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Dike Blair
Floors/Doors/Windows/Walls.
12.2. – 3.4.2016

https://secession.at/items/uploads/images/1661783116_Vqn7c9xRmYb7.jpg

Dike Blair, Untitled, 2001, Gouache und Bleistift auf Papier, Courtesy Justin Adian

In der Secession zeigt Dike Blair rund 50 Bilder, die größtenteils zwischen 2010 und 2015 entstanden sind und, mit wenigen Ausnahmen, die in der nüchternen Aufzählung des Titels erwähnten Motive darstellen. Drei eigens für die Ausstellung geschaffene Skulpturen des US-amerikanischen Künstlers greifen die vier titelgebenden Elemente Boden, Tür, Fenster, Wand auf und bilden zugleich eine Antwort auf die Tatsache, dass die Ausstellung in vier Räumen stattfindet. (Der kleinere vierte Raum, in dem sich keine Skulptur befindet, ist kleinformatigen Bildern von Cocktails und Aschenbechern, den Sujets des Künstlerbuchs, gewidmet.) Mit den Skulpturen, die Blair nach einem früheren Besuch in der Secession entwarf, versucht er, die Betrachtung der Gemälde als eine Art Parcours zu strukturieren. Außerdem gefällt ihm das paradoxe Verhältnis von illusionistischer Darstellung und konkreter Abstraktion. Im Gegensatz zu seinen Bildern, die immer gegenständlich bleiben, verwandelt Blair in den Skulpturen konkrete Objekte wie eine (freistehende) Wand, ein Fensterglas, ein Türblatt und Bodenbeläge in abstrakte Kompositionen. Während die Bilder je eines der besagten Elemente darstellen und in den Ausstellungsräumen in nach Motiven geordneten Gruppierungen präsentiert werden, verbinden die Skulpturen alle vier zu einem Ganzen.

 

Für Dike Blair ist es gerade der Blick auf das Alltägliche und oft Unspektakuläre, das im wörtlichen Sinn Naheliegende, das ihm die Sujets seiner Bilder liefert. Sein motivisches Repertoire beschränkt sich nicht auf architektonische Elemente, aber Blair hat die Anzahl seiner Sujets bewusst reduziert und bedient sich der Wiederholung als konzeptueller Strategie. Zu den immer wiederkehrenden Motiven zählen, neben den in der Ausstellung zentralen Architekturdarstellungen, Stilleben, vorzugsweise von Cocktails und Arrangements, die das Ambiente einer Bar evozieren, sowie Landschaften, Blumen und weibliche Augen.

 

Blair widmet sich seit über 30 Jahren der Gouachemalerei und ist dieser Technik, die mit der Aquarellmalerei verwandt ist und wie diese stets auf Papier ausgeführt wird, treu geblieben – auch wenn sich seine Praxis gewandelt hat: Aus der Arbeit vor dem Motiv in der Natur über das Malen aus dem Gedächtnis entwickelte er eine klassische Studiopraxis, bei der er eigene Schnappschüsse als Vorlage für seine Malerei verwendet. Fotos, die er mitunter nachbearbeitet und bei denen er den interessantesten Ausschnitt auswählt, schließlich gibt ein gutes Foto nicht zwingend ein interessantes Gemälde ab. Das überwiegend kleine Format der Bilder wurde ursprünglich von der Größe der Aquarellpapiere bestimmt. Blairs Malweise ist annähernd fotorealistisch und die Ausführung der Bilder subtil und zugleich präzise. Die ausgestellten Werke bezeugen das Interesse des Künstlers an Licht und dessen Reflexionen sowie seine Faszination für durchscheinende Materialien wie Glas und Wasser. Feine Übergänge und Nuancen, wie zwischen Hell und Dunkel oder der Verlauf von Farben in Licht- und Schattenzonen und die dabei kaum wahrnehmbaren Unterschiede sind Thema sowohl seiner Malerei als auch seiner Skulpturen. Die eigens für die Secession geschaffenen Wandelemente als Basisteile der Skulpturen sind mit zarten Farbschleiern versehen, deren Übergänge nur bei genauer Betrachtung sichtbar werden.

 

Bereits seit mehreren Jahren präsentiert Dike Blair seine Malerei häufig in thematischen Paarungen und im Zusammenspiel mit Skulpturen. Er nutzt diese Gegenüberstellung, um formale Aspekte und gegensätzliche Ordnungsprinzipien deutlich zu machen. Das Wechselspiel von Fülle und Leere, Natur und Architektur, Innen und Außen, Zentrum und Peripherie spiegelt die dualistische Arbeits- und Denkweise des Künstlers wider, mit der er zudem einem Dilemma künstlerischer Produktion begegnet: Da jede formale Entscheidung auch anders ausfallen und damit zu einem völlig anderen Resultat führen könnte, arbeitet er oft mit Gemälde- und Skulpturenpaaren, die zwei Versionen darstellen.

 

Seine frühen Skulpturen legte Blair als Landschaften, Interieurs oder dreidimensionale Malerei an, die er mit Objekten und Materialien wie Leuchtkörpern, Teppichen und modularen Elementen arrangierte und die auf die Erzeugung eines bestimmten Ambientes oder einer Stimmung abzielten sowie zum Nachdenken über formale Entscheidungen anregen sollten. Neuere Werke beziehen sich in ihrer Größe auf die menschliche Gestalt und vereinen die bis dahin von ihm getrennt behandelten Gattungen Malerei und Skulptur. Blair wirft Fragen nach grundlegenden Eigenschaften von Bild und Bildträger auf, wenn seine Skulptur-Objekte malerische Züge annehmen und in ihnen die Funktionen von Objekt und Bildträger zusammenfallen.

 

Zur Ausstellung erscheint das Künstlerbuch Drinks, das eine Auswahl von Blairs zahlreichen Cocktail-Gemälden präsentiert und diese mit einem Textauszug von Luis Buñuel über Bars und Cocktails verschränkt sowie zahlreiche Fotos und persönliches Material zeigt, das Blair aus zahlreichen Kisten auf seinem Dachboden zusammengesucht hat.




Künstler*innen
Dike Blair

1952 in New Castle (Pennsylvania, USA) geboren, lebt und arbeitet in New York.

Programmiert vom Vorstand der Secession

Kuratiert von
Bettina Spörr

Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07