Christopher Wool
13.9. – 11.11.2001
Der amerikanische Künstler Christopher Wool setzt in der Secession die Präsentation von Arbeiten fort, welche die Grenzen des Genres Malerei bzw. die Malerei innerhalb des Prozesses der Malerei hinterfragen. Wesentlich ist Wools Arbeiten eine kontinuierliche Auflösung und Rematerialisierung der Komposition. Sie sind eine ständige Analyse von Form, Linie, Farbe, Rahmen, Anordnung und Repräsentation. Die Bedeutung seiner Arbeiten liegt in den Aufhebungen und Entwertungen, die seine Bilder bestimmen. Die Bilder demonstrieren statt einer “konkreten” Aussage den Prozess physischer oder intellektueller Arbeit im Akt des Kunstschaffens und verkörpern ein ständiges Bewusstsein für den Entstehungsprozess des Werkes an sich.
Christopher Wool ist zum einen mit schablonenartigen Wort-Bildern, zum anderen mit Bildern mit Ranken- und Blumendrucken bis hin zu tapetenartigen Mustern bekannt geworden. Dabei überlagert er Siebdrucke, Abdrucke, Malerei- und Spray-Schichten. Die Textarbeiten, die ab 1987 entstanden, veranschaulichen die Beschränkungen von Sprache und ihrer symbolischen Bedeutung. Genannt seien RIOT, PRANKSTER oder SELL THE HOUSE SELL THE CAR SELL THE KIDS. Die Wörter dieser Text-Gemälde, deren Lesbarkeit nicht zuletzt durch die Begrenzung des Bildes und die Platzierung der Buchstaben kaschiert wird, erfahren durch Wool eine Umdeutung. Das Wort als plastisches Material in der Malerei steht immer gegen das Wort als Syntax. Ein Thema dabei ist das Unaussprechliche, also das konstante Versagen der Sprache.
In den frühen 1990er-Jahren erweiterte Wool diese Form der Typografie durch eine scheinbar dekorative Ornamentik, die an gerollte und gewalzte Tapetenmuster erinnert. Evident ist aber auch hier, dass das Florale nicht als Ornamentik begriffen wird, sondern eine Neubestimmung des Dargestellten angestrebt wird. Allen Bildern ist bei genauer Betrachtung der Bruch der Perfektion eigen, um unter anderem eine Verletzbarkeit sichtbar zu machen. Mit subtilen Verschiebungen und Eliminierungen von Details eröffnet Wool einen von verschiedensten Anspielungen geprägten Raum. Ein weiteres Thema ist die Dualität Original/Reproduktion, wobei die Reproduktion mittels Überlagerungen und Eingriffen selbst wieder zum Original wird.
Für seine Einzelpräsentation im Hauptraum der Secession hat Christopher Wool neben 20 Zeichnungen 32 großformatige Arbeiten auf Aluminium und Leinwand ausgewählt, die alle im letzten Jahr und großteils eigens für die Ausstellung entstanden sind. Sie zeichnen sich unter anderem durch eine neue Farblichkeit aus.
Die Architektur des Raumes wurde von Christopher Wool mit dem Anliegen entworfen, in einem labyrinthischen Stellwandsystem gezielte Blicke in den Raum zu ermöglichen und die ausgestellten, immer seriellen Bilder mit diagonalen Querverweisen in Beziehung zu setzen. Die Hängung irritiert die Wahrnehmung des Betrachters, um auch das Thema der Repräsentation greifbarer zu machen.
geboren 1955 in Chicago, lebt und arbeitet in New York.