


/Haegue Yang
Haegue Yang
Biografie:
Haegue Yang (*1971 in Seoul) lebt und arbeitet zwischen Berlin und Seoul. In ihrem Werk verbindet sie durch eine abstrakte Formensprache biografische Erzählungen, unterschiedliche historische Kontexte und Traditionen, die oft durch Jalousien – ein für ihre Arbeit charakteristisches Material – formuliert und gleichzeitig auch verschleiert werden.
Yang ist bekannt dafür, in einer Vielzahl von Medien zu arbeiten – von Papiercollagen über performative Skulpturen bis hin zu raumfüllenden sensorischen Installationen. Dabei bezieht sie verschiedene Techniken und deren kulturelle Konnotationen in ihre Arbeitsweise ein. Ihre multisensorischen Umgebungen, die oft durch Jalousien abgegrenzt sind, behandeln Fragen wie Subjektivität und Anderssein aus einer ästhetisch vermittelten Perspektive.
Yang wurde unter anderem mit dem Wolfgang-Hahn-Preis (2018) und dem 13. Benesse-Preis der Singapore Biennale (2022) ausgezeichnet. Sie hatte Einzelausstellungen in Museen weltweit, darunter im S.M.A.K. (Gent, BE, 2023), der National Gallery of Australia (Canberra, AU, 2023), der Pinacoteca de São Paulo, BR, (2023), dem Statens Museum for Kunst (Kopenhagen, DK, 2022) und im Museum Ludwig (Köln, DE, 2018). Ihre Werke sind in bedeutenden Sammlungen vertreten, darunter das Museum of Modern Art (New York, US), das Centre Pompidou (Paris, FR) und das Leeum Museum of Art (Seoul, KR). Zudem wurden ihre Arbeiten im Südkoreanischen Pavillon der 53. Biennale von Venedig (2009) und auf der dOCUMENTA (13) (Kassel, DE, 2013) gezeigt. Im Herbst dieses Jahres werden Arts Club of Chicago und Hayward Gallery in London Einzelausstellungen von Yang präsentieren.
Werk:
Haegue Yang, Lethal Love, 2008
Aluminiumjalousien, pulverbeschichtete Aluminiumhängestruktur, Stahlseil, selbstklebende Spiegelfolie, bewegliche Scheinwerfer, Geruchsmaschinen (White Tea and Fig, Gunpowder)
Courtesy die Künstlerin
Haegue Yang’s Installation Lethal Love (2008) verweist auf die tragische Geschichte von Petra Kelly (1947–1992) und Gert Bastian (1915–1992), einem ungleichen Paar hinsichtlich ihres Alters und ihres Werdegangs. Kelly spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung der deutschen Partei Die Grünen, Bastian war ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier und Bundeswehrgeneral. Beide waren prominente Politiker, und ihr plötzlicher Tod sowie die Vermutung, dass Bastian Kelly getötet habe, bevor er sich selbst umbrachte, war für die Öffentlichkeit ein Schock. Der Verdacht, dass Bastian ein Mörder sei, wurde jedoch auf der von den Grünen für Kelly und Bastian ausgerichteten Gedenkveranstaltung vehement zurückgewiesen. Der politische Erfolg und das engagierte öffentliche Leben der beiden verbarg den Umstand, dass Kelly psychisch äußerst labil und dadurch extrem isoliert war. Vermutlich führte dies zu der einseitigen Entscheidung Bastians, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Ihr Tod führte zunächst zu vielen ungeklärten Fragen, dann zu allgemeiner Bestürzung und geriet schließlich in Vergessenheit. Yang stellt die unvermeidliche und schmerzhafte Gegensätzlichkeit von Privatem und Öffentlichem, Leben und Arbeit, Enthüllung und Verdunkelung sowie Licht und Schatten in den Mittelpunkt ihrer Jalousie-Installation Lethal Love. Jalousien aus perforierten Lamellen durchziehen den Ausstellungsraum, welcher durch eine an der Wandseite angebrachte Spiegelfolie dupliziert und durch eine Lichtchoreografie aktiviert wird. Zwei Geruchsmaschinen mit Bewegungssensoren setzen den Duft von Blumen und Schießpulver frei. Das Licht trifft mit unterschiedlicher Intensität auf die Oberfläche der Jalousien. Während ein kräftiger Scheinwerfer mit auf- und abschwächendem Lichtstrahl auf die Mitte der Installation trifft, wandern zwei seitlich positionierte bewegliche Scheinwerfer mit dreifach rotierenden Kreisen die Jalousie-Installation langsam ab. So schafft Lethal Love eine physische Situation, in der der Tod ebenso präsent ist wie das Leben, und die zwischen dem öffentlichen Bild eines Paares und dessen privaten Schattenseiten jongliert.