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EBB & Neïl Beloufa
Pandemic Pandemonium
29.6. – 4.9.2022

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EBB & Neïl Beloufa, Pandemic Pandemonium, Ausstellungsansicht, Secession 2022, Foto: Oliver Ottenschläger

Die Ausstellung ist ein Spiel!!!!!

Ein Spiel, in dem physische, fiktive und digitale Welten miteinander verschmelzen. Es gibt drei „Hosts“ (Gastgeber), die um Ihre Aufmerksamkeit buhlen und mit denen Sie Verbindung aufnehmen können. Scannen Sie den jeweiligen QR Code mit Ihrem Handy – ein Fenster öffnet sich – und übernehmen Sie die Kontrolle über die Hosts. Sie werden laut aussprechen (und auf dem Chatportal Discord posten) was Sie in das Textfeld schreiben.

Spielablauf:

1. Bitte kaufen Sie sich ein Spielticket um 5 Euro an der Kassa oder im Shop. Sie bekommen einen Avatar-Namen und Ihren persönlichen QR-Code. Damit registrieren Sie sich bei den Spielautomaten aber auch bei Hand of Vengeance oder Tax Roulette.

2. Schauen Sie sich die Episoden von Screen Talk an (zumindest ein paar) und die Videos auf den Monitoren. In den Filmen finden Sie die Antworten auf Quizfragen, die sie später in der Spielzone bei den drei Spielautomaten brauchen.

3. Gestalten Sie Ihre eigene „Hand of Vengeance“: Sie können einen Text eingeben, an den Farbreglern schieben und eigene Kompositionen kreieren. Drücken Sie auf „mint“ um das Bild zu speichern. Wenn Sie 40 Punkte oder mehr im Spiel erreichen, können Sie ihr eigenes Bild kaufen und in ihr Crypto Wallet transferieren. Die Ausstellung arbeitet mit der NFT-Plattform objkt.com und der Kryptowährung Tezoz, eine mögliche Wallet-app dafür ist kukai (kukai.app).

4. Besuchen Sie Cheat Island: Die Motive am Boden sind wertvolle Schlüssel zu Quizfragen!!!!

5. Spielen Sie an den Spielautomaten. Die Reihenfolge ist beliebig und hat keinen Einfluss auf den Ausgang des Spieles. Für jede richtig gelöste Aufgabe bekommen Sie Punkte, für jede falsche Antwort gibt es Punkteabzug!

6. Beim Tax Roulette müssen Sie nicht mitmachen, aber Sie können eventuell den Steuersatz von 50%, der von Ihrem Spielguthaben noch abgezogen wird, reduzieren. Mit viel Glück werden Sie von der Steuer befreit oder bekommen einen günstigeren Steuersatz. Mit viel Pech, verlieren Sie Ihr ganzes Spielguthaben. No risk, no fun!

7. Bevor Sie die Ausstellung verlassen, überprüfen Sie an einem der beiden QR Code Scanner (je einer beim Eingang und Ausgang der Ausstellung) Ihren Punktestand – vielleicht haben Sie gewonnen!!!!
Es gibt Siebdrucke von Neil Beloufa im Wert von 75 / 500 / 1.500 Euro zu gewinnen und NFT’s.

VIEL VERGNÜGEN!!

Nur wer spielt, kann die Ausstellung wirklich erleben! Bitte kaufen Sie das benötigte Spielticket* an der Kassa oder im Shop und unterstützen Sie das Projekt der Schöpfer*innen dieser Ausstellung durch Ihre Teilnahme. Es geht auch um Partizipation und Spaß – und außerdem können Sie Kunst gewinnen!

Screen TalkCheat Island, Console of QuizPress Key Port, Hand of VengeanceTax Haven Roulette und Souvenir Shop heißen die diversen Stationen von Pandemic Pandemonium. Tatsächlich ist die ganze Ausstellung eine Art begehbares Spielfeld: Man bewegt sich durch die einzelnen Zonen, sammelt Informationen und Schlüssel für die Quizfragen und kleinen Aufgaben, die an den „Spielautomaten“ zu lösen sind, an denen man sein Glück versuchen und – mit etwas Geschick und guten Nerven – auch echte Kunstwerke gewinnen kann. Keine Angst! Das Spiel ist humorvoll und parodistisch, die Antworten finden sich in den 16 Episoden der Videoinstallation Screen Talk und ein Besuch von Cheat Island – der Betrüger*innen-Insel – könnte auch hilfreich sein, selbst wenn man dadurch eventuell in ein moralisches Dilemma stürzt.

Wer sich lieber mit Krypto-Kunst beschäftigt, kann in der Ausstellung die digitale Bildvorlage Hand of Vengeance farblich selber gestalten – das erinnert ein bisschen an Ausmalbücher für Kinder – und dieses Bild als NFT (non fungible token) erwerben und ins eigene Krypto-Wallet schieben.

Die Ausstellung ist eine immersive Installation aus Videos, Skulpturen, animierten Objekten, interaktiven Elementen, selbstentwickelten Spielkonsolen und digitalen Kunstwerken. Wie für Beloufas Ausstellungen charakteristisch, handelt es sich um bestehende und neue Werke, um Re-Kombinationen unterschiedlicher Elemente, die ein durchaus verwirrendes Szenario bilden und nicht auf Eindeutigkeit abzielen. Seine Arbeiten enthalten Anspielungen auf soziale und politische Entwicklungen, auf soziale Ungleichheit, auf Venture-Kapitalismus und Krypto-Wirtschaft, auf ein von Algorithmen dominiertes Internet, auf Machtkonzentrationen in der physischen und der virtuellen Welt. Gleichzeitig spielt die Ausstellung mit den utopischen, visionären Ansätzen von Web3 – der selbstermächtigenden Idee eines Internets ohne Machtzentren und der dadurch geschaffenen Möglichkeiten für alle.

Mit Pandemic Pandemonium setzt Beloufa seine beharrliche Hinterfragung des künstlerischen Feldes, seiner Institutionen und Formate, Medien und Technologien, Möglichkeiten und Grenzen fort. Er ist ebenso bekannt für seine kritische Haltung, seine experimentelle Offenheit und seine fortdauernde Suche nach alternativen Lösungen wie für seine Vorliebe für kollektives Arbeiten. Die letzten mehr als zwei Jahre Pandemie mit all ihren Erschwernissen, Ausstellungsabsagen und -verschiebungen haben bei vielen Künstler*innen zu nachhaltigen Veränderungen geführt und bei manchen – wie bei Beloufa – zu einer intensiveren Beschäftigung mit künstlerischen Alternativen im virtuellen digitalen Raum. Seine Hinwendung zu Spielformaten (Gaming), aber auch zur Auseinandersetzung mit Krypto-Kunst und Phänomenen wie NFT-Kunst hat sein kollaboratives Feld nur erweitert und jüngst zur Gründung der Produktionsfirma EBB geführt, die sich selbst folgendermaßen definiert:

„EBB& ist ein Knotenpunkt und eine Plattform für die Verbreitung kultureller Erfahrungen und Produkte, die auf die Nutzung von Web3-Lösungen spezialisiert ist: Blockchain, NFT und neue Community-Tokenisierungsprojekte …“ (von der Webseite ebb.global).

In Pandemic Pandemonium sind es zumindest zwei Themen oder Handlungsstränge, die Beloufa und EBB miteinander verbinden und mit denen sie eine Brücke zwischen dem realen Ausstellungsraum und den grenzenlos scheinenden virtuellen Weiten herstellen. Zum einen ist das das Thema der Pandemie und die Art des (globalen) Pandemiemanagements, zum anderen die Erkundung neuer Gemeinschaftsformen, die sich innerhalb von Web3-Projekten, also dem dezentralen, auf Peer-to-Peer-Strukturen aufbauenden Internet, herausgebildet haben.

Die Auseinandersetzung mit der Pandemie wird am deutlichsten in der Arbeit Screen Talk, die Beschäftigung mit den einerseits umstrittenen und andererseits als visionär und utopisch gefeierten Aspekten der Krypto-Wirtschaft in den drei „Master Hosts“ und der NFT-Station Hand of Vengeance.

Screen Talk, ganz am Anfang der Ausstellung, ist eigentlich 2014 unter dem Titel Home is Wherever I’m With You entstanden und kann formal als Parodie auf trashige Seifenopern gesehen werden: Sie handelt von einer globalen Pandemie (!), der Jagd nach dem Heilmittel, scheinbaren persönlichen Opfern und Krisen und von der Kommunikation zwischen Menschen, die nur noch via Computerbildschirmen abläuft. Dieser „Bildschirmgespräche“ wurden im Lauf der Covid-19-Pandemie tatsächlich zur Realität für viele. Gleichzeitig wurde die Arbeit für Beloufa wieder relevant und zusammen mit EBB hat er sie unter dem Namen Screen Talkumgearbeitet. Aus einem Film wurden Mini-Episoden, die mit Spielelementen versehen zu einem Online-Spiel programmiert wurden, das in der Zeit der (tatsächlichen) Pandemie und der Lockdowns als webbasierte App (screen-talk.com) funktionierte, aber auch auf Festivals gezeigt werden konnte, wie etwa dem Steirischen Herbst 2020, der ausschließlich im digitalen Raum stattgefunden hat.

Die Master Hosts – Host A (blau), Host B(gelb), Host C (rot) – sind animierte interaktive Skulpturen, die jeweils eine duale Identität aufweisen: Es gibt sie als Objekte im realen Raum und als komplexe kryptologischeKonstruktionen. Scannt man den jeweils dazugehörigen QR-Code, kann man die Kontrolle über die Hosts übernehmen und sie mittels Eingabemaske (am Smartphone) und Text-to-Speech-Programm zum Sprechen bringen. Darüber hinaus verfügen sie über eigene Twitter- und Discord-Accounts und sind zumindest theoretisch als DAOs (Dezentrale Autonome Organisationen) konzipiert – womit wir schon mitten im Krypto-Kosmos angekommen sind.

Die Erweiterung des Wirkungsfeldes in digitale Bereiche ist für Beloufa und EBB nicht Selbstzweck, sondern entspringt dem Bedürfnis, insbesondere junge Menschen da zu erreichen, wo sie sich befinden, und das ist eher beim Gaming im Internet als in einer Kunstausstellung.

Die Ausstellung Pandemic Pandemonium baut auf Digital Mourning auf (Pirelli HangarBicocca, Mailand, 2021–22) und ist eine erweiterte Version der bei Clearing in Brüssel (2022) gezeigten ersten Fassung.

*Der Ticketverkauf finanziert die Produktionskosten der Gewinne (Original-Siebdrucke). Bitte wenden Sie sich an die jugendlichen Betreuer*innen in der Ausstellung, sie helfen Ihnen bei Bedarf gerne!

Zugang zu Pandemic Pandemonium, einem NFT-Spiel von EBB & Neïl Beloufa, gibt es nur online unter objkt.com.


 

Video
Ausstellungsgespräch

Veranstaltungen
28.06.2022 | 18:00
Neïl Beloufa im Gespräch mit Axel Stockburger
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Künstler*innen
EBB & Neïl Beloufa

geboren 1985 in Paris, lebt und arbeitet in Montreuil.

Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Bettina Spörr

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07