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David Lamelas
6.7. – 10.9.2006

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David Lamelas, Ausstellungsansicht, Secession 2006, Foto: Pez Hejduk

David Lamelas ist seit den 1960er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter eines konzeptuellen Kunstbegriffs bekannt. Insbesondere seine frühen strukturalistischen Filme und medialen Installationen, die während seiner Aufenthalte in Belgien, London und Los Angeles in den 1960er und 1970er Jahren entstanden sind, zeugen von einem spezifisch individuellen Umgang mit Zeit und Raum. In seinen Projekten beschäftigt sich Lamelas auf eindrückliche Weise mit der Frage nach den Grenzen der Zeitlichkeit von Kunst und ihren Möglichkeiten zur Erzeugung alternativer Kommunikations- und Erkenntnisprozesse.

 

In David Lamelas’ installativen Interventionen tritt eine deutlich kritische Absage an die vermeintliche Neutralität einer minimalistischen Praxis zutage: ein besonderes Augenmerk legt Lamelas auf die Untersuchung des Begriffs des Kunstwerks an sich im Verhältnis zu der Rolle des Autors und Betrachters. Er begnügt sich nicht damit, den Künstler lediglich als politisches Subjekt zu sehen oder diese Rolle zu forcieren, sondern schafft Räume für einen Prozess kritischer Analyse, der ohne Moralismus auskommt. Lamelas verfolgt mit seinen Arbeiten immer wiederkehrende Motive, die in ihrer fast singulären Orthodoxie, eingebettet in die Sprache der Modernität, einen großen analytischen Willen und Sinn für Imagination und Utopie zum Ausdruck bringen.

 

Lamelas’ Interesse äußert sich in einem Kunstbegriff, den er nicht lokal oder national, sondern immateriell definiert. In den parallel zu seinen filmischen Arbeiten entstandenen, architektonischen und räumlichen Interventionen untersucht er in fast visionärer Weise die Relationen von Raum, Zeit und Ort. Auch hier wird Raum nicht in geografischen Dimensionen gemessen, sondern lediglich unter intellektuellen und transnationalen Ausdehnungen betrachtet.

 

Für die Galerie der Secession hat Lamelas eine ortspezifische Intervention erarbeitet, welche die Determinanten des Raums temporär neu definiert. Ein langer, begehbarer, aus Holz gefertigter Keil durchzieht die gesamte Galerie. Als kommunizierendes Pendant zu dieser Arbeit ist im Kreuzraum ein Filmloop zu sehen, der in medialer Übersetzung das Raumvolumen des Keils wieder aufgreift.

 

(Raum-)Volumen wird in (Film-)Zeit übertragen. Der Film zeigt eine kurze Aufnahmesequenz des morgendlichen Ozeans in Los Angeles. Auf der visuellen Ebene des Filmbildes kommt die streng erscheinende konzeptuell-analytische Korrespondenz der beiden Settings wieder in einem archaisches Bild von Raum- und Zeitlosigkeit (des Ozeans) zur Auflösung.

 

In einem Interview mit der britischen Kuratorin Lynda Morris bezeichnete Lamelas diese für ihn so bezeichnende Ambivalenz zwischen analytischer Strenge und einer immateriell (auch poetisch) angelegten Geste folgendermaßen: „It is impossible for me to make definitive statements. A piece is defined by the person who looks at it.“

 

Im Grafischen Kabinett zeigt Lamelas seinen neuen Film The Light at the Edge of a Nightmare, der über mehrere Jahre hinweg in London, Paris, Berlin, Buenos Aires und Los Angeles entstanden ist. Auch hier werden Raum und Zeit über ein konzeptuell angelegtes Raster definiert. Es ist ein Film Noir, der in fünf Sequenzen gegliedert ist, die mehr oder weniger denselben Handlungsablauf zeigen und das urbane Stadtbild der genannten fünf Städte durchziehen, in denen David Lamelas in den letzten Jahren gelebt hat. Er beschreibt eine Episode, die in ewiger Wiederkehr gleichermaßen die Temporalität des Urbanen, als auch die großen Themen und Gesten des filmischen Narrativs von Hollywoodproduktionen thematisiert.




Künstler*innen
David Lamelas

geboren 1946 in Buenos Aires, lebt und arbeitet in Los Angeles, Buenos Aires und Paris.

Programmiert vom Vorstand der Secession


Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
Tel. +43-1-587 53 07