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Frances Stark
A Torment of Follies
26.4. – 22.6.2008

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Frances Stark, Ausstellungsansicht, Secession 2008, Foto: Pez Hejduk

Charakteristisch für das Werk von Frances Stark ist ein Ausloten der vielfältigen Wechselbeziehungen von Kunst und Literatur, Bild und Text. Ihre Arbeit an und mit Schrift umfasst sowohl den Bereich der bildenden Kunst wie auch das Schreiben. Wiederholt stellt sie dabei Untersuchungen zum künstlerischen Schaffensprozess und zum kreativen Akt an sich an. In ihren feinteiligen Collagen erzeugt sie Geflechte aus verschiedenen gefundenen und erfundenen Zeichen, Textschnipseln und grafischen Elementen, literarischen Zitaten und autobiografischen Referenzen.

 

In der Secession präsentiert Frances Stark 22 großformatige Papierarbeiten ihrer jüngsten Werkgruppe A Torment of Follies. Ausgangspunkt für ihre Text-Zeichnungen ist der 1937 erschienene Roman Ferdydurke des polnischen Schriftstellers Witold Gombrowitz (1904-1969), der die Geschichte von Józio und seinem Kampf gegen die gesellschaftlich definierten Formen des Lebens erzählt. Zu den Hauptmotiven des Romans, die Stark aufgreift, zählen das Maskenspiel des Menschen im Umgang mit anderen ebenso wie das Recht des Individuums auf Unreife und Unbestimmtheit – zwei Eigenschaften, die gegenüber herrschenden Konventionen durchaus ein subversives Potential haben.

 

In A Torment of Follies entwickelt Stark eine Form der Adaption, die den Prozess des Lesens und Wiederlesens eines Textes mit der Übersetzung in eine andere Sprache verbindet. Über die Auswahl einer kurzen Romansequenz aus Ferdydurke hinaus nimmt sie die Vorlage als Inspiration für ihre visuellen Umsetzungen und verbindet die integrierten Zitate in ironischer Leichtigkeit mit varieteartigen Tanzfiguren, ornamentalen und materialreichen Verspieltheiten. Die Textfragmente erscheinen als Reflektion auf die künstlerische Praxis: Die quälenden Selbstzweifel, die Ambivalenz zwischen der gefühlten einzigartigen Intensität der eigenen Kreativität und der Unsicherheit, ob diese in ihren Nuancen überhaupt verstanden werden kann, ebenso wie daraus resultierende Gefühle der Abhängigkeit vom Publikum, Ratlosigkeit oder Lächerlichkeit. Durch Motivwahl und Umsetzung erzeugt Stark hierbei ein Vexierspiel zwischen unmittelbaren Gesten und deren Erstarrung in der Pose, Wahrhaftigkeit und maskenhafter Verstellung, Ernst und Clownerie.

 

Der musikalischen Umsetzung des Librettos in der Oper vergleichbar übersetzt Frances Stark den Text von Gombrowitz in die synästhetische Einheit ihrer Bildsprache. Die Collagen, die ihre formale Spannung aus der Balance zwischen dem reduzierten, aber durchaus verspielten Materialeinsatz und weiten Leerflächen ziehen, zeichnen sich gleichermaßen durch Poesie und Witz aus. Wiederholt löst Stark die stringente dramaturgische Entwicklung auf, um wenige Wörter zu exponieren und Stimmungen wie Gefühlszustände ausführlicher zu entfalten, so dass die Szenen der einzelnen Bilder in ihrer Relation zur Werkgruppe bzw. Ausstellung an Autonomie gewinnen.

 

 




Künstler*innen
Frances Stark

geboren 1967 in Newport Beach, Kalifornien, lebt und arbeitet in Los Angeles.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07