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Isa Genzken
6.7. – 10.9.2006

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Isa Genzken, Ausstellungsansicht, Secession 2006, Foto: Pez Hejduk

Seit mehr als 30 Jahren schafft Isa Genzken ein vielseitiges Oeuvre, das sie mit immer neuen Wendungen kontinuierlich weiter entwickelt. Ihre präzisen Setzungen, ungewöhnlichen Materialkombinationen, fragilen und zugleich monumentalen Konstruktionen reflektieren die umgebende Welt und die Brüchigkeit des menschlichen Daseins.

 

Ihr umfangreiches Werk, das Skulpturen und Installationen, sowie Fotos, Collagen und Filme umfasst, lotet den Zwischenraum von öffentlicher Behauptung und privater künstlerischer Autonomie aus und definiert damit eine Schnittstelle, an der das Persönliche und das Universelle aufeinander treffen. Formal und konzeptuell strenge Ausgangspositionen löst Isa Genzken mit einer uneingeschränkten Freiheit auf, woraus Arbeiten resultieren, die auf ganz verschiedenen Ebenen les- und erlebbar sind.

 

Zentrale Bedeutung hat die Wahl und Kombination unterschiedlicher, auch verschieden besetzter Materialien, die sie in Baumärkten, Architekturbedarfshandlungen und großen Warenhäusern findet: verwendete Genzken früher Holz, Gips, Epoxydharze und vor allem Beton, den Werkstoff der Moderne, sind dies heute vor allem Plastik, Kunststoffe und unterschiedlichste Spiegel, sowie alltägliche Gebrauchsgegenstände und Konsumgüter, z.B. Stühle – Designklassiker neben billigen Campingstühlen – Kleidungsstücke, Plastikpuppen und -tiere.

 

Isa Genzken konzipiert für ihre Ausstellung im Hauptraum der Secession eine Installation mit neuen Skulpturen und Wandarbeiten: mit unterschiedlichsten Textilien, Bändern und Folien bedeckte Rollstühle und Sitzmöbel, Gehhilfen, anthropomorphe Figuren und wandfüllende Collagen aus Spiegelflächen, Fotos und Klebestreifen ergeben ein sorgsam arrangiertes Bild. Warholeske Babypuppen sehen mit ihren zu großen Brillen wie zu früh gealterte Kinder oder umgekehrt wie infantilisierte Erwachsene aus, die am Set einer Hollywoodproduktion unter zerfledderten Sonnenschirmen auf das Ende der Drehpause warten.

 

Es ist jedoch weniger diese bizarre Szene, die irritiert, als die kühle Genauigkeit, mit der hier trotz aller Gegenständlichkeit einfach nichts erzählt wird. Puppen und Tiere bilden zwar heterogene aber abstrakte Oberflächen, die eben nicht narrativ eingesetzt werden, ebensowenig wie andere Materialien, wie die Spiegel- und Plastikfolien und die Farben, die viele Skulpturen mit Drippings oder Sprühschlieren überziehen. Die neuen Arbeiten knüpfen an Genzkens jüngste Empire/Vampire-Serie an. Wurde letztere jedoch auf Sockeln in Augenhöhe präsentiert, wird in der Secession der gesamte Raum zu einer Art Sockel und die BesucherInnen Teil dieser betörend schönen und zugleich verstörenden Szenerie.

 

Die Arbeiten kehren einen imaginären inneren Raum nach Außen, der dennoch nichts bloß Erfundenes ist, sondern immer eine Referenz zum Realen hat – einen Vergleichsmoment, an denen sich alle Arbeiten messen lassen. In einem Gespräch mit Wolfgang Tillmans beschreibt Isa Genzken, wie ihrer Meinung nach eine Skulptur aussehen sollte: „Sie muss einen gewissen Realitätsbezug haben. Also nicht irgendwas Vesponnenens oder gar Ausgedachtes, so daneben und höflich. […] eine Skulptur ist eigentlich wie ein Foto – sie kann zwar verrückt sein, sie muss aber immer noch so einen Aspekt haben, den die Realität auch hat.“ (in: Camera Austria, Nr. 81/2003, S. 7.-18

 

 




Künstler*innen
Isa Genzken

geboren 1948 in Bad Odeslohe, lebt und arbeitet in Berlin.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07