Gruppenausstellung
Body Display – Performative Installation #4
19.2. – 18.4.2004
Körper und Ökonomie
Die Ausstellung Body Display ist die vierte Station der fünfteiligen Ausstellungsreihe Performative Installation, eine Initiative des Siemens Arts Program in Kooperation mit der Galerie im Taxispalais in Innsbruck, dem Museum Ludwig in Köln, dem Museum für Gegenwartskunst Siegen, der Secession, Wien, und der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig. Alle Stationen behandeln das gemeinsame Thema unter jeweils verschiedenen Gesichtspunkten: Konstruktion & Situation, Erzählung, Kommunikation, Körper & Ökonomie sowie Architektur.
Body Display thematisiert den menschlichen Körper im ökonomischen Kontext. Der Begriff Display verweist auf die räumliche Präsentationsform, auf den bühnenhaften Rahmen, in dem sich der Körper zur Schau stellt und in dem er agiert. Zugleich bezieht er sich auf den Körper selbst, der als Display für verschiedene Rollen und Identitäten fungiert. In Korrespondenz zur thematischen Ausrichtung der Ausstellung wird in den Hauptraum der Secession mit einer eingehängten Decke eine imaginäre Bühnenfläche eingezogen, wodurch der Raum gleichermaßen zum Aktionsraum wie zum Projektionsraum – zur Black Box – wird.
Victor Alimpiev und Marian Zhunin inszenieren in ihrem Video Ode (2003) eine Choreografie scheinbar gleichgeschalteter, uniformierter Körper. Ohne erkennbaren Handlungszusammenhang bewegen sich Personen in einem Kollektiv, in dem sie gefangen und behütet zugleich erscheinen, und stellen damit das Verhältnis von Masse und Individuum in Frage.
Wortkaskaden, sprachliche Neuschöpfungen und deren Verdinglichung im Objekt dienen John Bock in seinen performativen Installationen als Leitfaden für Erzählungen, die um organische aber auch ökonomische Prozesse kreisen. Seine Installation Weißschweißproduktion (2003) aus Styroporblöcken, Stoffwand, Bahre und Videoprojektion behandelt den Körper und den Aspekt seiner Verletzlichkeit.
Die Arbeiten von Cosima von Bonin umfassen Installationen, Objekte, Malerei, Film, Musik und Performance. Mit Materialien aus der alltäglichen Wirklichkeit schafft sie surreale Räume, die Erinnerungen und Traumbilder assoziieren lassen. Mit einem überdimensionierten und nahezu archaisch zusammen gezimmerten Bett erteilt sie dem “natürlichen” Körpergefühl eine Absage.
Brice Dellsperger stellt in seinen Filmen Body Double bekannte Horrorfilme und Melodramen wie Psycho oder Vertigo nach. Die Figuren der Schauspieler lassen sich nicht einer definierten Rolle zuordnen und wechseln zwischen männlichem und weiblichem Rollenspiel. In Body Double #9(1997), der in der Projektion das Format eines Triptychons einnimmt, inszeniert Dellsperger eine zeitgenössische Pietà.
Andrea Fraser ist seit Mitte der 1980er-Jahre durch ihre institutionskritischen Untersuchungen bekannt. In der Doppelwand-Videoinstallation Exhibition(2002) tritt sie selbst als Tänzerin in einem brasilianischen Karnevalskostüm auf, um sich in das Bild einer Sambaformation in Rio de Janeiro einzuschreiben. Dabei überlagern sich die Kontexte von Schauspiel und künstlerischer Praxis.
Für ihre Kooperationen mit bekannten Unternehmen der Design- und Modewelt hat Svetlana Heger ihren Körper als Werbefläche zur Verfügung gestellt, um einen Warentausch zu vollziehen. In der Ausstellung zeigt sie mit Signed by… eine große Werbetafel, die ihre von einer Malerfirma aufgebrachte Unterschrift wie ein Logo präsentiert. Darüber hinaus wird ihre Signatur durch ein zusätzliches Sponsorenlogo selbst zum Werbemittel.
Anette Baldauf und Dorit Margreiter beziehen sich mit ihrer Arbeit She-Zone auf eine Shopping Mall in Abu Dhabi, einem Einkaufszentrum, zu dem ausschließlich Frauen Zutritt haben. Die weibliche Klientel sollte sich hier ohne Rücksicht auf religiöse und gesellschaftliche Zwänge frei vom männlichen Blick bewegen können.
Im Zentrum der Arbeiten von John Miller stehen unterschiedliche Identifikations- und Repräsentationsmodelle der Gesellschaft. Mit seinen Material-Assemblagen definiert er das Kunstwerk als libidinösen Konsumfetisch. Die Installation The Lugubrious Game (1999) zeigt die Szenerie einer Fernsehshow, die mit der Abwesenheit der Showgäste den medialen Ausverkauf beschreibt.
Der Autor und Regisseur René Pollesch beschreibt in seiner TV-Produktion 24 Stunden sind kein Tag (2003) die Lebens- und Arbeitssituationen in Zeiten der Globalisierung. Die ProtagonistInnen leiden an ihren geistig-seelischen Zuständen angesichts einer immer währenden Präsenz im elektronischen Raum, der die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit aufhebt. Sie irren bezugs- und beziehungslos durch ihre Freiheiten.
Eine Kooperation mit dem Siemens Arts Program
Siemens Arts Program