Duane Linklater
mâcistan
29.11.2025 – 15.2.2026
Wenn wir Dinge sammeln, schaffen wir damit immer auch eine eigene Welt – wir knüpfen Verbindungen, messen Wert bei, bewahren Erinnerungen, konstruieren und verbreiten Wissen. Im Kleinen geschieht das etwa in einem persönlichen Familienarchiv; in einem größeren Maßstab, wenn Museen ihre Depots und Ausstellungsräume mit Objekten füllen, um nationale Identitäten zu formen und ihre Geschichten über die Welt zu erzählen.
Duane Linklater verortet die Konventionen des Museums im weiteren Rahmen der zeitgenössischen wie historischen Lebensbedingungen Indigener Menschen. Der Künstler verweist nicht nur auf die von seinen Vorfahren ererbten Aufbewahrungspraktiken, sondern setzt sich auch kritisch mit den durch den Siedlerkolonialismus aufgezwungenen gewaltsamen Wissens-, Repräsentations- und Wertsystemen auseinander. Für seine Ausstellung in der Secession hat Linklater eine ortsspezifische modulare Struktur entwickelt, in deren Mittelpunkt der Begriff des „Horts“ (Cache) steht. Ein Hort ist eine Sammlung oder Zusammenstellung von Dingen. Indem er persönliche Bestände – die Andenken und kleinen Objekte, die wir im Lauf des Lebens anhäufen und in unserem Zuhause aufstellen – mit dem größeren Komplex des Museums und seiner kolonialen Kehrseite verknüpft, lenkt dieser Begriff die Aufmerksamkeit auf die komplexen Erzählungen, mit denen in aller Welt die Zirkulation und Bewahrung nicht nur von Objekten, sondern auch von Gefühlen, Erinnerungen und Ideen verwoben sind.
In dieser Ausstellung geht der Künstler unmittelbar auf den physischen Raum und die Institution selbst als ideologische Instanz – ihre Strukturen, Prozesse und Kontexte – ein. Grundelement seiner Schau ist eine Reihe hochaufragender Gestelle. Statt Arbeiten an die Wände der Institution zu hängen, errichtet Linklater sein eigenes Gerüst für ihre Präsentation. Nicht zufällig kann das Cree-Wort für „Hort“, tešipitǎkan, auch mit „Struktur“ oder „Rahmen“ übersetzt werden. In dieses Gerüst eingesetzt sind Gemälde, gefundene Gegenstände, Möbelstücke und diverse Materialien; sie durchlaufen Linklaters eigenen Sammlungs- und Aufbewahrungsprozess, der auch eine Geste der Fürsorge ist. Haushaltsgegenstände und Habseligkeiten seiner Familie sind hoch oben nicht unmittelbar greifbar gelagert und harren einer möglichen zukünftigen Verwendung.
Der Begriff des Horts verweist zudem auf zwei solche Funde in und um Ottawa. Im einen Fall wurden an der Vereinigung dreier größerer Flüsse in der Nähe der Stadt 10.000 Jahre alte Indigene Artefakte und Quarzwerkzeuge ausgegraben. Im anderen Fall tauchten bei den Bauarbeiten für ein neues Bürogebäude direkt auf dem Parliament Hill Indigene Objekte aus der vorkolonialen Zeit auf. Natürlich werden die geborgenen Werkzeuge nicht erneut für den ursprünglich ihnen zugedachten Zweck verwendet werden – über ihre Zukunft entscheiden die First Nations vor Ort und nationale Museen. In dieser Hinsicht entspricht ihre Situation dem Hort als einer unbestimmten Form, die ständig mit neuen Bedeutungen und Assoziationen angefüllt wird. Gleichzeitig ist Linklaters Arbeit an Zusammenstellungen von Objekten in Familien ein Akt behutsamer Wiederherstellung, der trotz des kolonialen Kontexts von Vertreibung und Vernichtung auf der Kontinuität von Kulturen beharrt. Umso passender ist es, dass das Gerüst als solches, wo auch immer es auf der Welt auftaucht, mit der Wiederherstellung des Beschädigten assoziiert wird – eine materielle Metapher für die feinfühlige Arbeit, Verbindungslinien über die Brüche der Geschichte hinweg aufrechtzuerhalten.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bielefeld und der Galerie Rudolfinum in Prag entwickelt, die beide später im Jahr 2026 neue Iterationen präsentieren werden.
Unser Dank gilt dem Musée d'art contemporain de Montréal (MAC) für die freundliche Unterstützung.
geboren 1976, ist ein Omaskêko Ininiwak aus der Moose Cree First Nation. Er lebt in North Bay, Robinson Huron Treaty territory, Ontario, Kanada.

