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Gruppenausstellung
Hier ist dort 2
14.2. – 14.4.2002

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Hier ist dort 2, Lisa Milroy, Flowers, 2000, Installationsansicht, Secession 2002, Foto: Matthias Herrmann

Die Gruppenausstellung Hier ist Dort 2 diskutiert am Beispiel der Malerei Visualisierungsprozesse zwischen Realität und Abstraktion in einer medial geprägten Gesellschaft. Die künstlerischen Praktiken verfolgen hierbei weniger das Bestreben, eine dieser beiden Extrempunkte einzunehmen oder einen Raum zu fassen, als vielmehr den Weg der Visualisierung semantisch zu besetzen.

 

Dieser Weg zwischen den Orten – zwischen “hier” und “dort”, zwischen den BetrachterInnen, gesellschaftlichen Strukturen und dem Bild, zwischen Realität und Abstraktion – bleibt oftmals ein nur vorskizzierter. Die Arbeiten unterstreichen so einerseits die Unmöglichkeit, einen Ort einzunehmen, und heben anderseits die Intention hervor, Bildproduktion nicht als Abbild einer Wirklichkeit zu verstehen. Der Begriff des Ortes soll vielschichtig zu lesen sein, sei es räumlich, philosophisch, poetisch, abstrakt, politisch aber auch methodisch.

 

Hier ist Dort 2 debattiert diese Thematik im Medium der Malerei, ohne allerdings deshalb die malerische Methodik medienimmanent zu formulieren. In einer großen Spannbreite an Produktionstechniken durchspielen die ausgewählten Werke Formen und Gesetze von Visualisierungsprozessen als Basis einer Auseinandersetzung mit den Bedingungen von Sichtbarkeiten. Malerei bedeutet und ermöglicht in diesem Zusammenhang eine Distanz einzuführen und das visuelle Programm alltäglicher, vorherrschender Informationen und deren Politiken zu brechen. So verschiebt die Ausstellung die Bestimmung von Orten hin zu einer Besetzung von Orten, in der die Koordinaten sozialer Räume verhandelt werden und deren mediale und gesellschaftliche Konstruiertheit zur Frage wird.

 

Die in Mexiko lebende Künstlerin Melanie Smith untersucht beispielsweise, wie Ästhetik das soziale Verhalten beeinflusst, während Andreas Siekmann in seinen Computerzeichnungen Stadtentwicklung in ein Szenario setzt, welches von Börsenspekulation und einer sich wandelnden Öffentlichkeit geprägt ist. In ihren von Fotocollagen durchbrochenen Wandarbeiten verarbeitet Amelie von Wulffen die Einschreibungen eines gesellschaftlichen Wissens in Architekturen in Relation zu biografischen Blicken. Die malerischen Interventionen Ellen Harveys im Außenraum verknüpfen romantische Landschaftsmalerei mit einer Tradition des Graffiti.

Katrin Plavcak zieht die Störungen einer sich alltäglich einschleichenden Bequemlichkeit in das Bild selbst, sei es in Form von Ironie oder Humor aber auch irritierender, Distanz evozierender Perspektiven. Als Teil eines komplexen Systems aus medialen und kunsthistorischen Referenzen integriert Michael Krebber in seine künstlerische Praxis Malerei zur Erweiterung eines Diskurses über Wahrnehmungsraster. Tim Gardner führt die Fotografie in eine Tradition der Aquarellmalerei zurück, so dass die mediale Prägung des urbanen Alltags zum Ereignis des Ortes wird. Die sozialen Räume, die Lisa Milroy in großflächigen Tafelbildern schildert, inszenieren “reale” Momente einer Individualität, wie Kommunikation, Freizeit, Shopping.

 

Gleich einem Kontra- und zugleich vielfachen Referenzpunkt zu diesen Arbeiten fungieren die Werke von Hildegard Joos, eine der wichtigsten VertreterInnen der Op-Art. Ihre Arbeiten stehen innerhalb der Ausstellung insbesondere in einem Wechselspiel zu der künstlerischen Position Esther Stockers. Doch während Joos die Gesetze der Geometrie und Punktsymmetrie auslotet, findet in den Arbeiten von Esther Stocker eine “Verschiebung von Wahrnehmungsobjekten zur Wahrnehmung selbst” (Martin Prinzhorn) statt. Für Hier ist Dort 2 wird Stocker ein Wandbild im Foyer der Secession entwickeln.

 

Marko Lulic bezieht sich in seiner Arbeit auf Versuche zu Beginn der Moderne, Malerei, Architektur und Postermalerei zu verbinden: seine Arbeit für die Fassade der Secession ist ein sich fortgeschrittener Techniken bedienendes, gemaltes Poster, das die Formate von Tafelbild und Computerausdruck vereint.

 

Hier ist Dort ist mit mehreren, internationalen Stationen konzipiert. Die erste Ausstellung fand vom 8. August bis 30. September 2001 im Salzburger Kunstverein statt und zeigte Arbeiten von Peter Doig, Anna Meyer und Lisa Milroy.




Künstler*innen
Tim Gardner
Ellen Harvey
Hildegard Joos
Michael Krebber

geboren 1954, lebt und arbeitet in Köln.

Marko Lulic
Lisa Milroy
Katrin Plavčak

geboren 1970 in Gütersloh, lebt und arbeitet in Berlin und Wien.

 

Andreas Siekmann
Melanie Smith
Esther Stocker
Amelie von Wulffen
Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Anna Meyer

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07