Chadwick Rantanen
Ward
14.9. – 5.11.2017
Chadwick Rantanen arbeitet mit handelsüblichen und industriell hergestellten Produkten, in denen er Vorschläge zu einer vorgesehenen Verwendung ausmacht. Die Erkundung dieser Angebote artikuliert sich in spezifischen Produkten durch die Schnittmenge, in der Kontext, Ästhetik und Funktion einander überschneiden. Wie in einem Frage-Antwort-Schema stehen sich der normale Gebrauch eines Produkts und seine Fähigkeit, auf andere Weise eingesetzt zu werden, gegenüber. Wird es in eine Skulptur eingebettet, wird sein ursprünglicher Zweck daher erweitert; der Gegenstand bleibt funktional intakt, wenn auch in leicht verrückter Form. Rantanen hat Skulpturen, Installationen und ortsspezifische Interventionen mit Neonröhren, Tennisbällen, Plastikeimern, Tassen und Kuckucksuhren hergestellt, die oft eine Verschiebung der Wahrnehmung eines Raums oder Umfelds bewirken.
In seiner Ausstellung Ward zeigt Rantanen einen neuen Werkkomplex, in dem er sich mit der Produktgestaltung für Gesundheitseinrichtungen befasst und untersucht, wie diese Umgebungen darauf ausgelegt sind, bestimmte körperliche und ästhetische Erfahrungen hervorzurufen. Ein Tapetenwandbild bildet den Hintergrund für skulpturale Objekte, die von der Decke herabhängen oder auf dem Boden angeordnet sind. Die Tapete resultiert aus der Auseinandersetzung des Künstlers mit aus Arztpraxen und Kliniken vertrauten Wandgestaltungen, die sich aus einem informellen, aber doch standardisierten Repertoire an Themen, Figuren, Formen und Farben speisen. Während Rantanen sämtliche Figuren aus zahlreichen Vorlagen entfernt hat, hat er charakteristische Formen und Farben beibehalten und vermischt, um sein eigenes vielschichtiges Muster zu entwerfen. Auf diese Weise verdichtet er die neutrale, angenehme Atmosphäre, die die handelsüblichen Tapeten ausstrahlen sollen, und ästhetisiert ihr Vokabular und ihren Aufbau.
Vor dieser glatten computergenerierten Bildlichkeit, die zwei Wände bedeckt, baumeln handgemachte skulpturale Objekte von der Decke. Gerippe aus Holz und Metall lassen an Strukturen aus der Natur wie die eines Blattes denken. Stücke hauchdünner gemusterter Folie in verschiedenen Farben sind über die Gestelle gebreitet. Diese „Häute“ sind antimikrobielle Beschichtungen, die auf im Gesundheitsbereich verwendete Textilien aufgebracht werden und normalerweise nicht wahrnehmbar sind. Sie bilden eine Art doppelte Barriere, indem sie Menschen vor Keimen schützen und zugleich Krankenhausmöbel strapazierfähiger und ästhetisch ansprechender machen. Für seine Skulpturen hat Rantanen den Schutzfilm von Rollen fabrikneuer Stoffe wie eine Hautschicht abgezogen. Dabei bleiben Spuren der Musterung des Textils erhalten, sodass eine Art umgekehrter Transferdruck entsteht. Da der Künstler diese „Häutung“ von Hand vornimmt, sind die Folien teils eingerissen oder hängen in Fetzen – für sich betrachtet zeugen sie von Zersetzung und Zerfall. So fügt sich Ward zu einer Umgebung, in der sich Dystopie mit Behaglichkeit mischt.
geboren 1981 in Wausau (Wisconsin, USA), lebt und arbeitet in Los Angeles.