Cevdet Erek
29.11.2025 – 22.2.2026
Cevdet Erek schafft Werke an der Schnittstelle von Klang, Skulptur und Architektur. In seiner audiovisuellen Praxis geht er Ton, Raum und Raumwahrnehmung sowie den Begriffen von Zeit und Geschichte nach. Der Istanbuler Künstler schöpft aus seinem großen Erfahrungsschatz als Architekt, Dozent, Musiker und Toningenieur, um ortsspezifische Rauminstallationen und Klangumgebungen zu entwerfen. Diese laden das Publikum ein, sich aktiv auf den Raum einzulassen und über die Sinneseindrücke nachzudenken, die durch das rhythmische Wechselspiel zwischen Klang und dem eigenen Körper vermittelt werden. Oft setzt Erek Serialität als Mittel ein, um die Subjektivität gelebter Erfahrungen an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten und in diversen kulturellen Kontexten zu unterstreichen.
Bergama Stereo (2019–24), eine Architekturinstallation mit Klang sowie einem Performanceprogramm, stellte er 2019 auf der Ruhrtriennale in Bochum der Öffentlichkeit vor. Im späten 19. Jahrhundert verbrachte das Deutsche Reich Bruchstücke des hellenistischen Pergamonaltars von ihrem Ursprungsort im Westen der heutigen Türkei nach Berlin. Als Auseinandersetzung mit der Form des Altars, der ihm zugeschrieben historischen Funktion und seiner zeitgenössischen Rezeption wurde Bergama Stereo anschließend im Hamburger Bahnhof in Berlin gezeigt. Die 34-Kanal-Komposition mit Lautsprechern interpretiert den Skulpturenfries durch akustische Aktivierung mit einer Mischung aus Techno, einem wichtigen Element in der heutigen Berliner Kulturszene, und traditionellen Tanzrhythmen auf der Basstrommel Davul, einem charakteristischen Instrument in der Musik der Region um Bergama, dem Ursprungsort des Altars. Anschließend begann Erek, seine abstrahierte Nachbildung des Altars in Fragmente zu zerlegen und unterstrich damit die Verteilung der Originalrelikte an zahlreiche Orte. Die erste Version wurde 2021 am Ursprungsort neben den wichtigsten antiken Überresten präsentiert. Weitere Ausführungen erschienen in Istanbul und Singapur. Zuletzt dazugekommen ist Bergama Stereo – Berlin Fragment, das derzeit im Rahmen der Sammlungspräsentation im Hamburger Bahnhof zu sehen ist. Diese über diverse Länder verteilten verschiedenen Fassungen tragen zu einer kritischen Diskussion über kulturelles Eigentum und alternative Formen des Ausstellens bei.
Room of Rhythms (2010–12) entstand zuerst für die documenta 13 in Kassel und wurde dann zu einer Serie; weitere Ausformungen wurden im MAXXI in Rom und auf den Biennalen von Sydney und Istanbul gezeigt. 2017 präsentierte Cevdet Erek mit ÇIN eine architektonische Klangintervention im türkischen Pavillon auf der 57. Venedig-Biennale.
geboren 1974 in Istanbul, lebt in Istanbul