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Eva Schlegel
5.5. – 26.6.2005

https://secession.at/items/uploads/images/1661936095_QI8mFW6m2pOS.jpeg
Eva Schlegel, Ausstellungsansicht, Secession 2005, Foto: Matthias Herrmann

Eva Schlegel, deren Werk fotografische, objekthafte als auch installative Arbeiten umfasst, verhandelt das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Objekt sowie die Widersprüchlichkeiten und Risse, die sich immer wieder zwischen beiden auftun. In vielen ihrer Arbeiten verfolgt sie dabei eine Bedeutungsbildung, die das Potenzial der Assoziation bewusst mobilisiert und als Reflexionsraum auslotet. In der Auseinandersetzung mit dem Verstecken und Verbergen, Offenbaren und Entdecken untersucht sie bildimmanente Strukturen des Begehrens und der Lesbarkeit. Für ihre Ausstellung in der Secession entwickelt Eva Schlegel eine ortspezifische Installation, die von den Parametern der Architektur ausgeht, um dieselben neu zu interpretieren.

 

Zentrale Elemente der raumgreifenden Installation Eva Schlegels für den Hauptraum der Secession sind die Verkleidung der Wände mit Blei und große auf dem Fußboden montierte Spiegelflächen. Die hermetische Abdichtung der Seitenwände durch das Schwermetall und die Reflektionen der lichtdurchfluteten Decke in den Spiegelflächen auf dem Fußboden erzeugen eine architektonische Umdeutung des Ausstellungsraumes: Die Öffnungen oben und unten betonen seine vertikale Achse. Zugleich verursachen die Spiegel, indem sie virtuelle Löcher reißen und den Boden unter den Füßen entziehen, eine Verkehrung von Unten und Oben.

 

Das Blei wird von Eva Schlegel als ausdruckstarker Akteur eingesetzt. Seine unumgängliche Präsenz im Ausstellungsraum beruht einerseits auf der verführerisch schillernden Oberfläche des weichen, silbergrauen Metalls, das sich an der Luft mit einer stumpfen, blaugrauen Oxidschicht überzieht, andererseits auf den vielfachen, metaphorischen und konkreten Bedeutungen des Materials. Blei gilt seit jeher als Synonym lähmender Schwere und eingefrorener Zeit. In der Mythologie wird es dem Planeten Saturn, dem Zeitgott Chronos und den Topoi der Melancholie zugeordnet; es steht auf der niedersten Stufe der Metallhierachie. Die industrielle Verwendung des Schwermetalls als Energiespeicher und Schutzbehälter für aggressive Säuren und Munition, sowie sein Einsatz im Strahlenschutz und Reaktorbau ergänzen die tradierten Bedeutungen um zusätzliche brisante Konnotationen. Eva Schlegel referiert auf diese undurchdringlichen, isolierenden Eigenschaften des Bleis, kontrastiert die Düsternis der Um- bzw. Einmantelung des Raumes jedoch zugleich mit der hellen Schwerelosigkeit der Spiegelflächen und der Glasdecke.

 

Mit ihrer Installation für die Secession knüpft Eva Schlegel auf verschiedenen Ebenen an frühere Arbeiten an. So sind beispielsweise die Veränderung der Lichtführung ebenso wie das Spiel mit Transparenz und Undurchsichtigkeit zentrale Aspekte, die bereits in ihren Installationen für die Galerie im Taxispalais Innsbruck (2000) und den österreichischen Pavillon der Venedig-Biennale (1995) ein wichtige Rolle spielten und in der Arbeit für die Secession konsequent weiterentwickelt werden.

 

Parallel dazu erfährt die Unschärfe als ein wiederkehrendes gestalterisches Moment ihrer Fotografien eine Neuinterpretation. An der Schwelle zwischen Wiedererkennen und Verblassen, Identifizierbarkeit und Anonymisierung, Informationsverlust und -gewinn loten ihre Bilder die Lesbarkeit der Motive ebenso wie die Regeln von Wahrnehmung aus. Die Art und Weise wie die Installation die BesucherInnen in zahlreichen Spiegelungen, Verdoppelungen und Schatten ins Bild setzt und so die Wahrnehmung der Person im Raum verschiebt, ist den unscharfen Konturen der Personen in den Bildräumen ihrer Fotos vergleichbar. Im Spiel mit den Eigenschaften und Bedeutungen der Materialien schafft Eva Schlegel so einen assoziativen Raum, der die Aufmerksamkeit auf die Modi des Sehens selbst lenkt.




Künstler*innen
Eva Schlegel

geboren 1960 in Hall / Tirol, lebt und arbeitet in Wien.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07