt die Gruppe die Strukturen der vorherrschenden Ordnung um, und neue Geschichten beginnen sich zu entfalten.

 

Zu beiden Seiten dieses Werks begegnet der Zuschauer den Filmen Sorrow Waters This Land und Dokkaebi. Beide wurden am gleichen Ort wie Burial of This Order gedreht, einem Betongebäude, das einst eines der größten Resorts auf Jeju Island war. 

 

Sorrow Waters This Land entfaltet sich während der Taifunsaison. Die Kamera schwenkt langsam durch die labyrinthartigen Betonstrukturen, die jetzt von Schichten aus Müll, Schmutz und Schimmel bedeckt sind. Plötzlich dringt starker Regen in das ausgehöhlte Gebäude ein. Ohne Menschen wird die katastrophale Atmosphäre durch den rötlichen Ton des Films unterstrichen. Als sich der Regen und der Nebel zurückziehen, sind Vögel zu hören, und Pflanzen und Vegetation wachsen aus dem überschwemmten Boden hervor. Wird etwas von unserer Zerstörung überleben?

 

Im Gegensatz dazu zeigt Dokkaebi, wie das ruinöse Gebäude nun von lebhaften Ranken, Moos und Pflanzen geschmückt ist. Dokkaebi-Götter betreten den Raum und bewegen sich zum hohlen Klang des Gebäudes, nur um sich ebenso abrupt aufzulösen, wie sie erschienen sind. Dann beginnt der Regen.

 

 

Jane Jin Kaisen, Burial of this Order, 2022

Einkanal-Film, 4K, Farbe, Ton, 25:30 Min. 

Courtesy die Künstlerin

 

Jane Jin Kaisen, Sorrow Waters This Land, 2024

Einkanal-Film, 4K, Farbe, Ton, 11:11 Min. 

Courtesy die Künstlerin

 

Jane Jin Kaisen, Dokkaebi, 2024

Einkanal-Film, 4K, Farbe, Ton, 3:45 Min.

Courtesy die Künstlerin

 

 

Jane Jin Kaisen (geb. 1980 auf Jeju Island, KR) lebt in Kopenhagen, DK, wo sie als Professorin an der School of Media Arts der Royal Danish Academy of Fine Arts tätig ist. Kaisen ist bekannt für ihre visuell beeindruckenden, vielschichtigen und performativen Arbeiten, die poetische und vielstimmige Elemente vereinen. Sie setzt sich mit Themen wie Erinnerung, Migration und Grenzen an der Schnittstelle von gelebter Erfahrung und größerer politischer Geschichte auseinander. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Natur- und Inselräumen, Kosmologien, feministischen Neuformulierungen von Mythen sowie der Auseinandersetzung mit rituellen und spirituellen Praktiken.

 

Sie wurde mit dem Beckett Prize (2023), dem New Carlsberg Foundation Artist Grant (2023) und einem dreijährigen Arbeitsstipendium der Danish Arts Foundation (2022) ausgezeichnet. Im Jahr 2019 vertrat sie Korea auf der 58. Biennale von Venedig mit der Filminstallation Community of Parting. Kürzlich hatte sie Einzelausstellungen bei esea contemporary, Manchester, UK (2024); Jeju April Third Peace Park, Jeju, KR (2023); The Image Centre, Toronto, CA (2023); Le Bicolore, Paris, FR (2023); Fotografisk Center, Kopenhagen, DK (2023); Museum of Contemporary Art Detroit, US (2021); Art Sonje Center, Seoul, KR (2021); und Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen, DK (2020).

 



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