Francis Offman
29.5. – 31.8.2025
Francis Offmans abstrakte Gemälde und Wandarbeiten zeichnen sich durch den erzählerischen Einsatz vielfältiger Materialien aus. Der Künstler schichtet und collagiert Papierreste, Kaffeesatz, Bologneser Kreide, Beton oder Stoffe zu komplexen Oberflächen. Da seine teils großformatigen Arbeiten keine Keilrahmen oder andere Stützstrukturen aufweisen, wirken sie in ihrer Vielschichtigkeit fragil. Die abstrakte Bildsprache ist gekennzeichnet durch die Überschneidung von Formen und Materialien, von unregelmäßigen Konturen und Flächen, die sich von ihrer Umgebung deutlich abheben und mit ihr dennoch vielfältig verbunden sind.
Offmans Arbeit an einzelnen Werken erstreckt sich über einen längeren Zeitraum und beginnt mit dem Sammeln der Materialien, die dem Künstler geschenkt werden oder die er findet, und schließt eine fundierte Auseinandersetzung mit ihnen ein – etwa Recherchen zu Herstellungsprozessen, Zirkulation und historischen Verwendungszusammenhängen oder auch das praktische Erkunden von Materialeigenschaften und -prozessen. Einzelne Arbeitsschritte, die der Aufbereitung der Materialien dienen, können nur in bestimmten Zeiträumen ausgeführt werden. So lässt sich Kaffeesatz aufgrund des feuchten Klimas in Bologna, dem Arbeitsort des Künstlers, am besten im Sommer auf die jeweiligen Bildträger aufbringen.
Da die verwendeten Materialien mit konkreten Menschen verbunden sind, die an ihrer Produktion beteiligt waren, genauso wie mit der Geschichte ihrer Herkunftsregionen, fungieren sie für Offman als Brücken zwischen Orten und Zeiten. Als Träger von Erinnerungen und Erfahrungen kündet etwa Bologneser Kreide vom jahrhundertealten Materialwissen italienischer Maler*innen oder Kaffee von europäischem Genuss und afrikanischer Produktion in (post-)kolonialen Zusammenhängen. Beton schließlich ist sowohl die Substanz, die uns vom lebendigen Boden unter unseren Füßen trennt, als auch die Oberfläche, gegen die Opfer rassistischer Gewalt in Europa und den USA gedrückt werden.
Francis Offmans Wandarbeiten und Installationen sind subtil. Anstatt leicht entschlüsselbarer Referenzen formulieren sie die Einladung, sich einzulassen, genau zu schauen und Verbindungen zu erkunden. Materialprozesse werden so zu Rezeptionsprozessen, die das Potenzial haben, Betrachter*innen nachhaltig zu verändern.
geboren 1987 in Butare, lebt in Bologna